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Ausschreibung taugen nicht für die Energiewende

In einer aktuellen Studie hat das Institut für Zukunfts Energie Forschung die Wirkung von Ausschreibung auf die Kosten und die Umsetzung der Energiewende untersucht. Das Ergebnis: Ausschreibungen führen weder zu sinkenden Kosten noch treiben sie die Energiewende voran.

Die Ausschreibung von Zubaukapazitäten schließen nicht nur kleinere Unternehmen vom Markt aus, sondern machen die Energiewende auch teurer. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie des Instituts für Zukunfts Energie Forschung (izes) im Auftrag des Bundesverbandes Erneuerbare Energien (BEE). „Ausschreibungen verursachen sowohl für die staatliche Verwaltung als auch für die teilnehmenden Unternehmen erheblichen Mehraufwand und höhere Kosten“, erklärt Uwe Leprich, wissenschaftlicher Leiter des izes, bei der Vorstellung der Studie. „Dies wirkt insbesondere auf kleinere Unternehmen abschreckend, die Strom aus erneuerbaren Quellen produzieren. Kleine und mittelgroße Anbieter haben mit hoher Wahrscheinlichkeit keine Chance zur Marktteilnahme“, warnen die Autoren der Studie.

Kleine Anbieter werden vom Markt katapultiert

Die Autoren der Studie haben das im Entwurf zur EEG-Novelle vorgesehenen Ausschreibungsdesigns analysiert und die Kosten für die Anlagen, die am Auktionsverfahren teilnehmen, untersucht. Zusätzlich haben sie die Erfahrungen aus Frankreich, den Niederlanden und Brasilien herangezogen. In diesen drei Ländern wurden schon Ausschreibungen vorgenommen. „Ausschreibungen dienen nur dazu, die deutschen Stromkonzerne zurück ins Spiel zu bringen“, erklärt Hermann Falk, Geschäftsführer des BEE mit Blick auf die Kosten der Ausschreibung für die Unternehmen. Denn im Vorfeld der Auktion fällt viel Arbeit an. „Am Beispiel Frankreichs konnte gezeigt werden, dass bereits für die Erarbeitung eines Dossiers für eine Photovoltaikdachanlage zwischen 100 und 250 Kilowatt mehrere Wochen Arbeit notwendig sind“, schreiben die Autoren der Studie. „Somit werden an diesen Ausschreibungen nur solche Bieter teilnehmen, die sich den Aufwand und dieses Risiko von späteren 'sunk costs' leisten können und wollen.“ Dieser Mechanismus wird dafür sorgen, dass die kleinen Anbieter aus dem Markt katapultiert werden.

Kostensenkungspotenziale müssen erst einmal gehoben werden

Abgesehen davon erwartet die Bundesregierung die Senkung der Kosten beim Ausbau der erneuerbaren Energien. „Eine Betrachtung der Kostensenkungspotenziale zeigt, dass die größten Potenziale in einem solchen Marktumfeld zu erwarten sind, das aus wenigen, großen Akteuren besteht, da Investitionen und die Vermarktung der Stromerzeugung mit Skaleneffekten verbunden sind und somit der notwendige Förderbedarf der einzelnen Anlagen bei wenigen, großen Akteuren in der Regel niedriger sein dürfte als bei vielen kleinen Akteuren“, bestätigen die Autoren der Studie. Allerdings warnen sie auch davor, dass hier Theorie und Praxis auseinander klaffen. Denn die Wirkung einer Ausschreibung hänge von einer ausreichend großen Anzahl von Akteuren ab. „Je weniger an einer Ausschreibung teilnehmen, desto größer ist die Gefahr strategischen Verhaltens. Das Ziel der Kosteneffizienz steht damit in einem grundsätzlichen Konflikt zum Ziel der Akteursvielfalt“, betont das izes. „Allen Kostensenkungspotenzialen gemein ist, dass diese nicht zwingend auch gehoben werden können.“ Die Autoren halten die im EEG vorgesehene Degression der Einspeisevergütung durchaus für ein probates Mittel, den Zubau zu steuern und die Kosten für die Energiewende zu begrenzen. „Bei Ausschreibungen hingegen hängt die Realisierung der Kostensenkungspotenziale davon ab, dass die jeweiligen Bieter auch bereit und aufgrund der langfristigen Laufzeiten in der Lage sind, ihren minimalen Förderbedarf im Rahmen der Gebote offenzulegen“, warnt das izes. Das führt oft dazu, dass die Bieter unter dem eigentlichen Förderbedarf bleiben, nur um die Ausschreibung zu gewinnen. Danach werden die Anlagen überhaupt nicht gebaut, weil die Finanzierung schief geht. Das Beispiel der Niederlande zeigt, dass diese Gefahr nicht zu vernachlässigen ist. „In den Niederlanden wurden viele Erneuerbare-Energien-Anlagen selbst Jahre nach der Ausschreibung nicht gebaut, weil die Unternehmen zu niedrige Gebote abgegeben hatten, um sich den Zuschlag zu sichern“, betont Hermann Falk. „Mangels wirksamer Strafzahlungen waren sie auch nicht dazu gezwungen, die zugesagten Projekte zu realisieren. Auch in Brasilien ist die Umsetzungsrate enttäuschend, obwohl eine staatliche Förderbank sehr günstige Finanzierungskonditionen bietet.“ In Frankreich hatte das Ausschreibungsverfahren zur Folge, dass die Vergütungen im sonnenverwöhnten Süden mehr als drei Cent pro Kilowattstunde höher lagen als die Photovoltaikvergütungen nach dem deutschen EEG. „Gerade angesichts der schlechten Erfahrungen mit Ausschreibungen im Ausland, die das izes-Gutachten nachzeichnet, verstehen wir nicht, warum Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel dieses Instrument mit soviel Nachdruck durchsetzen will“, sagt Hermann Falk. (Sven Ullrich)