Bereits auf dem 9. Forum Solarpraxis im November machte das Zauberwort des Käufermarktes die Runde: Aufgrund weltweiter Überkapazitäten und eines verschärften Wettbewerbs wird der Kunde zum König, hieß es. Die Prognose scheint sich zu bestätigen, wie eine Umfrage der photovoltaik bei Herstellern, Großhändlern, Installateuren und Analysten ergab.Die Modulpreise sind seit November durch die Bank um mindestens sechs bis zehn Prozent gesunken. Deutsche Module werden vom Großhandel oft schon unter 3.000 Euro/Kilowatt angeboten, chinesische schon ab 2.300 Euro/Kilowatt (netto). Die Netto-Systempreise von kristallinen Modulen bewegen sich häufig schon unter 4.000 Euro/ Kilowatt, die von Dünnschichtmodulen oft zwischen 3.600 und 3.800 Euro/Kilowatt. Überwiegend werden für die kommenden Monate weitere Preissenkungen erwartet. Die Hersteller halten sich allerdings bedeckt: Symptomatisch ist, dass sich nur Ersol an der Umfrage der photovoltaik beteiligte. Aleo, Solon, Solarworld und Sunways wollen derzeit zu Preisen nichts sagen.
Lange Lieferzeiten sind momentan weitgehend vom Tisch: Das konstatieren sowohl Großhändler als auch Installateure. Allein bis die Lager, die für den spanischen Markt aufgebaut wurden, leer sind, wird es noch einige Zeit dauern. Wie sich die Lieferzeiten und Preise weiter entwickeln,hängt maßgeblich von der Nachfrage ab. Die ist momentan in Deutschland saisonbedingt eher niedrig. Die große Unbekannte ist die künftige Käuferlaune. Trotz gut kalkulierbarer Renditeerwartungen für PV-Investitionen im politisch gestützten deutschen Markt spielt hier eine mögliche Verschärfung der Rezession sowie der Finanzkrise eine entscheidende Rolle. Die meisten befragten Großhändler und Installateure sehen jedenfalls mit Sorge, dass viele Endkunden derzeit abwarten und auf noch weiter fallende Preise hoffen.
Holger von Hebel Vorstandsvorsitzender Ersol Solar Energy AG, Erfurt
Modulpreise: „Bei unseren kristallinen Modultypen Ganymed und Io sind die Preise in den letzten Monaten um rund zehn Prozent gesunken. Bei Ersol gibt es keine Module, die teurer geworden sind.Die Gründe für die gesunkenen Preise liegen in der reduzierten Einspeisevergütung in Deutschland und dem Wettbewerbsdruck. Unsere deutschen Kunden sind daher auf Preissenkungen angewiesen. Wir sind in der Lage, die durch Kapazitätsausbau und Effizienzsteigerung erreichten Kosteneinsparungen weitergeben zu können.“
Auftragslage: „Die Finanzkrise hat auch Auswirkungen auf Ersol. Das schwierige Marktumfeld und der Preisdruck sind spürbar. Dies zeigt sich in Verzögerungen bei der Realisierung von Dünnschichtprojekten, da dort die Kreditfinanzierung unserer Kunden erschwert ist. Doch wir sind durch ein vorausschauendes Kostenmanagement, durch Technologiefortschritte zur Erhöhung der Wirkungsgrade und durch sorgfältiges Qualitätsmanagement gut gerüstet. Deshalb sehen wir unsere Wachstumsmöglichkeiten unverändert positiv.“
Norbert Hahn Vorstand Vertrieb IBC Solar AG, Bad Staffelstein
Modulpreise: „Für kristalline Module gehen wir heute von Systempreisen von weniger als 4.000 Euro/Kilowatt (netto) inklusive Montage aus. Anlagen auf Basis von Dünnschichtmodulen sind nochmals um bis zu zehn Prozent günstiger. Über unser gesamtes Sortiment hinweg sind die Modulpreise in Anlehnung an die EEG-Degression in den vergangenen Monaten um circa acht Prozent gesunken.“
