Der Hamburger Ökostromversorger Lichtblick hat zusammen mit dem Bundesverband Neue Energiewirtschaft (BNE) hat eine Studie über die Renditen für den Netzbetrieb veröffentlicht. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, welche Renditegarantien die Netzbetreiber brauchen, um das Netz wirtschaftlich unterhalten zu können. Hier geht es um die Verzinsung des Eigenkapitals, die ein Netzbetreiber mindestens erreichen kann.
Es geht aber auch noch mehr, wie eine Auflistung in der Studie zeigt. So haben die großen Netzbetreiber im Jahr 2019 Eigenkapitalrenditen zwischen sieben und 20 Prozent erwirtschaftet. Einige haben die Möglichkeiten sogar noch weiter ausgereizt und sich Eigenkapialrenditen von bis zu 82 Prozent von den Stromverbrauchern finanzieren lassen. Das ist möglich, da die etwa 900 Stromnetze in Deutschland außerhalb jeglicher Konkurrenz betrieben werden.
25 Milliarden Euro fürs Stromnetz
Für die Stromkonzerne, aber auch für die Stadtwerke und andere Investoren ist die ein attraktives Geschäft mit hohen Gewinnen. Allerdings sorgen die garantierten Renditen für den Aufbau und Betrieb neuer Netz von derzeit 6,91 Prozent für hohe Kosten für die Stromverbraucher. Für den Betrieb von bestehenden Netzen können die Unternehmen die Kosten so festlegen, dass sie mindestens 5,12 Prozent Rendite auf das Eigenkapital erwirtschaften. In der Studie sprechen die von Lichtblick und BNE beauftragten Autoren der Universität Lüneburg von 25 Milliarden Euro, die die Verbraucher in diesem Jahr an Netzkosten aufbringen müssen. Inzwischen sind sie der größte Einzelposten auf der Stromrechnung.
Gutachten sieht 3,03 Prozent als ausreichend an
Jetzt lenkt der Gesetzgeber ein und die Bundesnetzagentur will die Garantierenditen auf 4,59 Prozent für Neuanlagen und auf 3,03 Prozent für Bestandsanlagen senken. Hintergrund ist die anhaltende Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank und die deshalb dauerhaft niedrigen Marktzinsen, durch die sich die hohen Renditegarantien nicht mehr vermitteln lassen. Das sei immer noch zu hoch und sorge für Mitnahmeeffekte ohne dass dies dem Netzbetrieb selbst zugute käme, haben die Autoren ermittelt.
„Goldesel der Energiebranche“
Deshalb schlagen Sie eine Absenkung der garantierten Rendite für den Netzbetrieb auf 3,79 Prozent für neue Netze und 2,23 Prozent für den Betrieb des Bestandes vor. „Stromleitungen sind der Goldesel der Energiebranche“, begründet Markus Adam, Leiter der Rechtsabteilung von Lichtblick, den Vorstoß. „Die Kosten zahlen die Stromkunden. Die Regulierungsbehörden von Bund und Ländern können und müssen die Traumrenditen der Netzmonopolisten stärker als geplant senken. Denn auch bei einem niedrigeren Renditeniveau bleiben die nahezu risikofreien Investitionen in Stromleitungen sehr attraktiv.“
Zwei Milliarden Euro einsparen
Investitionen in die mit der Energiewende notwendige Netzertüchtigung oder den Netzausbau seien nach Angaben der Studienautoren immer noch ein lohnendes Geschäft. Allerdings würde die stärkere Absenkung gegenüber dem Vorschlag der Bundesnetzagentur die privaten Stromkunden um zusätzlich 810 Millionen Euro entlastet. Gegenüber dem aktuellen Zinssatz sind sogar etwa zwei Milliarden Euro an Einsparungen möglich.
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