Kaco New Energy hat auf die Veröffentlichung des Rankings in der Oktoberausgabe des Magazins photovoltaik reagiert und meldet, bereits letztes Jahr seine Fertigungskapazität stark ausgebaut zu haben. Das Unternehmen aus dem süddeutschen Neckarsulm könne pro Jahr Wechselrichter mit einer Leistung von zusammen 9,5 Gigawatt herstellen.
Kaco und Siemens liefern sich im aktuellen Ranking der Wechselrichterproduzenten ein Kopf an Kopf Rennen um den dritten Platz. Das Ranking basiert auf Schätzungen der renommierten Analysten von IHS über die verkaufte Wechselrichterleistung und erschien in der Ausgabe Oktober 2012 der photovoltaik. Kaco verkaufte danach Wechselrichter mit zusammen 1,1 Gigawatt. Die mögliche Produktionskapazität haben die Analysten auf 2,625 Gigawatt geschätzt, also deutlich geringer als Kaco selbst meldet.
Kaco gibt an, in drei Fabriken in Neckarsulm, einer Fabrik im kanadischen Ontario, einer Fabrik im US-amerikanischen San José und einer Fabrik in Seoul die Produktion schnell hochfahren zu und dann 9,5 Gigawatt produzieren zu können. „Die Fabriken und Maschinen dafür sind vorhanden“, sagt Andreas Schlumberger, Leiter Unternehmenskommunikation bei Kaco New Energy. „Eine hohe Produktionskapazität ist uns wichtig, um schnell auf kurzfristige Marktnachfrage zu reagieren“. Fährt das Unternehmen die Produktion hoch, muss es allerdings noch die Mitarbeiter einstellen und die Komponenten einkaufen. „Wir machen uns detaillierte Gedanken darüber, wie lange es dauert Personal zu finden und einzuarbeiten, um die kurzfristig erreichbare Kapazität abzuschätzen“, sagt Schlumberger.
Die Frage, wie schnell ein Unternehmen bei vorhandenen Fabrikhallen und Maschinen die Produktion hochfahren kann, ist nur schwer zu beantworten. „Das ist sehr subjektiv. Bei börsennotierten Unternehmen ist es einfacher als bei nicht börsennotierten, da es dort mehr Informationen gibt“, sagt Ash Sharma, bei IHS verantwortlich für den Solarbereich und das Wechselrichter-Ranking in der photovoltaik. „Wir nutzen für unsere Abschätzung keine von Unternehmen angekündigten Kapazitäten sondern müssen uns auf Basis der erhältlichen Informationen ein Urteil darüber bilden“.
Kapazitätsberechung bei Kaco
Die Angabe der Kapazitätszahlen ist allerdings auch per se nicht eindeutig. Kaco schätzt die sie wie folgt: Als erstes zählen die Experten die Zahl der Arbeitsplätze. Dann berechnen sie, wie viele Wechselrichter mit einer bestimmten Leistung daran in einer Woche gefertigt werden können. Dann rechnen sie die Wochenleistung auf eine Jahresleistung um. Im Jahr 2011 entstanden nach Angaben des Unternehmens in den ersten beiden Quartalen eine der drei Wechselrichterfabriken in Neckarsulm und die beiden nordamerikanischen Werke. Bei der Kapazitätsangabe zählen die darin vorhandenen Arbeitsplätze natürlich mit. Zwei Werke seien außerdem mit einem „Reserveflächenkonzept“ geplant. Außerdem halte das Unternehmen externe Produktionskapazität vor, so dass sich über die 9,5 Gigawatt hinaus sogar „eine Spitzenkapazität von zehn Gigawatt und mehr“ erreichen lasse. Diese Zahl gibt also an, welche Wechselrichterleistung das Unternehmen produzieren kann, wenn es der Markt verlangt.
Die Analysten von IHS schätzen dagegen die Wechselrichterleistung, die ein Hersteller in dem betrachtenden Jahr unter realistischen Bedingungen tatsächlich produzieren kann. Wenn ein Hersteller die Kapazität in dem betrachteten Jahr ausgebaut hat wie es bei Kaco der Fall war, stand die erhöhte Kapazität noch nicht das ganze Jahr zur Verfügung und die Analysten kommen dadurch auf eine geringere Kapazität. Das erklärt allerdings nur einen Teil der Diskrepanz zwischen den Angaben von IHS und Kaco.
Im Wechselrichter-Ranking im vergangenen Jahr hat die photovoltaik die Kapazität von Kaco übrigens auch mit zehn Gigawatt angegeben. Damals wurden wie in der Grafikbeschriftung vermeldet wirklich die Herstellerangaben herangezogen. Wie schnell sich die Kapazität im Bedarfsfall wirklich hochfahren lässt, ist von Seiten der Redaktion als Außenstehende allerdings nur sehr schwer einschätzen. (Michael Fuhs)