Der Ökostromanbieter Naturstrom kritisiert, dass die EEG-Umlage für 2015 zu hoch ausfällt. Die Übertragungsnetzbetreiber verlangen ein dickes Finanzpolster obwohl sie dieses in laufenden Jahr gar nicht brauchen.
Die Bekanntgabe der EEG-Umlage für das kommende Jahr sorgt für Verwirrung. Denn die Prognosen über die Höhe der Umlage vielen anders aus als jetzt tatsächlich von den Übertragungsnetzbetreibern berechnet. So ging der Bundesverband Erneuerbare Energien (BEE) noch vor wenigen Wochen davon aus, dass die EEG-Umlage unter den Wert von sechs Cent pro Kilowattstunde sinken könnte. Doch einen Erfolg können die erneuerbaren Energien schon einmal für sich verbuchen. Die Kosten für die Stromkunden sinken, während die Kosten für die Steuerzahler zur Finanzierung der atomar-fossilen Stromerzeugung seit Jahren konstant sind. Das stößt auch beim Düsseldorfer Ökostromanbieter Naturstrom auf heftige Kritik. „Wir fordern, die wahren Kosten der fossilen und nuklearen Energiewirtschaft endlich einzupreisen und die erneuerbaren Energien nicht durch politische Winkelzüge bewusst zu verteuern“, sagt Thomas E. Banning, Vorstandsvorsitzender von Naturstrom. „Die EEG-Umlage, so wie sie nun für 2015 festgelegt wurde, setzt ein falsches Signal.“
Naturstrom kritisiert die Berechnung der EEG-Umlage für das kommende Jahr. „Die EEG-Umlage sinkt zum Jahreswechsel leicht von 6,24 auf 6,17 Cent pro Kilowattstunde. Damit wird die Umlage 2015 wie auch in diesem Jahr höher als nötig ausfallen, eine spürbare Senkung auf weniger als sechs Cent wäre möglich gewesen“, sagt Thomas E. Banning, Vorstandsvorsitzender von Naturstrom. „Denn der Berechnung der EEG-Umlage liegen verschiedene Schätzungen zugrunde – und diese Schätzungen sind zu hoch, wie schon im aktuellen Jahr deutlich wurde.“
Sattes Plus auf dem EEG-Konto
Tatsächlich steht ein sattes Plus auf dem Kontoauszug, während in den vergangenen beiden Jahren das Konto am Ende des Jahres im Minus stand. Schon mit der Berechnung der EEG-Umlage für das Jahr 2014 haben die Übertragungsnetzbetreiber allerdings mit einem Minus auch in diesem Jahr gerechnet. „Die Bürger haben also trotz einer Kostennachholung, um den negativen Kontostand des Vorjahres auszugleichen, mehr gezahlt, als an Ausgaben anfiel“, kritisiert Banning. „Dieser Effekt wird 2015 noch deutlicher auftreten, denn im Gegensatz zu diesem Jahr befindet sich das EEG-Konto zum Jahreswechsel dann bereits im Plus. Auf den Konten der vier Übertragungsnetzbetreiber entstehen dadurch Guthaben in Milliardenhöhe. Zugleich wird den Bürgern weisgemacht, dass die Höhe der EEG-Umlage ein Beweis dafür ist, dass die erneuerbaren Energien zu teuer seien.“
Privilegierter Letztverbrauch steigt
Dazu kommt noch, dass die Haushalts- und mittelständischen Kunden immer noch einen großen Teil der Kosten für die großen Unternehmen mittragen. Immer noch fließt fast ein Viertel des gesamten Stroms mit Privilegien bei der Finanzierung durchs deutsche Netz. Statt eine Senkung zu bewirken, wird der Anteil der privilegierten Letztverbrauchs im kommenden Jahr sogar um ein Prozent steigen. Allerdings werden auch die Anteile der stromintensiven Unternehmen an der Zahlung der EEG-Umlage steigen. Während sich im Jahr 2014 die Unternehmen für die 22 Prozent des privilegierten Stroms mit einem Anteil von 1,7 Prozent an den Kosten der Energiewende beteiligten, liegt dieser Anteil jetzt immerhin fast drei Prozent gestiegen. „Um das Ausmaß zu verdeutlichen: Würden die Industrieprivilegien komplett gestrichen, so würde die EEG-Umlage nur bei etwa 4,8 Cent je Kilowattstunde liegen“, rechnet Banning vor. Zudem zeigen die sinkenden Markterlöse ganz deutlich, dass die Einkaufspreise an der Strombörse weiter sinken. Davon profitieren die großen Verbraucher, die ihren Strom direkt an der Börse einkaufen, genauso wie die Energieversorger, die die sinkenden Börsenstrompreise an ihre Haushaltskunden nicht weitergeben. (Sven Ullrich)