Die Landwirtschaftskammer Steiermark fordert von den Netzbetreibern mehr Tempo und vor allem mehr Weitsicht bei der Ertüchtigung ihrer Netze für die Energiewende. „Das Stromnetz in der Steiermark rasch ausbauen und vor allem auch in die Höhe gehen – ein riesiges Sonnenstrompotenzial schlummert mit mehr als 96.000 Hektar in den Berggebieten“, sagt Franz Titschenbacher, Vorsitzender der Landwirtschaftskammer Steiermark. „Nur ein paar Prozent davon reichen für den Photovoltaikausbau in der Steiermark. Und weitere 500 Hektar an Dachflächen könnte die Landwirtschaft sofort beisteuern“, stellt er in Aussicht.
Landwirte steuern auf Energieautarkie zu
Die Landwirte sehen im fehlenden Netzausbau eine riesige Hürde, wenn es um den Zubau von Solarstromleistung in der Steiermark geht. Dabei steuern viele Land- und Forstwirte konsequent und erfolgreich ihre Bauernhöfe in Richtung Energieautarkie, wie Titschenbacher betont. „Schon jetzt spielen sie als Energiemacher und Energiedienstleister eine gewichtige Rolle bei der Energiewende. In Zukunft werden Bauernhöfe aber mehr denn je regionale, erneuerbare Energiezentralen sein.“ Denn sie können nicht nur Ökostrom für ihre Höhe produzieren, sondern auch grüne Energie für Dörfer und Ortschaften anbieten. Als Vorbild sieht Titschenbacher die bäuerlichen Nahwärmeanlagen auf Biomassebasis, die aktuell bereits mehr als 120.000 steirische Haushalte mit C02-neutaler Wärme aus Nebenprodukten der nachhaltigen Forstwirtschaft versorgen – etwa wie Hackgut.
Doppelnutzung der Weideflächen
Titschenbacher macht deutlich, dass die Landwirtschaft einen großen Teil der benötigten Solarstrommenge für die bis 2030 angestrebte Vollversorgung Österreichs mit Ökostrom liefern kann. Allein in der Steiermark muss dafür die jährlich produzierte Solarstrommenge vervierfacht werden. „Bei Sonnenstrom kann vor allem die steirische Landwirtschaft einen maßgeblichen Beitrag leisten“, weiß Titschenbacher. Dabei geht es nicht darum, fruchtbare Ackerböden zu nutzen. Diese haben für die Lebensmittelherstellung absolute Priorität. Es geht vielmehr um Sonnenstrom von Dächern, aus der landwirtschaftlichen Doppelnutzung mit Hühnern oder Schafen und von wenig produktiven Flächen auch auf steileren Hängen im Berggebiet. Dieses seien ideale Sonnenstromlieferanten.“
Netzausbauoffensive gefordert
Doch hier kommt das Nadelöhr des Netzzugangs. Deshalb verlangt Titschenbacher zur optimalen Erschließung dieser großen Sonnenstrompotenziale von allen Netzbetreibern, insbesondere der Energienetze Steiermark, eine rasche und konsequente Netzausbauoffensive sowie faire Netzzugangskosten. „Viele landwirtschaftliche Betriebe wollen Sonnenstrom auf Dächern, in landwirtschaftlicher Doppelnutzung oder auf Hängen im Berggebiet erzeugen, scheitern aber an der unzureichenden Netzinfrastruktur“, stellt der Landwirtschaftskammerchef fest.
Mehr Ertrag aufgrund der Höhenlage möglich
Seinen Angaben zufolge schlummert allein im steirischen Berggebiet ein Potenzial von mehr als 96.000 Hektar Fläche mit einer Hangneigung von mehr als 18 Prozent, das für Photovoltaikanlagen genutzt werden kann. Diese haben sogar den Vorteil, dass aufgrund der Höhenlage der Ertrag um 20 bis 25 Prozent über den von Solaranlagen in Tälern liegen kann. „Nur ein paar Prozent davon reichen für den Photovoltaikausbau in der Steiermark. Weitere 500 Hektar an Dachflächen kann die Landwirtschaft sofort für die Sonnenstromerzeugung beisteuern“, erklärt Titschenbacher. (su)