Das Wachstum des deutschen Photovoltaikmarktes ist auch im aktuellen Jahr ungebrochen, wie die Zahlen der Bundesnetzagentur belegen. Zwischen Januar und Mai 2021 wurden bereits 2,45 Gigawatt an neuer Anlagenleistung installiert, was gegenüber dem Vorjahreswert mit 1,85 Gigawatt einen Anstieg um ein Drittel bedeutet. Mit dem starken Solarzubau geht jedoch eine deutliche Reduktion der Einspeisevergütung für neue Anlageninstallationen einher.
EEG hat noch den atmenden Deckel installiert
Der sogenannte atmende Deckel im EEG soll dazu führen, dass der Zielkorridor des Solarausbaus eingehalten wird und keine Überförderung entsteht. In der Novellierung des EEG zum 1. Januar 2021 wurde dieser entscheidende Punkt des anzulegenden Bruttoausbaus jedoch nicht an die neuen Rahmenbedingungen angepasst. Entsprechend führt der aktuell starke Zubau zu einer erhöhten Degression der Einspeisevergütung.
Der starke Photovoltaik-Zubau hat seit Anfang 2020 binnen 1,5 Jahren zu einer Reduzierung der Einspeisevergütung für Aufdachanlagen von 21 Prozent geführt. Im gleichen Zeitraum haben sich die Kosten für neue PV-Anlagen inklusive deren Installation jedoch spürbar erhöht. Ursächlich hierfür sind sowohl auftretende Lieferengpässe als Folge der Corona-Pandemie als auch eine Verknappung an Installateurs-Kapazitäten. Im zweiten Quartal 2021 haben sich folglich die Preise kleiner und mittlerer Solaranlagen um 13 beziehungsweise 18 Prozent gegenüber Anfang 2020 erhöht. „Es ist absolut unverständlich, wie einerseits die Politik mittlerweile selbst unbestritten die Notwendigkeit immer höherer Ausbauziele für die Photovoltaik propagiert, aber andererseits die dringend notwendige Anpassung des gesetzlichen Rahmens nicht umsetzt.“, kommentiert Martin Ammon, Geschäftsführer bei EUPD Research.
Anlagengröße verringert die Rendite
Für neu installierte Photovoltaikanlagen bis zehn Kilowatt beträgt die feste Einspeisevergütung ab dem 1. Juli 2021 noch 7,47 Cent je Kilowattstunde. Im Fall eines durchschnittlichen Haushaltes mit einem Stromverbrauch von 4.000 Kilowattstunden kann mit einer kleinen Anlage, die drei Kilowatt leistet, aufgrund des hohen Eigenverbrauchsanteils auch ohne Heimspeicherergänzung eine Rendite von knapp drei Prozent erzielt werden.
Mit steigender Anlagengröße verringert sich jedoch der Eigenverbrauchsanteil und ein wachsender Anteil des Solarstroms wird eingespeist. Im Kontext der gestiegenen Systemkosten erweist sich die Einspeisevergütung nicht mehr als kostendeckend, sodass eine im Juli 2021 neu installiert Anlage mit neun Kilowatt einen Verlust von 0,5 Prozent und eine Anlage mit elf Kilowatt eine negative Rendite von rund einem Prozent einfährt. Dies zeigt eine aktuelle Analyse der Bonner Beratungsfirma EuPD Research im Auftrag des Unternehmens E3/DC.
Zwei Prozent Rendite möglich
Moderne Solarmodule erreichen mittlerweile eine installierte Leistung von 400 Watt. Bereits mit einer nutzbaren Dachfläche von 70 Quadratmetern kann eine Anlage mit 15 Kilowatt installiert werden. Für den wirtschaftlichen Betrieb einer solchen Anlage ist demnach einerseits ein entsprechend hoher Stromverbrauch im Gebäude durch eine Ladestation für Elektrofahrzeuge, ein elektrisches Warmwasser- und Heizungssystem sowie eine Klimaanlage nötig. Andererseits braucht es einen Heimspeicher, um den Eigenverbrauch zu maximieren.
Die Wirtschaftlichkeitsberechnung dieser Anlage in Verbindung mit einem 15-Kilowattstunden-Speicher ergibt demnach, dass bereits bei einem jährlichen Stromverbrauch ab 10.000 Kilowattstunden trotz der niedrigen Einspeisevergütung eine Rendite von knapp zwei Prozent erzielt wird. (nhp)
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