Ein Bürgerentscheid bestimmt am 5. November über den Weiterbetrieb eines riesigen Kohlekraftwerks im Norden Münchens. Sollten die Initiatoren gewinnen, muss der Meiler bis 2022 stillgelegt werden.
In München entscheiden die Bürger am 5. November 2017 über die Stilllegung des großen Steinkohlekraftwerks im Norden der bayerischen Metropole. Block 2 des Kohlemeilers soll spätestens in fünf Jahren stillgelegt werden, fordern die Initiatoren des Bürgerentscheids. Die elektrische Leistung des Kraftwerksblocks liegt bei 363 Megawatt. Jedes Jahr werden hier 800.000 Tonnen Steinkohle verstromt. Die anderen beiden Blöcke des Kraftwerks werden mit Restmüll betrieben und haben zusammen eine Leistung von 48 Megawatt.
Mehr CO2 als der Straßenverkehr
Das Heizkraftwerk München Nord koppelt zwar die Stromerzeugung mit der Bereitstellung von Wärme für den gesamten Münchner Nordwesten. Doch trotz dieser Kraft-Wärmekopplung kritisieren die Gegner des Weiterbetriebs, dass die Anlage mehr Kohlendioxid ausstößt als der gesamte Straßenverkehr in der Stadt. „Die Abschaltung des alten Kohlekraftwerks ist die wichtigste und günstigste Klimaschutzmaßnahme in München und bringt mehr als alle bisherigen und geplanten Anstrengungen zusammen“, argumentieren die Kraftwerksgegner.
Kraftwerkspark zukunftstauglich machen
Der Kraftwerksbetreiber, die Stadtwerke München, hingegen will die Anlage länger betreiben. Wie lange, steht noch nicht fest. Das Kraftwerk erreicht nach Aussage der Stadtwerke allerdings erst 2035 das Ende seiner technisch-wirtschaftlichen Lebensdauer. Aufgrund des Ausstiegs aus der Kernkraft sei das Kraftwerk bis zur Fertigstellung der Nord-Süd-Gleichstromtrasse systemrelevant und könne daher nicht schon 2022 abgeschaltet werden, argumentieren die Stadtwerke. Die Gegner kontern, dass der Umstieg auf erneuerbare Energien in der Stadt das Ziel sein müsse und nicht der zentrale Stromtransport von Nord nach Süd. Dann brauche München flexible Anlagen, die schnell auf Schwankungen beim Stromverbrauch und der -produktion reagieren. Doch ein Steinkohlekraftwerk ist alles andere als flexibel, betonen die Kraftwerksgegner. Hier sei ein Umstieg auf Kraftwerke notwendig, die mit Ökogas betrieben werden. Nur so könne die Stadt ihre Energieproduktion zukunftstauglich machen. Dazu müsse der Ausbau der reichlich vorhandenen Geothermie und der Ökostromproduktion schneller vorantreiben. Die Stadtwerke lehnen dies allerdings mit Blick auf die dann notwendigen Baumaßnahmen ab. (su)