Die chinesischen Modulhersteller trotz Strafzölle den europäischen Markt weiterhin zu beliefern. Die Regierung in Peking ist verhandlungsbereit, widerspricht aber den Dumpingvorwürfen.
Heute treten die vorläufigen Antidumpingzölle gegen Importe chinesischer Solarzellen und Module in Kraft. Wie nicht anders zu erwarten, ist die Reaktion aus dem Reich der Mitte eine Mischung aus Unverständnis, Trotz und Drohung. „Wir bleiben unseren europäischen Kunden und Geschäftspartnern, mit denen wir in der Zeit der instabilen Rahmenbedingungen feste Verbindungen geknüpft haben, verpflichtet und werden diese auch weiterhin bedienen“, erklärt Jifang Gao, Geschäftsführer von Trina Solar, selbstbewusst. „Wir werden weiterhin mit ihnen zusammenarbeiten und Lösungen anbieten.“ Gleichzeitig betont er aber auch, dass Trina weiterhin mit der Europäischen Kommission während der Fortführung der Untersuchung zusammenarbeiten werde. „Wir nutzen unseren Einfluss dabei, unsere Position zu bekräftigen, dass die Zölle ungerechtfertigt und ein Hindernis bei der breiten Einführung der Solarenergie als eine nachhaltige Energiequelle in Europa sind“, sagt Jifang Gao. „Wir ermahnen alle beteiligten Parteien, eine einvernehmliche und für beide Seiten tragbare Lösung auf dem Verhandlungsweg zu finden.“ Trina hat ein großes Interesse an einer Lösung des Konflikts. Denn die Produkte des Herstellers mit Sitz in Changzhou werden ab 6. August dieses Jahres mit einem Strafzoll von 51,5 Prozent belegt, sollte es keine Verhandlungslösung geben.
Yingli bekommt den niedrigsten Zoll
Weniger heftig ist Yingli betroffen. Aber immerhin wird der Zolltarif auch für die Produkte des Anbieters im südchinesischen Baoding von derzeit 11,6 auf 37,7 Prozent steigen. Das wäre das Minimum, dass die Europäische Kommission als Spanne für die Einzelnen Zolltarife angegeben hat. „Strafzölle – gleichgültig in welcher Höhe – werden zwangsläufig zu höhere Preisen für Solarprodukte führen und die europäische Solarindustrie ins Stocken bringen“, sagt Liansheng Miao, Geschäftsführer von Yingli Green Energy. „Deshalb fordern wir die sofortige Wiederaufnahme der Gespräche zwischen China und der Europäischen Kommission.“
Verhandlungsbereitschaft gewürdigt
Aber auch die Regierung in Peking hat sich zu Wort gemeldet. Der Sprecher des Handelsministeriums Shen Danyang würdigt die Verhandlungsbereitschaft der Europäischen Kommission. Immerhin hat sie erst einmal geringere Zölle eingeführt, um noch die Möglichkeiten für einen Verhandlungsweg offen zu lassen. Er betont, dass die Handelsverbindungen zwischen beiden Seiten eine Grundlage für die allgemeinen Beziehungen zwischen China und der EU sind. China will nicht, dass diese Beziehungen durch den Handelsstreit über Solarprodukte beschädigt werden. Dass diese Gefahr tatsächlich besteht, bestätigt Cui Hongjian, Direktor des Instituts für Europastudien am China Institut für internationale Studien. Er sieht die europäische-chinesischen Beziehungen von einer Phase der Abkühlung.
„Von protektionistischen Maßnahmen Abstand nehmen“
Auch wenn Shen die Verhandlungsbereitschaft der Europäischen Kommission hervorhebt, widerspricht auch der Darstellung, dass chinesische Hersteller ihre Produkte auf dem europäischen Markt unter Herstellerpreisen anbieten. „Die chinesischen Solarprodukte sind weniger teuer wegen der billigeren Rohmaterialien, die eingesetzt werden, und den technologischen Fortschritten, die die chinesische Solarindustrie geschafft hat und nicht aufgrund sogenannter Dumpingunterstützungen“, erklärt er. „Wir hoffen, dass die EU sich einsichtig zeigen und mit der chinesischen Seite zusammenarbeiten wird, um das Problem durch Gespräche und Verhandlungen zu lösen“, ergänzt der Sprecher des chinesischen Außenministeriums Hong Lei gegenüber China Daily. „Wir hoffen, dass die EU zusammen mit China Anstrengungen unternehmen und von protektionistischen Maßnahmen Abstand nehmen wird, was schädlich für beide Seiten wäre.“ (Sven Ullrich)