Der bisherige Leiter des Geschäftsbereichs Verbraucherpolitik des Verbraucherzentrale Bundesverbandes wird zum Mannheimer Energieversorger MVV Energie wechseln. Dort wird er eine neue Abteilung aufbauen. Krawinkels Stelle wird demnächst ausgeschrieben.
Der langjährige oberste Verbraucherschützer Holger Krawinkel wechselt in die Wirtschaft. Das gibt der Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) bekannt. Krawinkel ist seit 2013 Leiter des Geschäftsbereichs Verbraucherpolitik im Bundesverbrand. Zum 15. Juli dieses Jahres wird er zum Mannheimer Energieversorger MVV Energie wechseln. Dort wird er eine ganz neue Abteilung aufbauen, die sich um die Interessen und Bedürfnisse der Kunden des Energieversorgers kümmern wird. „Mit der Berufung von Holger Krawinkel machen wir einmal mehr deutlich, dass für uns der Kunde im Mittelpunkt unseres Unternehmens steht“, betont Ralf Klöpfer, Vertriebsvorstand von MVV Energie.
Vom Kritiker zum Unterstützer
Krawinkel kam 2004 zum VZBV und übernahm dort zunächst den Fachbereich Bauen, Energie, Umwelt. Dort hat er sich zunächst immer wieder gegen die großzügige Förderung der Photovoltaik ausgesprochen. Er wollte die Verbraucher vor steigenden Strompreisen aufgrund der Förderung schützen. Als klar wurde, dass die Photovoltaik keine weiteren Kosten für die Verbraucher mehr verursachen würde, schwenkte er um und setzte sich seither für den weiteren Aufbau von Solarstromanlagen in Deutschland ein. Jüngst sprach er sich sogar gegen die EEG-Umlage auf den Eigenverbrauch von Strom aus Photovoltaikanlagen aus und unterstützte die Branche in ihrem Vorstoß, die Regelung im Zweifelsfall vom Bundesverfassungsgericht überprüfen zu lassen. „Wir haben in den vergangenen Jahren den weltweiten Durchbruch der Solarenergie finanziert – auch die deutschen Verbraucher“, erklärt Krawinkel. „Und jetzt wird ein Teil dieser Verbraucher den Nutzen dieser Finanzierung ausgeschlossen. Das kann nicht sein. Es ist völlig widersinnig, so eine Art Strafsteuer für die Nutzung dieser von uns verbilligten Solarmodule einzuführen. Ich hoffe sehr, dass auch dieses Element in der politischen Debatte noch zieht, so dass wir das nicht juristisch ausfechten müssen.“ Schließlich hat der VZBV unter seiner Leitung ausgerechnet, dass die Einsparungen für die privaten und mittelständischen Verbraucher bis zum Jahr 2018 jährlich ganze 54 Cent betragen. Statt dessen setzt sich Krawinkel dafür ein, die direkte Belieferung von Mietern mit Solarstrom vom Dach des Mehrfamilienhauses dem Eigenverbrauch gleich zu stellen.
Schwerer Abschied
„Holger Krawinkel hat die Energiepolitik in Deutschland entscheidend mitgeprägt und der Verbraucherpolitik eine starke, unüberhörbare Stimme verliehen. Er war in den letzten zehn Jahren eine der prägenden Persönlichkeiten des deutschen Verbraucherschutzes“, sagt Klaus Müller, Vorstand des VZBV. Der Wechsel in die Energiewirtschaft ist für mich eine spannende Herausforderung“, erklärt Holger Krawinkel. Er kenne aus seiner bisherigen beruflichen Erfahrung die unterschiedlichen Sichtweisen von Kunden, Unternehmen und Politik und sehe große Veränderungen durch die Energiewende. „Das nun in einem der führenden deutschen Energieunternehmen an einer Stelle zusammenführen zu können, ist eine reizvolle und anspruchsvolle Aufgabe“, betont er. „Es ist zugleich ein Beleg für die Bereitschaft und den Mut der MVV Energie, damit aktiv und offensiv als Dienstleister auf die Bedürfnisse ihrer Kunden einzugehen.“ Dennoch falle ihm der Abschied aus der Verbraucherpolitik nicht leicht. Der VZBV habe ihm stets die notwendigen Spielräume und die erforderliche Unterstützung gegeben, um die Interessen der Verbraucher im Energiebereich wirksam vertreten zu können. Krawinkels Nachfolge ist noch nicht geregelt. Die Stelle wird in Kürze ausgeschrieben. Bis dahin leitet Helga Springeneer den Geschäftsbereich Verbraucherpolitik allein. Teamleiterin Energie und Mobilität bleibt Marion Jungbluth. (Sven Ullrich)