Wie lief es für IBC Solar im Jahr 2017?
Udo Möhrstedt: Wir haben wieder Geld verdient, nach drei dürftigen Jahren. Ich sehe die Gesamtsituation unserer Märkte heute deutlich positiver als im vergangenen Jahr. Allerdings entwickeln sich die Märkte unterschiedlich.
Wie meinen Sie das?
Gern gebe ich Ihnen ein Beispiel: Die Franzosen haben angekündigt, in diesem Jahr ein Gigawatt zu installieren. Da bin ich skeptisch. Am Atomkraftwerk in Fessenheim sollen 300 Megawatt gebaut werden, aber dieser Ort ist nicht für Photovoltaik geeignet. Dort gibt es viel Wald. Andererseits rechne ich damit, dass der Zubau im Süden des Landes deutlich stärker sein wird.
Da sind wir schon im Jahr 2018. Zurück zum Vorjahr: Wie schätzen Sie die Nachfrage rückblickend ein?
Wir hatten eine sehr hohe Nachfrage nach Solarmodulen von IBC Solar. Ich denke, das hat auch damit zu tun, dass wir als solides Unternehmen bekannt sind. Wir hatten bisher keine finanziellen Schwierigkeiten und haben eine hohe Eigenkapitalquote von über 80 Prozent. Die Nachfrage war so hoch, dass wir zwei Monate lang einen Engpass hatten. Sogar unsere hohen Lagerbestände wurden aufgebraucht. Jetzt sind wir aber wieder im normalen Geschäft.
Wie viele Solarmodule haben Sie verkauft?
Die IBC Solar AG hat 2017 ungefähr 320 Megawatt umgesetzt. Dazu kamen unsere Regionalgesellschaften. Am Ende landeten wir 2017 bei über 420 Megawatt Absatz. Die Zahlen sind allerdings nicht final, der Geschäftsbericht steht noch aus.
Welche Märkte waren für Sie die Zugpferde?
Natürlich der heimische Markt in Deutschland, in dem der Eigenverbrauch das bestimmende Geschäftsmodell geworden ist. Allerdings haben wir auch bei den Ausschreibungen gut abgeschnitten. Bei der Runde im Februar konnten wir vier Projekte durchbringen, im April ebenfalls vier. Interessant war, dass die Preise bei der gemeinsamen Ausschreibung von Wind und Photovoltaik letztlich höher lagen als im Februar. Dennoch hat die Photovoltaik alle Zuschläge bekommen, die Anbieter von Windkraft keinen einzigen.
Wie interessant sind die verschiedenen Märkte im europäischen Ausland?
Spanien kehrt zurück. Dort spielt der Eigenverbrauch auch eine wachsende Rolle, ebenso in Italien. Obwohl beide Märkte vom Eigenverbrauch getrieben sind, laufen Stromspeicher in Spanien bislang nicht. In Italien hingegen entwickelt sich ein Speichermarkt.
Wie läuft es in der Türkei?
Ich erwarte, dass sich dort die Nachfrage abschwächt. Denn die Regelungen für die Ein-Megawatt-Anlagen laufen aus. Und bis die neuen Großprojekte wie angekündigt gebaut werden, kann noch einige Zeit vergehen.
Gibt es außerhalb Europas interessante Regionen?
Wir haben einen Schritt nach Südamerika gemacht. Und unser Geschäft in Südafrika entwickelt sich sehr gut, auch mit Speichern. Von Südafrika aus beliefern wir das ganze südliche Afrika.
Sind Sie auch in den USA aktiv?
Wir hatten in Cleveland und in San Francisco Büros, sind aus diesem Markt damals aber ausgestiegen. Vielleicht haben wir uns zu früh zurückgezogen. Man kann auch sagen, dass wir damals zu früh eingestiegen sind. Nun schauen wir uns diesen Markt an und werden sehen, ob wir erneut einsteigen.
Sie erwähnten die Stromspeicher, bei denen IBC seinerzeit ganz vorne dabei war, mit Bleispeichern und Lithiumspeichern. Wie viele Systeme konnten Sie 2017 absetzen?
Wir haben 2.500 Speichersysteme abgesetzt, vor allem für private Endkunden. Bei den Gewerbespeichern wird der Markt noch etwas Zeit brauchen. Ich sehe den Speichermarkt heute ungefähr dort, wo die Photovoltaik 1988 oder 1989 stand. Aber er entwickelt sich mit hoher Geschwindigkeit, da muss man mithalten.
Sie haben noch immer Bleispeicher im Angebot. Geht da überhaupt noch was?
Im größeren gewerblichen Bereich gibt es noch Anwendungen, bei denen Blei seine Berechtigung hat. In Europa planen wir aber selbst größere Systeme aktuell eher mit Lithium. Rund 15 Prozent der Speicher, die wir verkauft haben, waren eher dem gewerblichen Bereich zuzuordnen. Wir können unseren Solstore Li bis zu 113 Kilowattstunden Speicherkapazität beziehungsweise 72 Kilowatt Leistung kaskadieren. Es gibt aktuell eine Anlage mit 16 Solstore Li.
Aber der Trend geht zu Lithium, oder?
Wir haben jetzt bei einem Unternehmen in der Nähe einen Lithiumspeicher mit 100 Kilowattstunden installiert, um zu experimentieren. Bis solche großen Lithiumspeicher massenhaft eingebaut werden, wird es noch ein bisschen dauern. Wir wollen Erfahrungen sammeln, ob man mit solchen Lösungen den Verbrauch eines Unternehmens glätten und die Spitzenlasten kappen kann. Auch bilden Elektroautos eine Herausforderung, wenn es um kurzzeitig hohe Leistungen geht. Neben dem Eigenverbrauch wären das interessante Modelle, um die Speicher zu refinanzieren.
Das Gespräch führte Heiko Schwarzburger.
Udo Möhrstedt
hat IBC Solar im Jahr 1982 gegründet, als Ingenieurbüro für Solartechnik und Batterien. Nach dem Studium in Münster und Gießen hatte sich Möhrstedt erste Sporen als Leiter des Bereichs Anwendungstechnik beim Batteriefabrikanten Varta verdient. Danach wechselte er zur Firma Moll Akkumulatoren. Heute gehört IBC Solar zu den führenden Mittelständlern in Bayern. Drei Mal wurde die Firma unter „Bayerns Best 50“ gekürt. Nebenbei sitzt Udo Möhrstedt für die CSU im Stadtrat.