Lieferzeiten: „Die Lieferzeiten sind kürzer geworden, da die Module besser verfügbarsind. Durch den Wegfall des spanischen Markts hat sich die Situation normalisiert, und das Geschäft entwickelt sich kontinuierlicher. Die Lieferzeiten können aber weiterhin je nach Hersteller variieren.“
Auftragslage: „Erfahrungsgemäß verzeichnen wir, bedingt durch den deutschen Markt und seine Witterungsbedingungen, im Januar und Februar eher einen schwachen Auftragseingang. Es gibt international noch keinen Markt, der das eher schwache erste Quartal in Deutschland abfedern kann.“
Kundenerwartungen: „Mit dem Wandel des Marktes in einen Käufermarkt hat sich auch die Erwartung des Kunden geändert. Bisher stand die Verfügbarkeit im Vordergrund, nun ist es das Preis-Leistungs-Verhältnis. Die Kunden erwarten eine günstigere Anlage.“
Beate Suppinger Marketingleiterin Solarmarkt AG, Freiburg
Modulpreise: „Alle unsere Module sind seit Anfang des Jahres günstiger geworden: Trina 7,5 Prozent, Schott bis 7,9 Prozent. Auch die Wechselrichterpreise sind teilweise gesunken."
Lieferzeiten: „Es gibt jetzt genauere Lieferpläne der Lieferanten, und wir rechnen mit kürzeren Lieferzeiten.“
Auftragslage: „Im Januar jedes Jahres ist es erst mal ruhig, saisonal bedingt, bis alle Preise da sind. November und Dezember war Hochbetrieb.“
Kundenerwartungen: „Erwartet werden geringere Modulpreise, um die geringere Vergütung auszugleichen.“
Christina Mayerhofer Marketingleiterin Donauer Solartechnik Vertriebs GmbH, Gilching
Modulpreise: „Alle unsere Modultypen sind günstiger geworden, im Schnitt ist der Preis um zehn Prozent gesunken.“
Lieferzeiten: „Die Lieferzeiten sind um circa zwei Wochen kürzer geworden. Grund sind die hohen Lagerbestände bei den Herstellern.“
Auftragslage: „Im Vergleich zum Dezember hat sich unsere Auftragslage nicht verändert.“
Christian Lieck Vorstandsvorsitzender SCN Energy AG, Torgelow
Modulpreise: „Wir bekommen im Moment nur quartalsweise eine Preisbindung, insofern es so etwas wirklich gibt. In der Vergangenheit wurden oft Preise vereinbart, aber wenn der Markt diese nicht realisieren lässt, kann sich das über Nacht ändern. Unser Abgabepreis für Module ist nach Ländern und Mengen gestaffelt und bewegt sich zwischen 2,29 Euro/Watt und 2,59 Euro/Watt (netto). Tendenziell ist abzusehen, dass die polykristallinen Module aufgrund geringerer Verfügbarkeit und höherer Nachfrage etwas teurer werden. Die Hersteller erwarten ab Februar/März wieder eine erhöhte Nachfrage, und man meint, dass die Preise wieder um etwa 15 bis 20 Cent/Watt steigen werden. Es stehen neue Märkte, insbesondere Amerika, bereit und werden einen enormen Sog erzeugen.“
Lieferzeiten: „Die Verfügbarkeit ist meistsofort gegeben und basiert auf Beständen, die irgendwo in Europa liegen, insbesondere Überhänge in Spanien, aber auch in China. Grundsätzlich scheint es momentan wesentlich kürzere Lieferzeiten für 2009 zu geben, doch dies kann sich wieder ändern, wie die Erfahrung der vergangenen Jahre zeigt. Klar ist, dass wir derzeit eine noch nicht dagewesene Stufe der Konsolidierung des Gesamtmarktes durchleben. Klar ist aus meiner Sicht auch, dass die Preise nicht auf das Vorjahresniveau klettern werden. Ich glaube aber nicht, dass die Branche in Bezug auf Preise und Verfügbarkeit schon völlig über den Berg ist.“ Auftragslage: „Wir haben einen höheren Auftragsbestand, der ist allerdings auf unsere internationalen Aktivitäten zurückzuführen. Die deutschen Kunden sind derzeit sehr abwartend und meinen, es wird alles noch billiger.“
