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Speicher jetzt implementieren

Am Dienstag fand am Rande der Konferenz Energy Storage die erste Mitgliederversammlung des Bundesverbandes Energiespeicher (BVES) statt. Er hat inzwischen 63 Mitglieder, darunter so unterschiedliche Unternehmen wie Vattenfall, Hochtief Solutions, SMA, Power-One, Gildemeister Energy und Clariant. Es wurden drei Arbeitsgruppen gebildet. Die erste erarbeitet Richtlinien, Standards und Qualitätskriterien für Energiespeichersysteme. Die zweite beschäftigt sich mit Roadmaps für die Energiewende und die Rolle der Energiespeicher. Die dritte kümmert sich um Öffentlichkeitsarbeit. Eicke Weber, Direktor des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE, ist erster Präsident. Er erklärt die Ziele des BVES.

Heute war die erste Mitgliederversammlung des Bundesverbandes Energiespeicher. Wer war da?

Ich muss sagen: Wir sind alle sehr begeistert, weil wir gesehen haben, dass wir über 60 Mitglieder haben und Firmen aus allen Bereichen der Speichertechnologien gekommen sind – vom thermischen Speicher über den Stromspeicher bis hin zum Gas-Wärme-Druckluft- und dem Schwungradspeicher.

Was möchten Sie mit dem Verband erreichen?

Wir wollen der Speicherindustrie, der Industrie, die Speichertechnologien implementiert, entwickelt, forscht und so weiter, eine Stimme geben. Bisher gibt es eine Stimme für die Solarindustrie, es gibt eine Stimme für die Windindustrie, aber nicht für die Speicher. Und die Speicher sind eine ganz wichtige Komponente der Energiewende, die bisher weitgehend übersehen wurde.

Warum ist es sinnvoll, diese vielen verschiedenen Technologien in einen Verband zu drängen?

Weil das Speicherthema ein Wechselwirkungsthema ist. Das heißt, man hat eine Alternative: Wie viel Energie will man als Strom speichern? Wie viel will man in Wasserstoff überführen? Wie viel will man als Wärme speichern? Deswegen ist es ein gemeinsames Speicherthema, obwohl die einzelnen Technologien sehr unterschiedlich sind. Ein Pumpspeicherwerk ist natürlich etwas ganz, ganz anderes als ein Schwefel-Natrium-Batteriespeicher. Aber beide machen dasselbe, beide speichern elektrische Energie.

Zeichnen sich da schon die ersten Frontlinien zwischen den einzelnen Technologien ab?

Überhaupt nicht, wir kämpfen in einer Richtung und ziehen an einem Strang. Wir wollen alle die Energiewende. Wir wollen so schnell wie möglich 100 Prozent erneuerbare Energien erreichen. Wir wissen, das geht nur, wenn man die zeitlich fluktuierende Einspeisung von Sonnen- und Windstrom durch entsprechende Speicher abpuffert. In der Hinsicht sind wir uns völlig einig.

Wir haben am Montag von Frau Müller vom Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft gehört, dass wir eigentlich noch gar nicht so viel Speicher brauchen. Erst einmal sollten die Netze ausgebaut werden. Wie positioniert sich bei dieser Frage der Bundesverband Speicherenergie?

Natürlich müssen wir auch Netze ausbauen, besonders die regionalen Verteilnetze, aber schauen Sie sich doch nur denEinzelhaushalt an, das einzelne Haus, das eine Solaranlage auf dem Dach hat. Mit einem Zwei-Kilowattstunden-Batteriespeicher, einem relativ kleinen Speicher, kann man seinen Eigenverbrauch glatt verdoppeln. Das heißt, statt 30 Prozent Eigenverbrauch hat man 60 Prozent Eigenverbrauch. Das heißt, statt 70 Prozent des Stromes aus dem Netz nur noch 40 Prozent aus dem Netz. Das ist doch ein Riesenschritt für eine relativ kleine Investition.

Das heißt, aus Sicht des Bundesverbandes sind Speicher schon jetzt sinnvoll und es ist nicht richtig, erst Netze auszubauen und mit dem Speicherausbau noch zu warten?

Auf jeden Fall. Wir müssen heute damit beginnen, Speicher zu implementieren. Die werden sich natürlich erst in zehn Jahren wirklich – sagen wir mal – volkswirtschaftlich bemerkbar machen. Aber wenn wir nicht heute damit anfangen, haben wir sie in zehn Jahren auch nicht eingeführt.

Wie sieht die Arbeit des Verbandes praktisch aus? Was sind die nächsten Schritte?

Die nächsten neun Monate werden politisch sehr heiß werden. Wir werden eine Bundestagswahl haben, und nach der Bundestagswahl werden wir uns alle über eine Novelle des EEGs einigen müssen. Ich sage dazu gerne, dass das zukünftige Gesetz ein Energiewendegesetz sein sollte. Dafür müssen wir wichtige Vorarbeit leisten. Ich denke, der BVES ist keinen Moment zu früh gegründet worden, denn wir müssen unbedingt auf diese Entwicklung Einfluss nehmen.

Was sind diese Vorarbeiten?

In den Arbeitsgruppen werden wir zusammen mit unseren Mitgliedsfirmen Szenarien und Argumente entwickeln, die wir in den politischen Denkprozess einbringen wollen.

Mit dem Ziel, dass schon jetzt begonnen wird, die Speicher zu implementieren?

Ganz genau. Mit dem Ziel, dass die Regelungen, die in dem neuen EEG oder Energiewendegesetz eingeführt werden, auf jeden Fall die Speichermöglichkeit mit einschließen, eventuell unterstützen, auf keinen Fall ausschließen.

Das Gespräch führte Michael Fuhs.

Michael Fuhs

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