Die Stadtwerke Burg setzen zusammen mit dem Systemanbieter IBC Solar ein großes Mieterstromprojekt um. Insgesamt sollen 35 Anlagen mit einer Gesamtleistung von 280 Kilowatt entstehen. Die Komponenten kommen von IBC Solar. Alle Beteiligten profitieren von dem Projekt.
Die Stadtwerke im sachsen-anhaltinischen Burg sind Vorreiter, wenn es um die Umsetzung der Energiewende im eigenen Unternehmen geht. Schon lange stehen Projekte wie Mieterstrom auf dem Programm. Doch bisher haperte es an der Umsetzung. Ein geplantes Projekt wurde 2014 wieder gestoppt, nachdem das Grünstromprivileg von der Bundesregierung aus dem EEG gestrichen wurde.
Jetzt nehmen die Stadtwerke Burg einen neuen Anlauf und machen Nägel mit Köpfen. Zusammen mit der Burger Wohnungsbaugesellschaft haben sie das Projekt Sonnenburg ins Leben gerufen. Dabei geht es darum, auch zwölf Mehrfamilienhäusern Photovoltaikanlagen mit einer Gesamtleistung von etwa 280 Kilowatt zu installieren. Der auf dem Dach produzierte Solarstrom soll dabei direkt in den 230 Wohneinheiten der Gebäude verbraucht werden. Damit ermöglichen die Projektpartner erstmals Mietern in der Stadt, von den Kostenvorteilen der Photovoltaik für den Eigenverbrauch zu profitieren.
Festpreis für 20 Jahre
Insgesamt werden die Monteure von EAB Solar aus Magdeburg 35 Anlagen auf den Gebäuden aufbauen. Die ersten 29 Generatoren werden derzeit installiert. Die restlichen sechs Anlagen sollen dann im kommenden Jahr folgen. Die Herausforderung ist dabei das Messkonzept. Um es zu vereinfachen, bekommt jeder Aufgang der Mehrfamilienhäuser seine eigene Solaranlage mit eigenem Wechselrichter und Netzanschluss. Die Komponenten hat der Systemanbieter IBC Solar aus Bad Staffelstein angeliefert.
Die Planer, die die Stadtwerke mit der Auslegung der Anlagen beauftragt haben, haben ausgerechnet, dass die Mieter künftig gut ein Drittel ihres Haushaltsstroms von den Photovoltaikanlagen beziehen können. Sie zahlen dafür einen für die kommenden 20 Jahre feststehenden Preis. Lediglich die Höhe der zu zahlenden EEG-Umlage auf den selbst verbrauchten Mieterstrom wird der aktuellen Entwicklung angepasst. Sollten sich die gesetzlichen Regelungen nicht ändern, fällt für den Eigenverbrauch im Mehrfamilienhaus die volle EEG-Umlage an – ein Grund, weshalb die Stadtwerke Burg bisher solche Projekte nicht umsetzen konnten. Den restlichen Strom liefern die Stadtwerke über das Verteilnetz in die Gebäude.
Smart Meter sollen Verbrauchsverhalten ändern
Der Energieversorger übernimmt auf vollständig die Abrechnung. Um diese für den Mieter transparent zu machen, werden zusätzlich intelligente Stromzähler installiert. Damit hat der Mieter immer den Überblick, wie viel Strom er aus der Solaranlage und wie viel er aus dem Netz bezieht. Zusätzlich hat er auch seinen gesamten Stromverbrauch immer im Blick. Damit wollen die Stadtwerke die Mieter zum Stromsparen und zur Verlagerung des Stromverbrauchs in die Stunden animieren, in denen die Solaranlage die meiste Energie produziert. Wenn das jetzige Projekt gut läuft, erwägen die Stadtwerke Burg, den Eigenverbrauch weiter zu erhöhen. Dazu könnten in den Sonnenburg-Häusern Batteriespeicher zusätzlich zur Solaranlage installiert werden.
Auch für die Burger Wohnungsbaugenossenschaft ist das Projekt ein Vorteil. Denn sie profitiert als Vermieter und Eigentümer, indem die Immobilien durch die Installation der Solaranlagen aufgewertet werden. Außerdem kann der Eigentümer sich am Wohnungsmarkt umweltbewusst positionieren und hat dadurch die Möglichkeit, neue Kundengruppen zu erschließen, die Wert auf die Nutzung erneuerbarer Energien in der gemieteten Wohnung legen. Die Wohnungsbaugenossenschaft geht dabei kein eigenes Risiko ein, da sie keine Investitionen tätigen muss. Das übernehmen die Stadtwerke. Da der Energieversorger als Betreiber der Anlagen der Stromlieferant bleiben, fällt auch die zweite Hürde weg, die Eigentümer von Mehrfamilienhäusern davon abhält, solche Mieterstromprojekte umzusetzen.
Weitere Immobilienbesitzer ansprechen
Die Stadtwerke setzen dieses Mieterstrommodell zunächst als Pilotprojekt im eigenen Netzgebiet um. Aber in den kommenden Jahren sollen weitere solcher Projekte folgen und auch andere Immobilienbesitzer als Partner gewonnen werden. Jetzt muss aber erst einmal das Projekt Sonnenburg gut Laufen. „Es ist für die Stadtwerke ein wichtiger Schritt beim Ausbau des Geschäftsfelds erneuerbare Energien“, betont IBC Solar. „Hier steht zum einen die Kundenbindung und Kundengewinnung im Vordergrund. Zum anderen heben die Stadtwerke auch konsequent das Potential lokaler Klimaschutzmaßnahmen mit Bürgerbeteiligung.“ Denn die Stadtwerke ermöglichen es den Mietern, nicht nur den Solarstrom zu verbrauchen, sondern sich auch in Form von Spareinlagen an dem Projekt beteiligen. (Sven Ullrich)