Albaching, eine Autostunde von München entfernt, ist ein bayerisches Dorf wie aus dem Bilderbuch. Es lädt zum Urlaubmachen ein. Hügel mit sanften Wiesen, kleine Waldgrüppchen und in der Ortsmitte das Wirtshaus Kalteneck mit seiner ehemaligen Tennishalle. Die hatte sich als Sportstätte nicht mehr gerechnet, deshalb wurde sie aufgeteilt. In einen Teil ist Schletter gezogen und hat hier sein Montagezentrum errichtet. Fünf Hütten tragen insgesamt neun verschiedene Musterdächer mit unterschiedlichen Dacheindeckungen und Unterkonstruktionen. Dort können die Montagesysteme auf- und wieder abgebaut werden. Und das passiert auch häufig, denn hier finden regelmäßig Workshops statt. Urlaubsstimmung kommt heute nicht gerade auf bei den Mitarbeitern von Schletter. Im Gegenteil. Denn gleich wollen die Monteure Höchstleistungen erbringen. Leistung ist bekanntlich Arbeit in einer bestimmten Zeit. Die soll diesmal mit der Stoppuhr gemessen werden.
photovoltaik will wissen, wie lange zwei Monteure brauchen, um acht Module mit einem bestimmten Montagesystem auf einem Schrägdach zu befestigen. Dazu sind aus Berlin Gäste angereist: ein Redakteur des Magazins und ein Gutachter der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie e.V. (DGS). Er wird dafür sorgen, dass am Ende nicht nur die Aufbauzeit, sondern auch die Qualität des Systems objektiv geprüft und bewertet wird. Die DGS ist ein gemeinnütziger Verein, der als Verbraucherschutzverein gesetzlich anerkannt ist. Eines der Ziele des Fachausschusses Photovoltaik in der DGS ist es, die Qualität in diesem Bereich voranzubringen.
Die Ergebnisse des Montagetests sollen später mit den Resultaten anderer Systeme vergleichbar sein. Deshalb stellt DGS-Gutacher Udo Siegfriedt zunächst die Ausgangslage fest: Das komplette Material für die Montage liegt bereits auf dem Versuchsdach circa drei Meter über dem Hallengrund. Dazu gehören acht kristalline Module und alle Elemente für das zu testende Standard-Aufdach-Montagesystem von Schletter. Es besteht aus den Ziegelersatzplatten Alu-Tile, rostfreien (VA-)Dachhaken mit KlickTop-Aufsatz, den Profilschienen Solo 05 und den Modulklemmen Rapid2+. Zwei Mitarbeiter werden das System auf dem Schrägdach installieren. Das ist nochkomplett mit Dachziegeln bedeckt. Die Stoppuhr zeigt 0:00:00. Die Monteure gehen auf ihre Ausgangsposition. Und Start, die Zeit läuft. Sofort machen sich die beiden daran, bestimmte Dachziegel zu entfernen, an den Stellen, wo anschließend die Ersatzplatten mit dem Dachhaken hinkommen. „Es ist ein bisschen schwierig“, erklärt Erich Eß, einer der beiden Monteure und sonst Schulungsleiter im Zentrum. „Man muss immer einen Dachziegel zwischen drei anderen herausbringen. Genauso wie hier“, demonstriert er. Das kostet wertvolle Zeit. „Wenn man mehr draußen hat, ist es leichter.“ Drei müssen an jeder Stelle raus, an der ein Blech statt des Zieles verlegt wird. Das garantiert genug Arbeitsfläche.
Tief in den Sparren
„Der Haken kommt genau dahin, wo der Sparren verlegt ist“, erklärt Eß. Um zwischen der aufliegenden Lattung und dem darunter kreuzenden Sparren eine Ebene für die Montage herzustellen, legt Eß einen verstellbaren Keil unter. Nun kann der passgerechte Ziegelersatz als Bodenplatte für den Dachhaken verlegt werden. Schon hat Eß die Bohrmaschine zur Hand, um zwei Löscher durch den Aluziegel in das Holz zu bohren. Die entsprechenden Schrauben sollen dann Haken, Ersatzziegel und Dachlattung durchdringen, um fest im darunterliegenden
Sparren zu sitzen. „Die Schraubenlänge ist vordefiniert, so dass die Schrauben nicht nur durch die Lattung gehen, sondern sechs Zentimeter tief im Vollholz des Sparrens eingebettet sind“, erklärt Eß. Jetzt kommt der Akkuschrauber dran, um die Schrauben zu versenken und damit den ersten Dachhaken zu arretieren. Der Ziegelersatz hat oben und unten selbstklebende Abdichtungen. Denn schließlich soll das Dach am Ende wieder regendicht sein. Ein paar Sekunden später ist das Ziegeldach um den Haken wieder geschlossen. Die Stoppuhr zeigt 3 Minuten und 54 Sekunden an.
Sofort geht es weiter zur nächsten Stelle auf dem Dach. Ein paar Sekunden später wird Kollege Werner Göschl mit dem zweiten Dachhaken fertig, den er parallel gesetzt hat. Die Gesichter der beiden Monteure sind inzwischen leicht gerötet. „Für welche Ziegelarten ist der Blechziegel denn verfügbar?“, möchte Udo Siegfriedt wissen. „Man versucht natürlich, mit einem Blechziegel mehrere Dachziegelformen abzudecken“, antwortet Hans Urban, stellvertretender Geschäftsführer der Schletter GmbH. „Wir haben zehn verschiedene Typen, die das meiste abdecken.“ Dazu gibt es eine Tabelle für die Kompatibilität.
