Nach Jahren der politischen Blockade muss die Regierung in Wien nun ihre Reformfähigkeit beweisen. Möglicherweise bringt das neue Dynamik in den Photovoltaikmarkt, hofft Dr. Hans Kronberger. Er ist Präsident des Branchenverbandes Photovoltaic Austria, und er sprach mit photovoltaik-Chefredakteur Heiko Schwarzburger.
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In Deutschland droht das politische System in der üblichen Erstarrung zu versinken, die traditionell einer Bundestagswahl vorausgeht. Soll heißen: Da ist von der politischen Ebene nichts zu erwarten, was allerdings schon beinahe wieder eine gute Nachricht ist. Österreich wählt erst 2018.
Herr Kronberger, passiert da was bei der Photovoltaikförderung?
Hans Kronberger: Wir haben gerade eine schwere Regierungskrise hinter uns. Eineinhalb Jahre vor der Wahl wurde ein neues Regierungsabkommen getroffen. In dem ist unter anderem die längst überfällige Reform des Ökostromgesetzes angekündigt.
Wie könnte diese Reform aussehen?
Hans Kronberger: Die Regierung ist in Zugzwang und wir drängen massiv darauf das derzeitige Fördersystem zu überdenken. Für Bürgerbeteiligungsmodelle soll das derzeitige kombinierte Invest- und Tarifmodell beibehalten werden. Ansonsten ist ein flexibles Investförderungsmodell von uns ausgearbeitet worden.
In Wien mahlen die Mühlen nicht unbedingt schneller als in Berlin. Glauben Sie, dass es bei der Novelle in naher Zukunft Bewegung gibt?
Hans Kronberger: Bereits im Frühjahr soll die kleine Novelle zur Abstimmung im Parlament aufbereitet werden. Für Herbst soll es eine große Reform geben, die bereits 2018 in Kraft treten könnte. Optimistisch stimmt die Tatsache, dass die Regierung derzeit unter dem enormen Druck steht Reformfähigkeit zu beweisen.
Steuerliche Erleichterungen wären auch ein Weg. Dafür gibt es aus anderen Branchen ausreichend positive Beispiele.
Hans Kronberger: Das stimmt, aber dieses Thema ist in der Politik noch nicht angekommen. Will man aber die selbstgesetzten Ziele, 100 Prozent Strom aus Österreich, wird kein Weg daran vorbeiführen. Freilich, sie könnten außerordentlich hilfreich sein.
Ich denke, der Photovoltaikmarkt hängt obendrein immer mehr vom Preisgefüge bei den Stromspeichern ab, denn sie treiben die Eigenverbrauchssysteme im Markt. Zu Jahresbeginn haben einige Anbieter ihre Preise reduziert. Ich denke, auch 2017 werden die Preise für stationäre Lithiumspeicher deutlich nachgeben.
Hans Kronberger: Das sehe ich ganz ähnlich. Im Unterschied zu Deutschland haben wir in Österreich noch keine Bundesförderung für Stromspeicher. Einige Bundesländer bieten eigene Programme an, die wir genau beobachten und auswerten. Die PV Austria hat die Hersteller und Händler von Speichern in den Verband integriert. Sie sind mit zwei Mitgliedern im Vorstand vertreten. Wir führen regelmäßig Dialoge mit der Speicherwirtschaft durch um uns zu koordinieren. Die Nachfrage ist enorm, dass merken wir bei unseren Veranstaltungen, die aus allen Nähren platzen. Um eine bundesweite Förderung bemühen wir uns, diese muss aber einhergehen mit entsprechenden Normen zur Installation. Besonders in der Elektromobilität sind steuerliche Anreize in der Debatte.
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