Kundenerwartungen: „Die Kunden sind um ein Vielfaches aufgeklärter und möchten mehr Sicherheit, Kompetenz und Vorteile erwerben. Allerdings ist auch der Ruf nach billig, billig, billig ganz laut.“
Helmut Godard Geschäftsführer Energossa GmbH, Freiburg
Modulpreise: „Qualitätsmodule sind in den vergangenen Monaten deutlich günstiger geworden, seit November circa neun bis zehn Prozent, No-Name-Module sind am Spotmarkt noch billiger zu haben. Ich rechne mit weiteren deutlichen Preissenkungen von ausländischen und deutschen Herstellern.“
Lieferzeiten: „Ich kann jetzt endlich wieder Module bestellen, die Lieferzeiten sind deutlich kürzer geworden.“ Auftragslage: „Unsere Auftragslage ist im Vergleich zum Jahresende schlechter geworden, viele Kunden warten derzeit ab, ob die Preise noch weiter sinken.“
Kundenerwartungen: „Kunden achten wieder stärker auf Rendite. Einige sind auch noch enttäuscht von der katastrophalen Liefersituation im vergangenen Jahr, es gilt nun, deren Vertrauen wiederzugewinnen.“
Mike Lorenz Umwelt- und Energietechnik, Mittelgründau
Modulpreise: „Für Schott-Solar-Module zahlen wir momentan 2,82 Euro/Watt, für Sunpower-Module 3,17 Euro/Watt (netto). Die Preise von Schott sanken in den vergangenen Monaten um sieben Prozent, die von Sunpower um sechs Prozent, auch alle anderen Module sind günstiger geworden.“
Lieferzeiten: „Bei uns gab es keine Probleme, da wir für jeden Monat definierte Modulmengen reserviert haben.“ Auftragslage: „Unsere Auftragslage ist nach wie vor so gut wie im vergangenen Quartal.“
Gilbert Jansen Geschäftsführer Akut Solar- und Haustechnik GmbH, Berlin Modulpreise: „Einen Preisrückgang auf breiter Front kann ich noch nicht feststellen, doch einzelne Module sind schon bis zu acht Prozent günstiger geworden.“
Lieferzeiten: „Die waren für uns noch nie ein Problem, wir haben unsere eingespielten Lieferantenbeziehungen.“ Auftragslage: „Derzeit ist es ruhiger, wie sonst auch am Jahresanfang. Ich bin froh, dass wir nach der Hektik im Dezember mal ein paar Tage Urlaub machen können.“
Kundenerwartungen: „Erwartet werden Preissenkungen von mindestens acht Prozent entsprechend der EEG-Degression. Wir als kleiner Installationsbetrieb haben Probleme, dies in jedem Fall zu schultern.“
Anja-Katharina Bohlen Analystin, Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart „Seit dem vierten Quartal 2008 stehen einige Modulhersteller einer deutlich reduzierten Nachfrage gegenüber, welche auch durch strategische Streiks der Großhändler bedingt ist. Nach unseren Erhebungen liegen die Modulpreise derzeit zwischen 2,50 und 2,90 Euro/Watt. Aufgrund des sich zuspitzenden Überangebots erwarten wir im Lauf des Jahres einen weiteren Preisdruck. Aufgrund der Finanzkrise existiert derzeit kein Markt für Kreditsyndizierungen. Daher ist die Finanzierung großer Projekte über zehn Megawatt nahezu unmöglich. Des weiteren gehen wir davon aus, dass auch einige private Photovoltaikinvestitionen aufgrund von Arbeitsplatzverlustängsten um einige Monate verschoben werden. Insgesamt rechnen wir mit einem durch die Finanzkrise bedingten Rückgang der Nachfrage von 20 Prozent.“