Die Doppelnutzung von Ackerflächen für die Strom- und die Nahrungsproduktion steht bei vielen Landwirten ganz oben auf der Liste der Projekte, die als nächstes anzugehen sind. Doch sie stehen vor vielen Fragen. Welche Pflanzen gedeihen unter den Solarmodulen besonders gut, welche mögen die Verschattung nicht. Wie kann die Agriphotovoltaikanlage den Wasserhaushalt des Bodens verbessern? Wie ist das Optimum zwischen landwirtschaftlichen und Solarerträgen erreichbar.
Markthochlauf begleiten
Diesen Fragen widmet sich jetzt das Projekt Synagri-PV: Synergetische Integration der Photovoltaik in die Landwirtschaft als Beitrag zu einer erfolgreichen Energiewende. Hier wollen die Projektbeteiligten die Ergebnisse der bisherigen Forschungsanlagen, die sie wissenschaftlich begleitet haben, aufbereiten und bereitstellen, um den Markthochlauf der Agriphotovoltaik zu begleiten. Unter Koordination des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) sowie des Leibniz-Zentrums für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) arbeiten neun Partner aus Forschung, Praxis und Industrie gemeinsam an der Entwicklung eines Leitbildes für den Einsatz von Agriphotovoltaik in Deutschland.
Vorteile der Agriphotovoltaik
Hier fließen die Erkenntnisse aus den verschiedenen Pilotanlagen in Deutschland ein – sei es eine hohe Aufständerung der Module, die vertikale Installation von bifacialen Paneele, der Einsatz von Trackern oder die Überdachung von Beeren- und Steinobstfeldern, um diese vor Witterungseinflüssen zu schützen. Inzwischen sind auch Anlagen mit integrierter Bewässerung marktreif. „Damit sind Agri-PV-Systeme für die Landwirtschaft zunehmend attraktiv, weil hiermit eine Möglichkeit gegeben ist, die heimische Landwirtschaft auch gegenüber dem internationalen Markt wettbewerbsfähig zu halten und den Landwirtinnen und Landwirten zusätzliches Einkommen zu ermöglichen“, erklärt Max Trommsdorff, Projektleiter am Fraunhofer ISE. „Gleichzeitig können wir den Ausbau der erneuerbaren Energien vorantreiben, den Druck auf die knappe Fläche Land reduzieren und die Widerstandsfähigkeit gegenüber Wetterextremen und Klimawandel in verschiedenen Anbausystemen erhöhen.“
Rahmenbedingungen bisher ungeeignet
Dennoch sind bisher nur wenige Projekte realisiert. Eine der entscheidenden Hürden sehen die Projektbeteiligten in den bestehenden rechtlichen Rahmenbedingungen. Dazu gehören auch unzureichende Anreizsysteme und vergleichsweise aufwendige Genehmigungsprozesse. Zudem treten zunehmend Sorgen auf, etwa was die Akzeptanz der jeweils ansässigen Bevölkerung und die Landschaftsattraktivität angeht.
Potenziale nutzbar machen
Solche wirtschaftlichen, rechtlichen und gesellschaftlichen Hürden sollen im Rahmen des Projekts zusammengetragen werden. Im Anschluss daran wollen die Beteiligten Lösungsvorschläge erarbeiten, wie diese Hürden abgebaut und überwunden werden können. Im Vordergrund solle hier die optimale Nutzung der Potenziale und die Vermeidung von Fehlentscheidungen bei der Anwendung der Agriphotovotlaik stehen.
Fehlentscheidungen vermeiden
Dazu sollen möglichst aller relevanten Akteure einbezogen werden. Die laufende Pilotanlagen werden weiter begleitet und zusätzlich miteinander vernetzt. Zudem sollen im Projekt Beteiligungsformate erarbeitet sowie die gewonnenen Erkenntnisse ausgewertet, aufbereitet und der breiten Öffentlichkeit und Politik zugänglich gemacht werden. Dazu wollen die Beteiligten möglichst alle relevanten Bereiche aus Praxis, Technologie, Rechtssetzung und Wissenschaft, zum Beispiel Akzeptanzforschung und Agronomie miteinander vernetzen und eine Plattform für den Wissens- und Erfahrungsaustausch im Bereich der doppelten Landnutzung kreieren. (su)
Zum Weiterlesen:
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