Der Bundesverband Wärmepumpe (BWP) hat eine aktuelle Studie zur Marktlage der eigenen Branche vorgelegt. Demnach sei es durchaus möglich, die Installationszahlen bis 2030 weiter zu steigern und am Ende dieses Jahrzehnts auf bis zu einer Million Geräte pro Jahr zu kommen. Damit kann die Branche die von der Bundesregierung anvisierten Ziele erreichen. Denn der Plan Berlins sieht vor, dass bis 2030 der Bestand an Wärmepumpen von derzeit 1,4 auf sechs Millionen Anlagen steigen soll. Schon für das kommende Jahr ist die Neuinstallation von 500.000 Geräten vorgesehen.
53 Prozent Marktwachstum in 2022
Um die Ziele zu erreichen, muss aber die Bundesregierung noch jede Menge Hausaufgaben machen. „Die Industrie geht momentan massiv in Vorleistung. „Die Unternehmen investieren in die Erweiterung von Fertigungskapazitäten, in neue Werke und neue Arbeitsplätze“, sagt Martin Sabel, Geschäftsführer des BWP. „Das trägt Früchte: Der Absatz konnte im letzten Jahr um 53 Prozent auf 236.000 Geräte gesteigert werden. Jetzt ist die Politik am Zug: Die Industrie braucht für den weiteren Ausbau der Kapazitäten verlässliche Rahmenbedingungen und industriepolitische Unterstützung.“
So kritisiert Sabel die Regelungen bei der Strom- und Gaspreisbremse, die bei Verbrauchern für Verunsicherung sorge. „Warum wurde fossiles Erdgas steuerlich entlastet, der zunehmend erneuerbar erzeugte Strom aber nicht?“, fragt der BWP-Chef. „Diese Widersprüche muss die Politik jetzt schnell auflösen. Dann ist die geplante Installation von 500.000 Geräten für das kommende Jahr kein Problem.
Handwerker bauen immer mehr Wärmepumpen ein
Denn auch das Fachhandwerk sorgt vor, braucht aber mehr Verlässlichkeit, worauf es sich in den kommenden Jahren einstellen soll. „Das Fachhandwerk macht momentan eine beachtliche Entwicklung durch. Das Interesse von Handwerkern am Einbau von Wärmepumpen ist groß, die Fortbildungsangebote der Hersteller und Innungen werden stark nachgefragt. Diese Entwicklung muss durch eine klare Perspektive verstetigt werden“, betont Martin Sabel.
Gebäudesektor auf Klimaschutzkurs bringen
Diese Perspektive könnte laut Studie die bevorstehende Novelle des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) bieten. Denn dort soll nach den Plänen der Ampelkoalition festgelegt werden, dass ab 2024 jede neue Heizung zu mindestens 65 Prozent mit erneuerbarer Energie betrieben werden muss. Dadurch würden Wärmepumpen endgültig zur neuen Standardheizung, sind sich die Branchenvertreter sicher.
Industrie baut aus
So werden laut Studie die Absatzzahlen der Industrie auch nach 2024 weiter anwachsen und könnten bis Ende des Jahrzehnts bei einer Millionen Geräten pro Jahr stehen. Das erfordere große Umwälzungen in der Heizungsindustrie, einer mittelständischen Branche, deren Werke auch häufig wichtige Arbeitgeber in ländlichen Regionen seien, betonen die Branchenvertreter.
So bauen die Unternehmen derzeit ihre Produktionskapazitäten aus und stellen neues Personal ein. „Die Heizungsindustrie in Deutschland und Europa ist bei der Wärmewende auf Kurs. Massive Investitionsprogramme der Hersteller sichern die zukünftig benötigten Wärmepumpenmengen ab“, sagt Tillman von Schroeter, Geschäftsführer von Vaillant Deutschland. „Die Politik sollte die Industrie auf diesem Weg unterstützen. Die im Koalitionsvertrag angekündigten Superabschreibungen sind dafür ein gutes Beispiel. Sie verbessern die Liquidität, um die Investitionspläne umzusetzen. Aber auch die Immobilienbesitzer benötigen gute und verlässliche Rahmenbedingungen, daher sollte eine nachhaltige Energie- und Förderpolitik die Sanierung alter Heizungen in den Mittelpunkt stellen“, fordert von Schroeter. (su)