Im vergangenen Jahr haben die Speicherhersteller in Deutschland einen Umsatz von 15,7 Milliarden Euro erwirtschaftet. Wobei diese Summe sowohl für Wärme- als auch für Strom- und für Wasserstoffspeicher gilt. Der Anteil der Stromspeicher liegt bei 6,125 Milliarden Euro.
46 Prozent Wachstum
Über die gesamten Speichertechnologien hinweg gesehen ist das aber nicht nur ein neuer Höhepunkt der Investitionssumme, sondern auch mit Blick auf das Wachstum ein neuer Rekord. Denn gegenüber 2022 ist die Investition in die Strom- und Wärmespeicher um 46 Prozent gestiegen. Das teilt der Bundesverband Energiespeicher Systeme (BVES) mit.
Zum Vergleich: 2022 wurden insgesamt 10,8 Milliarden Euro in neue Speicher investiert. Das war damals gegenüber 2021 ein Wachstum um 21 Prozent. Auch vorher lag das Umsatzwachstum nur zwischen 14 Prozent im Jahr 2020 und 29 Prozent im Jahr 2021. Der BVES geht davon aus, dass auch im Jahr 2024 nicht das Wachstum erreicht wird wie 2023.
Für dieses Jahr 36 Prozent Umsatzplus erwartet
Der Verband schätzt, dass in diesem Jahr 36 Prozent mehr als 2023 in Speicher investiert werden. Doch dies wäre immer noch eine Investitionssumme von 21,4 Milliarden Euro, wobei da auch noch leichte Unsicherheiten mit eingepreist werden. „Die weiter sehr positive Entwicklung im Jahr 2023 zeigt, dass die Bedeutung von Energiespeichersystemen für ein stabiles und kosteneffizientes Energiesystem stark zunimmt“, sagt Urban Windlen. „Die Branche bedient mittlerweile die verschiedenen Märkte in der gesamten Breite an Anwendungen in allen drei Sektoren Strom, Wärme und Mobilität. Gleichzeitig bringt sie gerade im Industriesegment nicht die Kraft auf die Straße, die möglich wäre, sondern wird weiterhin politisch und regulatorisch ausgebremst“, kritisiert er.
Haushalte sind der Zubautreiber
Entsprechend sind die Privathaushalte immer noch der Haupttreiber des Zubaus. Auf dieses Segment entfielen im vergangenen Jahr 11,1 Milliarden Euro der gesamten Investitionen. Wobei hier der Anteil der Stromspeicher weitaus geringer ist. Dieser liegt bei 3,8 Milliarden Euro, ist damit aber immer noch mehr als doppelt so hoch wie die Batteriespeicherinvestition der Industrie- und Gewerbebetriebe, die bei 1,4 Milliarden Euro lagen. In die Großspeicherprojekte flossen sogar nur 952 Millionen Euro.
Investitionssumme verdoppelt
Damit hat sich die Investitionssumme der Haushalte in die Speicher im Vergleich zu 2023 verdoppelt. Inzwischen sind in diesem Segment zwei Millionen Speicher mit sechs Gigawatt Leistung und zehn Gigawattstunden Kapazität installiert. Ein grundlegender Trend ist, dass die Heimspeicher größer werden.Beim BVES führt man das vor allem auf die Elektromobiltät zurück. Denn die Elektroautos werden zunehmend mit Solarstrom geladen, der vorher im Speicher zwischengelagert wird.
Die Elektromobilität ist auch ein Zubautreiber für Speicher in Gewerbebetrieben. Hier geht es vor allem um die Ergänzung von Lademanagement für die Elektroautos durch den Speicher. Aber auch die gestiegenen Netzkosten sind für die Unternehmen ein Anreiz, diese durch Abschneiden der Lastspitzen mittels Speicher zu senken.
Potenzial im Gewerbebereich angehen
Dennoch muss die Branche in diesem Segment mit vielen Hemmnissen kämpfen. Urban Windelen nennt hier vor allem die Investitionsrisiken und die Rechtsunsicherheit, vor allem aber die langen Genehmigungsprozesse und der mangelnde Anreiz für Flexibilisierung. Doch das Potenzial für Speicher in den Betrieben ist noch längst nicht ausgereizt. „Deshalb sind wir auch mit den Prognosen in diesem Bereich vorsichtig“, sagt Urban Windelen. „Den wir bekommen seit Jahren das hohe Potenzial nicht gehoben.“
Mehr Großspeicher im Netz
Wachsrum registriert der Verband auch bei den Großspeichern. Ende 2023 waren in diesem Segment Batteriespeicher mit einer Leistung von 1,3 Gigawatt und 1,5 Gigawattstunden Volumen installiert. Hier lockt vor allem der inzwischen mögliche Arbitragehandel als Geschäftsmodell die Investoren. Diese laden den Strom, wenn er billig zu haben ist, in den Speicher und speisen ihn wieder ins Netz ein, wenn die Strompreise wieder steigen.
Speicher mit Ökostromanlagen werden wirtschaftlich
Ein deutliches Umsatzplus verzeichnet die Branche aber beim Bau von Großspeichern, die zusammen mit Ökostromanlagen gebaut werden. Vor allem Solarparks rechnen sich inzwischen – auch dank des wachsenden PPA-Marktes und der schwankenden Strompreise am Spotmarkt – immer mehr in Kombination mit einem Speicher. „Aber auch die Nachfrage aus der Windbranche steigt“, weiß Urban Windelen. „Die Projektierer von Windkraftanlagen haben bisher vor allem auf Wasserstoff als Speichermedium gesetzt. Doch sie wollen mit der Investition jetzt Geld verdienen und nicht in zehn Jahren.“ Deshalb nehmen viele jetzt die Batteriespeicher in den Blick.
Noch dicke Bretter bohren
Eine große Hürde für dieses Geschäftsmodell ist, dass die Speicher noch nicht am Markt teilnehmen können. „Wir haben in dieser Hinsicht in Deutschland noch dicke Bretter zu bohren. Das ist in anderen Ländern einfacher“, erklärt Windelen. „Denn in Deutschland werden Speicher immer noch nicht als Flexibililtätsgarant angesehen, sondern als zusätzlicher Verbraucher. Da sind wir noch nicht weitergekommen“, benennt er die nächste Aufgabe in diesem Bereich. (su)
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