Wie der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) mitteilt, geht der Ausbau der öffentlich zugänglichen Ladeinfrastruktur für Elektroautos weiter voran. Inzwischen sind 39.538 dieser Ladepunkte im Ladesäulenregister des BDEW aufgeführt. Davon sind fast 15 Prozent Schnellladeläulen, die Gleichstrom mit mindestens 50 Kilowatt Leistung in die Akkus der Autos pumpen. Zum Vergleich: Anfang Dezember waren noch gut 33.100 öffentlich zugängliche Ladesäulen im Register des BDEW aufgeführt.
Starren Schlüssel abschaffen
Damit wären nach bisherigen Annahmen die Voraussetzung für einen Markt für Elektroautos in Deutschland von fast 400.000 Fahrzeugen geschaffen. Denn die EU-Kommission geht davon aus, das durchschnittlich für zehn Elektroautos mindestens eine öffentlich zugängliche Ladesäule notwendig sei. Die Autobranche, die Ladesäulenbetreiber und die Kommunen sind aber nach Beratungen in der Nationalen Plattform Zukunft der Mobilität (NPM) nach Angaben des BDEW zu dem Schluss gekommen, dass dieser starre Schlüssel, der von der EU-Kommission empfohlen wird, bei steigendem Marktanteil von Elektrofahrzeugen zu kurz greife.
Eine Million Ladepunkte bis 2030
Vielmehr ist der Ausbaubedarf dynamisch zu sehen, wie Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung, mit Blick auf das Ziel der Bundesregierung betont, dass bis 2030 bis zu zehn Millionen Elektroautos auf Deutschlands Straßen unterwegs sind. „Es ist mehr als fraglich, ob wir bis 2030 eine Million Ladepunkte brauchen, denn das wäre ein Szenario, das von mittlerweile überholten Voraussetzungen ausgeht”, sagt sie. Diese sehen den Bau von mindestens 900.000 Normalladepunkten mit einer Ladeleistung von elf Kilowatt vor.
Autos können schneller laden
Diese Forderung berücksichtige aber nicht die Entwicklung der Ladetechnik und der Autos. „Immer mehr Fahrzeuge können ja heute schon schneller laden”, erklärt Andreae. „Diese Dynamik müssen wir beim Ausbau der Ladeinfrastruktur berücksichtigen. Wichtig ist, dass die Ladeinfrastruktur den tatsächlichen Bedarf abdeckt und sichergestellt ist, dass immer ausreichend Möglichkeiten zum Laden gegeben sind.”
Ausbau auf Privatgrundstücken berücksichtigen
Deshalb müsse man beim Ausbau der Ladeinfrastruktur auch den Markt und die technologische Entwicklung mit einbeziehen. Hier sei entscheidend, wie viele viele vollelektrische Fahrzeuge zugelassen werden, die die öffentlich zugänglichen Ladesäulen wirklich brauchen, und wie viele Plug-in-Hybride gekauft werden, die nur selten öffentlich Strom tanken. Außerdem müsse man den Ausbau der Ladeinfrastruktur auf Privatgrundstücken mit berücksichtigen. „Um eine Übersubventionierung zu vermeiden, müssen wir die Ladetechnologien der Fahrzeuge und das Ladeverhalten der Elektromobilisten im Blick behalten”, betont die BDEW-Chefin. (su)
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