In den kommenden zehn Jahren droht die Abschaltung von bis zu 447.000 Photovoltaikanlagen mit einer Gesamtleistung von 3,37 Gigawatt in Deutschland, obwohl diese noch über viele Jahre hinweg noch Strom produzieren können. Damit fällt die jährliche Produktion von 26 Milliarden Kilowattstunden Solarstrom aus.
Betreiber brauchen bessere Regelungen
Das ist das Ergebnis einer Untersuchung durch die Bonner Marktanalysten von EUPD Research im Auftrag des Bundesverbandes Solarwirtschaft (BSW Solar). „Die Mehrzahl der Betreiber werden ihre Solaranlagen abschalten, sobald sie nach 20 Jahren aus der Förderung fallen, da sich ihr Weiterbetrieb dann nicht mehr rechnet“, fasst Martin Ammon. Geschäftsführer von EUPD Research die Ergebnisse des Gutachtens zusammen. „Ursache dafür sind geplante neue Auflagen zum Einbau teurer Messtechnik sowie die finanzielle Belastung selbst verbrauchten Solarstroms mit der EEG-Umlage. Technisch wäre der Weiterbetrieb dieser in den Nullerjahren errichteten Solarstromanlagen mindestens für weitere zehn Jahre hingegen möglich und klimapolitisch sinnvoll.“
Keine Anschlussförderung notwendig
Für diesen Weiterbetrieb bräuchten die Anlagenbetreiber keine Anschlussförderung, da sich die Generatoren längst amortisiert haben. Es müssen aber die Hürden und Auflagen verschwinden, die dem Weiterbetrieb im Wege stehen. So sei die von den Beamten im Bundeswirtschaftsministerium Peter Altmaiers (CDU) vorgesehene Nachrüstung teurer Messtechnik für kleine Solaranlagen nicht nur aus Sicht der Solarbranche unsinnig und völlig unverhältnismäßig. Auch die Netzbetreiber sehen in einer solchen Regelung keinen Mehrwert für die Netzstabilität.
Barrieren für Weiterbetrieb abschaffen
Zudem verstößt die geplante Belastung des vor Ort verbrauchten Solarstroms durch die Betreiber gegen geltendes EU-Recht, wie aus einem schon vor einiger Zeit vorgelegten Rechtsgutachten des BSW Solar hervorgeht. „Ein wirksamer Klimaschutz braucht jedes verfügbare Megawatt an Solarleistung“, betont Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des BSW Solar. „Der Bundestag muss jetzt einen barrierefreien Weiterbetrieb ausgeförderter Solaranlagen sicherstellen und den Gesetzesentwurf entsprechend überarbeiten. Es wäre weder trag- noch vermittelbar, dass Energiekonzerne klimaschädliche Kohlekraftwerke noch bis ins Jahr 2038 betreiben dürfen und großzügige Stilllegungsprämien erhalten, gleichzeitig aber hunderttausende kleine Solaranlagenbetreiber eine Sonnensteuer entrichten müssen und ihnen der Stecker gezogen wird“, kritisiert der BSW-Chef. (su)
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