Deutsche Privatleute besitzen rund die Hälfte der installierten Leistung von Ökostromanlagen. Sie erzeugen gut ein Zehntel des gesamten Stroms hierzulande. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie.
Fast jede zweite Kilowattstunde Ökostrom kommt aus Anlagen von Privatleuten. Das ist das Ergebnis der neuen Studie „Definition und Marktanalyse von Bürgerenergie in Deutschland“, die das Marktforschungsinstitut Trend Research aus Bremen heute zusammen mit der Leuphana Universität Lüneburg vorgestellt hat. Die Erhebung der Eigentümeranteile mache deutlich, dass der Ausbau der Erneuerbarer den Energiemarkt „von einem nahezu monopolistischen zu einem polypolistischen Markt entwickelt hat“, sagte Dirk Briese, Geschäftsführer von Trend Research. „Das führt zu starken Veränderungen im gesamten Energiemarkt bis zur Notwendigkeit, diesen zu reformieren.“ Insgesamt seien 47 Prozent der bis Ende 2012 installierten Leistung aus Ökostrom in Bürgerhand. Zum Vergleich: Das ist knapp ein vier Mal so großen Anteil wie die Energieversorger haben. Die besitzen rund zwölf Prozent der Anlagen.
Die Studie differenziert bei der „Bürgerenergie“ zwischen drei Akteursgruppen: den Einzeleigentümern, den Bürgerenergiegesellschaften und der Bürgerenergie im weiten Sinne. Auf die Einzeleigentümer entfällt dabei etwas mehr als die Hälfte der installierten privaten Energie. Über 56.000 Gigawattstunden wurden in Bürgeranlagen insgesamt erzeugt. Das entspricht 43 Prozent des produzierten Ökostroms und über zehn Prozent des gesamten Strombedarfs in Deutschland.
Bloß ein Lippenbekenntnis der Konzerne?
„Während die Bürgerenergie einen großen Anteil an der Energiewende in Deutschland hat, tragen die Energieversorgungsunternehmen kaum etwas zur Energiewende bei“, erklärt Rene Mono, Geschäftsführer der 100 Prozent erneuerbar Stiftung und Vertreter der Initiative „Die Wende – Energie in Bürgerhand“. Es stelle sich die Frage, ob das „Ja zur Energiewende“ der Energieversorger mehr ist als ein bloßes Lippenbekenntnis“, so Mono.
Die Ergebnisse der Studie würden zeigen, dass die Bürger Verantwortung für die dezentrale Energiewende übernehmen und dabei auch große Projekte schultern, ergänzt Philipp Vohrer, Geschäftsführer der Agentur für Erneuerbare Energien. „Sie betreiben nicht nur 48 Prozent der Solarleistung, sondern auch die Hälfte der installierten Windenergie und einen großen Teil der Bioenergie.“ Die Studie wurde im Auftrag der Initiative „Die Wende – Energie in Bürgerhand“ und der Agentur für Erneuerbare Energien erstellt. (nhp)