Trotz des späten Beginns der Förderung stehen die Zeichen des Speichermarktes auch in diesem Jahr auf Wachstum. Analysten rechnen am Ende des Jahres mit bis zu 25.000 neu installierten Systeme.
Der Speichermarkt in Deutschland wächst weiter. Damit wird auch klar: Nicht nur die Förderung spielt eine große Rolle bei der Entscheidung der Anlagenbetreiber, sich einen Speicher anzuschaffen. Denn die Absatzzahlen stiegen auch im ersten Halbjahr 2016 trotz der Debatte um die Förderung und das verspätete Einsetzen der finanziellen Unterstützung. Vielmehr haben die hohen Stromkosten, die weiter sinkenden Preise für die Speichersysteme und vor allem die steigende Produktvielfalt der Anbieter einen signifikanten Einfluss auf das Marktwachstum. So haben Tesla und Mercedes Benz Energy im Marketing bei den Endkunden einen riesigen Einfluss. Die beiden Unternehmen bringen mit ihren Kampagnen den Speichermarkt in Schwung, auch wenn sich das in den Marktanteilen und Absatzzahlen der beiden Hersteller noch nicht widerspiegelt. Dies ist ein Ergebnis der Analyse der weltweiten Speichermärkte und der dazugehörigen Potenziale durch die Bonner Marktforscher von EuPD Research.
40 Prozent Marktwachstum
Konkret haben in Deutschland in der ersten Jahreshälfte 60 Unternehmen Speichersysteme angeboten. In den ersten sechs Monaten des Jahres 2016 wurden etwa 12.700 solcher Anlagen installiert. Die Analysten von EuPD Research erwarten, dass das Wachstum auch in der zweiten Jahreshälfte weitergeht. Sie gehen davon aus, dass über das gesamte Jahr hinweg betrachtet in Deutschland zwischen 23.000 und 25.000 Speichersysteme neu installiert sein werden. Das wäre ein Marktwachstum im Vergleich zu 2015 um etwa 40 Prozent.
Zusatznutzen fördert die Absatzzahlen
An den Absatzzahlen ist abzulesen, dass es nicht ausreicht, ein technisch ausgereiftes Produkt zu liefern. Vielmehr haben die Anbieter, die eine dazugehörige Dienstleistung anbieten, die Nase vorn. So ist Sonnen mit über 3.300 verkauften Systemen der Anbieter mit den meisten abgesetzten Speichern. Damit hat der Hersteller aus Wildpoldsried im Oberallgäu einen Marktanteil von 27 Prozent. Hier spielt ohne Zweifel das zusätzliche Angebot der Sonnencommunity eine entscheidende Rolle. Dabei können – vereinfacht gesagt – die Kunden von Sonnen virtuell die Überschüsse der anderen in der Community zusammengeschlossenen Anlagenbetreiber mit nutzen.
Auch Senec – mit 19 Prozent Marktanteil der in diesem Jahr zweitgrößte Speicheranbieter in Deutschland – ist von vorn herein mit einer zusätzlichen Dienstleistung an den Markt gegangen. Das Leipziger Unternehmen hat nicht nur den Stromspeicher angeboten, sondern auch die kostenlose Nutzung von Überschussstrom aus dem Netz. Senec hat den Netzbetreibern die Speicher als Verbraucher angeboten hat, wenn diese zu viel Strom in ihrem Netz haben. Dann werden nicht nur die Börsenpreise negativ, sondern die Netzbetreiber sind froh, die Überschüsse irgendwohin schieben zu können. Während Senec die Vergütung dieser Dienstleistung bekommen hat, können die Betreiber der Speicher den Strom aus dem Netz nutzen, ohne ihn bezahlen zu müssen.
Deutsche Anbieter international weit vorn
Weiter abgeschlagen liegen E3/DC mit zehn Prozent Marktanteil und LG Chem mit einem Anteil von neun Prozent am deutschen Markt auf den weiteren Plätzen. Solarwatt bringt es mit dem My Reserve bisher auf einen Marktanteil von sechs Prozent in Deutschland, was einen Absatz von gut 760 Speichern bedeutet.
Den beiden großen deutschen Anbietern hilft dabei der gute Stand auf dem Heimatmarkt auch, den Absatz in anderen Ländern zu beflügeln. So hat Sonnen auch in den Wachstumsmärkten USA und Australien mit 17 beziehungsweise 13 Prozent einen bedeutenden Marktanteil. Insgesamt hält das Allgäuer Unternehmen einen Anteil am internationalen Speichermarkt von 23 Prozent und liegt damit an der Spitze, gefolgt von LG Chem mit einem Marktanteil von 13 Prozent. Die drittgrößten Speicherhersteller weltweit sind Senec und Tesla mit einem Anteil von jeweils neun Prozent. Auf den weiteren Plätzen liegen E3/DC, SMA, Fronius, Solarwatt und der chinesische Anbieter GCL System Integration Technology. „Die internationale Präsenz deutscher Speicheranbieter zeigt, dass sie es schaffen, auf länderspezifische Anforderungen zu reagieren und ihre Produkte in guter Qualität zu erschwinglichen Preisen anzubieten“, erklärt Martin Ammon, Leiter Energiewirtschaft bei EuPD Research. „Unsere Analyse zeigt, dass sich die deutschen Anbieter ausgehend von dem europäischen Markt auch außerhalb von Europa bereits etabliert haben.“ (su)