In der Schweiz ist noch ein massiver und schneller Zubau von Photovoltaikanlagen notwendig, um bis 2050 die komplette Versorgung mit Ökostrom erreichen. Das geht aus den Energieperspektiven 2050+ hervor, die das Bundesamt für Energie (BFE) gerade veröffentlicht hat.
Der Schweizer Branchenverband Swissolar sieht damit seine Forderungen bestätigt, die er schon seit Jahren immer wieder aufstellt. „Der Zubau erneuerbarer Stromproduktion mit hohen Anteilen an Photovoltaik muss rasch und in einem Ausmaß erfolgen, welches deutlich über das heutige Niveau hinausgeht“, zitieren die Branchenvertreter aus dem Bericht. „Dieser zeigt auch klar auf, dass dies nur mit verbesserten Rahmenbedingungen gelingen kann. Die Politik muss deshalb sehr rasch Entscheide fällen, um stärkere Investitionsanreize zu schaffen. Die aktuellen Preise am Strommarkt und der Goodwill einzelner Investoren genügen nicht, um den Zubau im nötigen Tempo auf die erforderliche Größe zu steigern.“
Vier verschiedene Szenarien
Die Analysten des BFE haben vier verschiedene Szenarien gerechnet, wie die Schweiz zur vollständigen Versorgung mit Ökostrom kommen kann. Diese unterscheiden sich einerseits hinsichtlich der Energieeffizienz, die erreicht werden kann, und andererseits hinsichtlich des Umfangs der Sektorkopplung. Dazu kommen noch verschiedene Anteile von Wasserstoff sowie biogenen und synthetischen Treibstoffen, wofür die Schweiz unterschiedlich viele Ökostromanlagen braucht. Doch selbst im Basisszenario muss die installierte Leistung der Photovoltaik auf 37,5 Gigawatt steigen. Das wäre ein Wachstum um den Faktor 13 im Vergleich zum derzeitigen Stand. Nur so kann die Solarenergie zur tragenden Säule der Versorgung in der Schweiz werden und bis 2050 den Anteil von 40 Prozent erreichen. Bis dahin muss die Sonnenstromproduktion von derzeit zwei auf 34 Terawattstunden wachsen.
Mit optimistischen Annahmen gerechnet
Für Swissolar muss die jährliche Strommenge zwar sogar auf 45 Terawattstunden steigen, was eine Zubau auf 50 Gigawatt notwendig macht. Doch die Unterschiede seien darauf zurückzuführen, dass das BFE aus Sicht des Verbandes eher optimistische Annahmen für den Ausbau der Windenergie und der Wasserkraft sowie in der stärkeren Ausschöpfung des Potenzials bei der Energieeffizienz ansetzt.
Ein Gigawatt pro Jahr notwendig
Dennoch wird der massive und schnelle Zubau möglich. Das geht nicht ohne politische und rechtliche Rahmenbedingungen. Denn um das Ziel zu erreichen, müsste der jährliche Photovoltaikzubau auf mindestens ein Gigawatt steigen. Derzeit liegt er bei etwa 400 Megawatt. „Es braucht deshalb dringend neue Förderinstrumente, um insbesondere für den Bau großer Photovoltaikanlagen ohne Eigenverbrauch Anreize zu schaffen“, fordert Swissolar und sieht schon ein Licht am Horizont. „Denn mit der geplanten Revision des Energiegesetzes sowie mit der parlamentarischen Initiative zur Förderung großer Photovoltaikanlagen ohne Eigenverbrauch ist dies vorgesehen.“
Investitionen amortisieren sich
Natürlich wird dies Geld kosten. Doch das BFE betont, dass bis 2050 für die Erneuerung, Modernisierung und den Ersatz bestehender Energieinfrastrukturen, Gebäude, Anlagen, Geräte oder Fahrzeuge ohnehin Investitionen in der Höhe von rund 1.400 Milliarden Franken anfallen. Mit dem Ziel des vollständigen Umstiegs auf Ökoenergie steigt dieser Bedarf um weitere 109 Milliarden Franken. Das sind nur acht Prozent des ohnehin notwendigen Invesitionsbedarfs. Gleichzeitig seien damit aber Einsparungen an Energiekosten in einer Höhe von 50 Milliarden Franken möglich. (su)
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