Der Ökostromversorger WEMAG im mecklenburgischen Schwerin baut den ersten kommerziellen Großspeicher Europas. Mit einer Leistung von fünf Megawatt soll der Batteriepark kurzfristige Netzschwankungen ausgleichen. „Im Netzgebiet der WEMAG sind knapp 800 Megawatt Anschlussleistung aus regenerativen Quellen installiert“, erklärt Thomas Pätzold, Vorstand der WEMAG. „Etwa 80 Prozent der verbrauchten Strommengen werden hier aus erneuerbaren Energien gewonnen.“ Mit Hilfe des Großspeicher wird es möglich, die Frequenz im Übertragungsnetz zu stabilisieren und die angeschlossenen Solarstrom- und Windkraftanlagen sicher in das bestehende Netz zu integrieren. Die Netzstabilisierung wird in verschiedenen Spannungsebenen wirken. Das Batteriespeicherwerk soll am 110-Kilovolt-Umspannwerk im Schweriner Stadtteil Lankow errichtet werden. So ist die Integration in das regionale Verteilnetz und eine Anbindung an das nahe gelegene 380-Kilovolt-Höchstpannungsnetz sichergestellt.
Erster Einsatz der neuen Lösung
Mit dem Bau des Stromspeichers wurde der Berliner Anbieter Younikos beauftragt. Das Unternehmen hat sich in den letzten Jahren mit der technischen und wirtschaftlichen Entwicklung voll automatisierter Batterieparks beschäftigt. Die erst kürzlich zusammen mit Samsung SDI entwickelte Lösung soll hier zum ersten Mal zum Einsatz kommen. Die Berliner liefern das Know-how und die Koreaner die Lithium-Ionen-Batterien, auf die sie 20 Jahre Garantie geben. „Wenn wir den Umstieg auf Erneuerbare ernst nehmen, müssen wir in der Lage sein, fossile Kraftwerke ganz abzuschalten, wenn genug Wind- und Sonnenstrom da sind“, erklärt Clemens Triebel, Gründer und Technikchef von Younikos. „Leistungsfähige Speicher, die kurzzeitige Schwankungen ausgleichen, sind dafür der Schlüssel und gleichzeitig ein wichtiger Hebel für mehr Erneuerbare: Jedes Megawatt an installierter Batterie ersetzt das Zehnfache an sonst für die stabile Stromversorgung benötigter konventioneller Kraftwerksleistung. So schaffen wir schnell mehr Platz für Wind- und Sonnenenergie in unseren Netzen. Gemeinsam mit der WEMAG werden wir beweisen, dass sich das – gerade für innovative Stromversorger – schon heute rechnet.“ Damit diese Rechnung auch aufgeht, wird Younikos den Batteriepark beim zuständigen Netzbetreiber 50 Hertz Transmission für die Einbringung von Primärregelleistung präqualifizieren. Damit könnte das System am Markt für Primärregelleistungen teilnehmen und sich so refinanzieren. Die Berliner haben schon erste Erfahrungen mit der Teilnahme an diesem Markt gesammelt. Das Unternehmen stellt schon seit Dezember 2012 Primärregelenergie aus seinen installierten Batterien am Technologiezentrum in Berlin-Adlershof bereit.
Eine letzte Hürde steht in Berlin
Younicos wird im Juli dieses Jahres mit dem Bau des Großspeicher mit einer Kapazität von fünf Megawattstunden beginnen. Mitte 2014 soll er dann der WEMAG schlüsselfertig übergeben werden. Allerdings gibt es noch eine Hürde. Für die Finanzierung des Speichers beantragt Younicos Mittel aus dem Umweltinnovationsprogramm des Bundesumweltministeriums. Damit will das Berliner Unternehmen die Erstprojektrisiken abdecken. Deshalb wird der Speicher nur gebaut, wenn das Umweltministerium die beantragten Mittel beisteuert. (Sven Ullrich)