Beim Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elektroautos geht es nicht nur in die reine Anzahl der Ladepunkte. Diese müssen auch flexibel, intelligent und leistungsstark sein. Sie müssen auch in das Stromsystem der Zukunft passen. Ein entscheidendes Werkzeug dafür sind Energiespeicher. Denn damit muss der Ausbau der Ladeinfrastruktur nicht auf den immer noch stockenden Netzausbau warten und gelingt sogar noch preiswerter.
Schwerlastverkehr elektrifizieren
Das war der Konsens aller Referenten auf der Statuskonferenz des Bundesverbandes Energiespeicher (BVES) hergestellt haben. Vor allem für schnelles Laden sind die Speicher von entscheidender Bedeutung. Nur so gelingt es, auch den Schwerlast- und Lieferverkehr zu elektrifizieren. Doch der Ausbau von solchen Ladehubs würde mit dem dann notwendigen Ausbau der Netzanschlüsse mehrere Jahre dauern, wenn es denn überhaupt gelingen würde.
Speicher sparen Netzerweiterung
Mit Stromspeichern lassen sich die erforderlichen Lasten auch ohne teure und langwierige Verstärkung des Netzanschlusses realisieren. „Ladeinfrastruktur mit Pufferspeicher ist keine Zukunftsmusik – es ist die Realität der Mobilitätswende“, betont Thomas Speidel, Geschäftsführer von ADS-TEC Energy und Präsident des BVES. „Sie kann schnell und flexibel errichtet werden und eine hohe Ladeleistung bieten – unabhängig vom Netzanschluss.“
Energiebranche fordert weitere Konzentration auf Elektromobilität
Die Elektrifizierung der Mobilität bedeute, dass in kürzester Zeit viele Akteure ans Netz gehen, besonders im Schwerlastverkehr, betont Johannes Pallasch, Leiter Nationale Leitstelle Ladeinfrastruktur, bei der Statuskonferenz. „Damit jeder Akteur genug Leistung bekommt, wird es ergänzend zu den Netzanschlüssen auch Speicher brauchen, weil der Netzausbau nicht alle Bedarfe rechtzeitig bedienen kann“, erklärte er.
Flexibilitätsoptionen heben
Die Elektroautos bieten aber auch üppige Flexibilität an. Denn die Speicher der Elektroautos ermöglichen, die Ladeinfrastruktur intelligent ins Energiesystem einzubinden. Dieses Potenzial ist längst noch nicht gehoben. Deshalb standen auch die Regelungen für das bidirektionale Laden und wie dieses tatsächlich umgesetzt werden kann, auf dem Programm. Die Referenten haben gezeigt, welche Geschäftsmodelle damit möglich werden, was wiederum das Interesse der Kund:innen an Elektroautos steigert.
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Rechtlichen Rahmen erläutert
Ein zentrales Thema waren aber die Hürden, die seitens des Gesetzgebers der Elektromobilität in den Weg gestellt werden. So hat Alexander Dlouhy von der Rechtsanwaltskanzlei Osborne Clarke die rechtlichen Rahmenbedingungen für Ladesäulen erläutert. Dabei wurde klar, dass für eine erfolgreiche Mobilitätswende die Technologie allein nicht ausreicht. Die Branche braucht einen passenden rechtlichen Rahmen.
Absurditäten in Genehmigungsverfahren
Die Referenten haben hier aber nicht nur über einige Absurditäten berichtet, die sie im Rahmen von Genehmigungsverfahren erlebt haben. So hat beispielsweise Alexander Junge von Aral Pulse von diversen bürokratischen Hürden beim Planungsprozess berichtet. Die Referenten verwiesen auch darauf, dass einige Bundesländer bereits vorangehen und eigene Förderungen und Strategien für den Einsatz von Speichern in der Elektromobilität entwickelt haben. Allerdings betonten die Referenten, dass es einen stabilen Rechtsrahmen auf Bundesebene braucht.
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Die Politik muss handeln
So müssen die Genehmigungsverfahren für neue Ladehubs beschleunigt und vereinfacht werden. Schließlich scheitert die Umsetzung oft an hohen bürokratischen Hürden für innovative Anlagendesigns, etwa mit Eigenerzeugung, Speichern und Ladeinfrastruktur, wie aus den Vorträgen hervorging. Zudem sind rechtliche Erleichterungen für Stromspeicher essenziell für den schnellen Ausbau von größeren Stromtankstellen, an denen mit hoher Leistung geladen werden soll. Auch das bidirektionale Laden muss ermöglicht werden, um die Fahrzeugspeicher als Flexibilität für das Energienetz, aber auch für Gewerbebetriebe nutzen zu können. Außerdem müssen die Elektromobilität und die Stromversorgung regulatorisch zusammengeführt werden. Nur so kommt mehr Ökostrom in der Mobilität an. (su)