Unterschiedliche Wünsche
Für etwa 20 Prozent der Dachziegel gibt es keine entsprechenden Blechziegel. Hier bietet Schletter ab einer bestimmten Stückzahl Sonderfertigungen an. „In meiner Kindheit gab es bei uns im Umkreis von 50 Kilometern fünf verschiedene Ziegelwerke“, erinnert sich Urban. „Die haben alle ähnliche Ziegel produziert, aber nie ganz gleich. Es sind heute schon weniger geworden, aber die Dachziegellandschaft ist immer noch recht vielfältig.“ 7 Minuten und 48 Sekunden: Die nächsten zwei Dachhaken sind gesetzt. Von den beiden Monteuren ist jetzt nur das leise Klirren von Aluminium auf Aluminium oder Ziegelstein zu hören, unterbrochen von den Bohr- und Schraubgeräuschen. Bis jetzt kam es zu keinen ungeplanten Verzögerungen.
Anstelle des Blechziegels kann auch der angeschnittene Original-Dachziegel wiederverwendet werden. „Wir haben die Dachhaken für alle Ziegelformen in verschiedenen Ausführungen“, erklärt Urban. Zum einen mit normalem Langloch, außerdem gibt es bei Schletter aber auch Dachhaken mit dem sogenannten KlickTop-Aufsatz, um die Schiene für die Modulhalterungen zu montieren. Und die neueste Entwicklung ist der Rapiddachhaken, der hier bei der Montage gerade verwendet wird. „Das kann sich der Kunde zusammenstellen, wie eram liebsten arbeitet“, ergänzt Eß. „Es gibt einige Kunden, die wollen die alte Klemme, und andere, die wollen die neue. Das ist ganz unterschiedlich.“ Es hängt auch davon ab, wie die Montage organisiert ist. Wenn ein Teleskopstapler oder Lastenaufzug genutzt werden kann, macht es Sinn, das System weitgehend unten zu montieren und aufs Dach zu heben. „Dann bringt das Rapidsystem nicht so viele Vorteile“, so Urban. Wenn jedoch erst auf dem Dach montiert wird, spart das Rapidsystem wertvolle Zeit.
Schweißtreibendes Tempo
So wie hier auf dem Versuchsdach von Schletter. Nach 31 Minuten sind alle 16 Dachhaken gesetzt, und das Dach ist wieder regendicht eingedeckt. Obwohl es keine Schwerstarbeit war, sind Erich Eß und Werner Göschl mittlerweile ins Schwitzen gekommen. Schließlich geht es um die Zeit für die Montage. Aber die kniffligste Arbeit scheint mit der Montage der Dachhaken hinter den beiden zu liegen.
Nun legen die Monteure die vier Profilschienen auf und befestigen sie mit jeweils einer Schraube an der entsprechenden Halterung des Dachhakens. Es gibt zu den jeweiligen Systemen immer auch Montageanleitungen und Montagevideos zum Downloaden, beispielsweise auf ein Smartphone, um sie vor Ort nutzen zu können. Es gebe Monteure, die eine hohe Affinität zu dieser Technik haben, sagt Urban. „Andere sagen, um Gottes willen, lass mich lieber arbeiten.“ Ungeteilt ist dagegen das Interesse für die Montage-Workshops, die neben den Montagesystem-Workshops und den Autokalkulator-Workshops hier in Albaching stattfinden. Gerade bei den Montage-Workshops, wo es ganz konkret zur Sache geht, waren die Trainer am Anfang vorsichtig mit der Planung. Sie wussten nicht, mit welcher Resonanz zu rechnen ist. „Das ist jetzt der Kurs mit den meisten Terminen“, so Schulungsleiter Eß. Neben Monteuren kämen auch sehr viele Fachkräfte aus den Vertriebsabteilungen der Schletter-Kunden. „Weil die sich sagen: Was ich in der Hand gehabt und montiert habe, das kann ich draußen auch verkaufen und die Fragen beantworten, die mein Kunde dazu stellt.“ Die Stoppuhr zeigt 42:03. Die Profilschienen sind montiert. Nun markieren Eß und Göschl die Stellen an den Schienen, wo die äußeren Klemmen für das erste Modul sitzen sollen.
Fertig bei 53:48
Zwei Minuten später liegt das erste Modul auf. Jetzt geht alles ganz schnell. Mit wenigen Handgriffen wird Modul für Modul verlegt und befestigt. Nach 53 Minuten und 48 Sekunden sind alle Module fertig montiert. Eine sehr gute Zeit für acht Module. Allerdings ohne elektrischen Anschluss. Normalerweise wird der parallel installiert, da die Monteure nach der Modulmontage kaum noch an die Anschlussdosen und Kabelhalterungen kommen. Die beiden Monteure sind durchgeschwitzt, aber mit dem Ergebnis zufrieden. Die Dauer des Aufbaus war sogar noch etwas kürzer, als sie erwartet hatten.
Nach einer weiteren Stunde ist die Anlage abgebaut, und das Dach hat erneut eine geschlossene Ziegeldecke. Alles ist bereit für den nächsten Aufbau. Bei dem werden sich dann im Montagezentrum wieder neue Workshop-Teilnehmer ausprobieren.