Der Finanzinvestor Kawa übernimmt weitere Unternehmensteile von Conergy in Deutschland, Italien, Großbritannien und Australien. Der Insolvenzverwalter wird die Eröffnung des Insolvenzverfahrens beantragen.
Der US-amerikanische Finanzinvestor Kawa Capital Management wird weitere Unternehmensteile von Conergy übernehmen, wie der Hamburger Systemanbieter mitteilt. Nachdem die Amerikaner im August bereits die Vertriebs- und Tochtergesellschaften in Singapur, Thailand, Kanada und den USA übernommen haben, steigen sie jetzt auch in die Conergy-Tochtergesellschaften in Italien, Großbritannien und Australien ein.
Insolvenzverfahren soll eröffnet werden
Die Übernahme ist für den 1. Oktober dieses Jahres geplant. Voraussetzung dafür ist aber, dass der vorläufige Insolvenzverwalter vorher beim zuständigen Amtsgericht Hamburg die Eröffnung des Insolvenzverfahrens beantragt. Das ist ebenfalls für den 1. Oktober geplant. Daraufhin kann eine Gläubigerversammlung einberufen werden, auf der die Kreditgeber von Conergy der Übernahme der Tochtergesellschaften zustimmen können. Die Gläubiger haben schon signalisiert, dass sie grundsätzlich damit einverstanden sind. „Mit diesem zweiten Schritt stellen wir zusammen mit Kawa die letzten Weichen für Conergys Zukunft“, sagt Philip Comberg, Geschäftsführer von Conergy. „Mit Kawa als Eigentümer haben wir dieses letzte noch fehlende Puzzleteil in unserer Strategie ergänzt – dies eröffnet Conergy für die Zukunft sehr gute Chancen und große Potenziale“, erklärt Comberg mit Blick auf die gute Finanzausstattung, die Conergy erwarten kann. Denn mit den Fondsmitteln von Kawa im Rücken hat der hanseatische Photovoltaikanbieter ein gutes Polster für die Finanzierung der Projekte. An Aufträgen mangelt es Conergy schließlich nicht.
Viele Arbeitsplätze gerettet – aber nicht alle
„Wir freuen uns sehr, dass wir für große Teile der Mitarbeiter in den weltweiten Conergy Vertriebs- und Serviceeinheiten eine hervorragende Lösung gefunden haben“, sagt der vorläufige Insolvenzverwalter Sven-Holger Undritz. Allerdings ist die Übernahme der europäischen Tochtergesellschaften auch mit dem Abbau des Mitarbeiterstamms verbunden. Von der derzeit noch 600 Beschäftigten in Europa und Australien müssen 250 Mitarbeiter gehen. Kawa übernimmt nur 350 Arbeitsplätze. Die Zahl der Stellen in Deutschland halbiert sich dabei von 280 auf 140. Davon bleiben die alle 80 Arbeitsplätze der deutschen Vertriebs- und Servicegesellschaften erhalten. Von der Conergy AG hingegen werden nur 60 Mitarbeiter übernommen. Die restlichen 210 Arbeitsplätze entfallen auf die europäischen und australischen Gesellschaften. „Ich bedaure jedoch, dass wir nicht alle Arbeitsplätze der Conergy Gruppe sichern konnten und wir zahlreiche hoch qualifizierte Mitarbeiter nun entlassen müssen“, erklärt Undritz. „Das ist sehr schmerzlich, aber leider unvermeidlich.“ Ungewiss bleibt weiterhin das Schicksal der Tochtergesellschaften in Frankreich, Spanien und Griechenland sowie der Vertriebseinheiten in Indien und Tschechien. Diese beschäftigen insgesamt 110 Mitarbeiter, sind aber nicht Teil der Übernahmevereinbarung mit Kawa.
Strategischer Vorteil für den Investor
Doch auch für Kawa ist der Einstieg bei Conergy ein strategischer Vorteil. „Mit dieser Übernahme haben wir das notwendige Know-how für die weltweite Planung, den Bau und den Betrieb von Solarkraftwerken in den eigenen Reihen“, sagte Kawa-Partner Andrew de Pass. „Wir betreten damit neue Wege und werden unser Geschäftsfeld auf Fonds ausweiten, die in Solarkraftwerke investieren. Photovoltaik ist eine interessante Anlageklasse, erfordert aber komplexes Fachwissen. Nur mit diesen können wir unseren Kunden sichere Investitionen garantieren – in die richtigen Projekte, mit der richtigen Qualität sowohl bei Systemen als auch Services, zu den richtigen Konditionen und Renditen. Das ist das wichtigste Gut für einen Fonds. Die strategische Übernahme von Conergy ist für unser Asset Management Geschäft deshalb ein Meilenstein.“ (Sven Ullrich)