Im vergangenen Jahr stellte LG Chem in München die neue Speicherbaureihe Resu vor, dafür gab es einen Award der Speichermesse EES. In diesem Jahr zeigten die Koreaner ein neues Batteriemodul, das als Stand-alone-System ausgelegt ist.
Diese DC-Batterie sammelt 6,5 Kilowattstunden Sonnenstrom, bis zu zehn solcher Batteriemodule lassen sich zu einer Batterie von 65 Kilowattstunden kombinieren. Zwar steckt im Innern dieselbe JH3-Zelle wie in den Resu-Speichern. Doch pfiffig ist der hohe Grad der Standardisierung des neuen Batteriemoduls und seine Steuerelektronik. Denn mehrere Module werden nach dem Master-Slave-Prinzip verschaltet und mit dem Wechselrichter oder Ladereglern verbunden, die sie direkt ansteuern. Das bedeutet: Mit diesen Batteriemodulen kann jeder Systemintegrator sehr schnell große Speicher aufbauen und an die Wünsche der Kunden anpassen.
Zwar wird LG Chem vorerst nicht in den Markt der Gewerbespeicher eintreten, wie vor einem Jahr mit den Resu-Speichern in den Markt für private Endkunden. Doch mit dem Batteriemodul SBM (Stand-alone Battery Module) dürfte LG Chem sehr schnell zum wichtigsten Lieferanten der Anbieter von Gewerbespeichern aufsteigen.
Denn die JH3-Zelle, die kontinuierlich weiterentwickelt wird, weist eine sehr hohe Energiedichte auf. Sie wird vor allem in der Autoindustrie eingesetzt, schon bald wird die nächste Generation – JH4 – folgen. Dann ist bei der Energiedichte erneut ein Sprung nach oben zu erwarten.
Kosten senken durch Massenfertigung
Innerhalb des Batteriemoduls und in der Matrix der miteinander kombinierten Module werden die Zellen so angesteuert, dass die Batterie möglichst lange hält. Bei Schwächen oder Defekten lässt sich ein solches Batteriemodul problemlos aus dem Batterieschrank ziehen und ersetzen.
Dieses Batteriemodul wird man sehr bald in großen Stückzahlen produzieren. Auf diese Weise will LG Chem die Stückpreise in den Keller schicken, damit die Batterien günstiger werden. Das ist mit Einzelbatterien in festgelegten Leistungsgrößen wie bei der Resu-Serie nicht zu schaffen. Zwar haben die Koreaner im vergangenen Jahr bereits 5.000 Speicher verkauft. Doch wirklich hohe Stückzahlen erreicht man nur, wenn sich alle Speicher auf ein standardisiertes Batteriemodul stützen, das leicht integrierbar ist.
Ein Trend aus Asien
Auch der chinesische Batteriehersteller BYD, Panasonic aus Japan und die koreanische Konkurrenz von Samsung gehen diesen Weg.
Die Spannungslage der Batteriemodule liegt bei 51,8 Volt, die Module werden mit 42 bis 58,8 Volt betrieben. Aufgrund der hohen Energiedichte von 227 Wattstunden pro Liter sind die einzelnen SBM sehr kompakt und handlich.
Zellen auf höherer Stufe veredelt
Die Steuerung erfolgt über CAN 2.0B oder Modbus 485. Eine zweite Variante für 3,3 Kilowattstunden erreicht immerhin eine Energiedichte von 197 Wattstunden je Liter.
So macht es für die Anbieter von Speichern künftig keinen Sinn mehr, einzelne Zellen bei LG Chem zu ordern. In Zukunft werden sie komplette Batteriemodule kaufen und integrieren, das macht eine eigene Fertigung von Modulen überflüssig.
Damit zieht LG Chem diesen Teil der Wertschöpfung an sich, veredelt seiner Zellen auf höherer Stufe. Die Aussichten sind gigantisch: Bis 2020 könnte der Markt für Lithium-Ionen-Speicher auf 16 Gigawattstunden wachsen. 2016 betrug er rund drei Gigawattstunden. Von seinen Resu-Speichern hat LG Chem bisher in Europa immerhin schon rund 5.000 Stück verkauft.
Die erste Geige spielen
Dass die Koreaner gewillt sind, in diesem Geschäft die erste Geige zu spielen, bewies auch die Qualität ihrer Bewerbung um den EES Award: Nur wenige der eingereichten Dokumentationen waren derart umfangreich und hochwertig, was technische Details der Innovation, Prüfprotokolle und Zertifikate betraf.