Familie Ommen betreibt an der ostfriesischen Nordseeküste seit vielen Jahren ihren Bauernhof. Vor zwei Jahren hat sie sich zu einem großen Teil unabhängig von Stromversorger gemacht. Seither tickt die Uhr auf dem Ommenhof nach dem Rhythmus der Sonne. Denn den größten Teil der Stromversorgung sollten Solaranalgen mit einer Leistung von 60 Kilowatt übernehmen. Damit auch Strom in Zeiten vorhanden ist, wenn die Sonne nicht scheint, hat sie sich noch einen Stromspeicher installieren lassen. Dieser kann immerhin 64 Kilowattstunden Sonnenenergie zwischenlagern. Mit einer Leistung von 60 Kilowatt ist er in der Lage, bei Bedarf alle Stromverbraucher zu bedienen.
Bilanz gezogen
Jetzt, nach 20 Monaten Betriebszeit, wurde Bilanz gezogen, ob die Idee der Autarkie von Stromversorger und der Senkung der Energiekosten funktioniert. Die Berater von Powertrust, einem Speicherhersteller aus Bremen, der das Batteriesystem geliefert hat, haben die Ertrags- und Verbrauchsdaten ausgewertet und sich mit den Betreibern des Agrabetriebs unterhalten. Die Daten sprechen Bände. Denn die 100 Milchkühe, diverse Kleintiere und fünf Ferienwohnungen verbrauchen rund 45.000 Kilowattstunden Strom pro Jahr. Seit dem Umstieg auf die Selbstversorgung ist der Strombezug vom Versorger auf 10.000 Kilowattstunden pro Jahr gesunken. Den Großteil des Stroms liefert die Sonne – kostenlos.
78 Prozent autark versorgt
Die Kombination aus Photovoltaikanlagen und Stromspeicher bedient fast 78 Prozent des Energiebedarfs. Allerdings kann sie nicht den gesamten Strom nutzen. Das schlägt sich auch auf die Kosten nieder. Bei einem Preis von 22 Cent pro Kilowattstunde, für den die Familie Ommen den Strom von ihrem Versorger einkauft, spart sie jetzt jedes Jahr etwa 7700 Euro Energiekosten. Dazu kommt noch die Einspeisevergütung für den Strom, den die Familie nicht vor Ort verbraucht und ins Netz einspeist. „Das System funktioniert, die Auslegung passt“, erklärt Hauke Heitshusen, der Beauftragte für Sonderprojekte der Firma Powertrust.
Feriengäste sind begeistert
Auch die Familie Ommen ist zufrieden. „Alle Gäste, die zu uns kommen machen mit“, erzählt Henning Ommen, „Täglicher Eigenverbrauch und optimal an die Sonne angepasster Verbrauch sind zu einer Art Hofsport bei unseren Feriengästen geworden. Sie erleben und leben Grüne Energie während ihrer Ferien auf dem Bauernhof. Das gibt dem Urlaub auf dem Bauernhof eine andere Dimension, wir machen die Energiewende erlebbar, wir haben erneuerbare Energie zum Anfassen. Das kennen viele ja nur aus dem Fernsehen“, betont der Landwirt. (su)
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