Einige europäische Modulproduzenten vermelden steigende Absätze. Sie begründen das unter anderem mit der Vereinbarung von Mindestpreisen für chinesische Module auf dem europäischen Markt und die maximale Einfuhrmenge. Die Konsolidierung in China geht in der Zwischenzeit weiter.
Die Absprache zwischen der Europäischen Kommission und dem chinesischen Handelsministerium über Mindestpreise, zu denen die Modulhersteller ihre Produkte auf den europäischen Markt anbieten müssen, sowie die Begrenzung der Einfuhrmenge zeigen erste Wirkung. So begründet der spanische Hersteller Isofotón mit Sitz in Málaga den steigenden Absatz seiner Module mit diesen Mindestpreisen und den Höchsteinfuhrmengen. „Seit Anfang August steigt bei uns der Auftragseingang aus Europa für Photovoltaikmodule, insbesondere aus Frankreich, Italien und Großbritannien“, sagt der Geschäftsführer Ángel Luis Serrano. „Die Antidumpingmaßnahmen haben die Preise im europäischen Markt steigen lassen und dadurch erholen sich auch die Gewinnspannen im zweiten Halbjahr 2013.“
Fast volle Auslastung bei Sharp
Auch die europäische Produktion von Sharp im walisischen Wrexham ist jetzt fast komplett ausgelastet. Insgesamt sind die Produktionslinien für die jährliche Herstellung von Solarmodulen mit einer Gesamtleistung von 400 Megawatt ausgelegt. „Wir bemerken einen fortlaufenden Bedarf an Photovoltaikmodulen in Europa“, sagt Peter Thiele, Geschäftsführender Vizepräsident der Sharp Energy Solutions Europe mit Hauptsitz in London. „Als europäischer Hersteller bietet Sharp die nötige Stabilität in einem Markt, der durch Importzölle und sinkende Einspeisetarife zerrüttet ist“, betont Thiele. „Unsere Position als weltweiter Elektronikkonzern hat uns dabei geholfen, die Auswirkungen der Marktdynamik am Photovoltaikmarkt auszugleichen. Unser Geschäft ist dadurch weniger von der aktuellen Marktvolatilität betroffen als das der Konkurrenz.“ Die europäische Niederlassung des japanischen Elektronikkonzerns Sharp zwar seinen Schwerpunkt auf die Nachfrage nach Dachanlagen auf Privathäusern in Europa, unterstützt aber auch die ständig steigende Nachfrage in Japan.
Vorteile für europäische Hersteller
Die positiven Meldungen aus Spanien und Wales widerlegen die Befürchtungen der europäischen Modulhersteller, die Vereinbarung zwischen Europa und China würden nutzlos verpuffen. Immerhin hatte die Herstellerorganisation EU Pro Sun kritisiert, dass die Mindestpreise zu niedrig und die Höchsteinfuhrmengen zu hoch seien. Sollte die Entwicklung so weitergehen, können sich die europäischen Produzenten über steigende Margen freuen, weil dem Preiskampf mit der Konkurrenz aus dem Reich der Mitte Einhalt geboten wurde. Die chinesischen Hersteller hingegen würden weiter unter den Mindestpreisen leiden, weil diese eben nur für sie gelten und nicht für die europäischen Hersteller, die ihre Module in Zukunft unter diesem Mindestpreis anbieten können und damit einen Vorteil gegenüber ihren Konkurrenten aus dem fernen Osten haben. Für die europäischen Modulbauer hängt die Zukunft davon ab, ob sie ihre Produktion auf die Nachfrage im europäischen Markt anpassen oder in anderen Märkten absetzen können.
Europäer müssen Innovationen liefern
In China hingegen hat die Konsolidierung der Branche erst begonnen. Wie die Marktforscher von Lux Research in Boston, Massachusetts, berichten, fällt den Herstellern im Reich der Mitte der Preiskampf der letzten Jahre trotz steigender Nachfrage im eigenen Land jetzt auf die Füße. Diese hätten durch die Preissenkungen von 75 Prozent seit 2007 im In- und Ausland schwere Verluste eingefahren. In einer solchen Situation wird es vor allem für die kleinen Produzenten schwer. Viele von ihnen werden aus dem Markt verschwinden, betonen die Analysten in Boston. Von der Bereinigung der chinesischen Herstellerlandschaft profitieren vor allem die großen Produzenten wie Yingli und Trina. „Ein enormes Überangebot und hohe Schulden sorgen für eine Konsolidierung im chinesischen Solarmarkt“, sagt Zhun Ma, Analyst bei Lux Research. „Die Zukunft ist voller Chaos und Unsicherheit, aber die Marktbereinigung wird eine neue Solarlandschaft in China schaffen, die immer noch weltweit führend ist.“ Zwar wird in Zukunft die Konkurrenz unter den chinesischen Herstellern um den einheimischen Markt toben. Doch für die europäischen Hersteller bedeutet das längst keine Entwarnung. Den die Marktforscher fanden auch heraus, dass chinesische Firmen gerade dabei sind, Technologieführer zu werden. Um mitzuhalten, müsse die ausländische Konkurrenz vor allem bei der Metallisierung, den Solarzellenkonzepten und Wafertechnologien nachlegen. (Sven Ullrich)