Auf der Architektenmesse Bau in München Ende Januar spielte die Photovoltaik eine faktisch unsichtbare Rolle. Noch dominierten klassische Baustoffe und Versorgungstechnik. Offenbar ist die Architektur noch weit von der solaraktiven Gebäudehülle entfernt. Dennoch gab es einige sehr spannende Neuheiten zu sehen, präsentiert von alteingesessenen Anbietern des Baugeschäfts.
Alwitra beispielsweise zeigte die neue Solardachbahn Evalon Solar cSi. Sie besteht aus semiflexiblen (kristallinen) Siliziumzellen ohne Glas und Rahmen.
Evalon Solar cSi kombiniert die Kunstoffdach- und Dichtungsbahn Evalon mit Solartechnik. Es handelt es sich um einen speziellen Aufbau ohne Glas mit patentiertem, glasfaserverstärkem Duromer-Kern.
Dachbahn mit Siliziumzellen
Das Produkt kombiniert die Dachabdichtungsbahn und Solarmodule und passt sich im gegebenen Maß der vorhandenen Dachgeometrie an. Weiterer Vorteil des glasfreien Siliziummoduls ist das niedrige Eigengewicht von rund 3,3 Kilogramm pro Quadratmeter. Damit lässt sich Evalon Solar cSi auch auf Dächern mit geringer Traglast einsetzen.
Dank der hohen Effizienz sowie der auf ein Minimum reduzierten Modulabstände benötigen die Module nur zehn Quadratmeter Dachfläche pro installiertem Kilowatt Solarleistung. Damit hat die neue Multifunktionsbahn einen günstigen Dachflächenbedarf. Das macht sie nicht nur für den Einsatz auf kleineren Dächern interessant, sondern verbessert auch auf großen Flachdächern die Effizienz.
Die Evalon-Solar-cSi-Bahnen sind 1,55 Meter breit und 3,47 Meter lang. Die mit ETFE-Folie ausgestatteten Solarmodule erreichen pro Bahn eine Leistung von 450 Watt. Die neue Multifunktionsbahn lässt sich einfach verlegen und mit materialgleichen Evalon-Dachbahnen homogen verschweißen. Für die schnelle und sichere Installation sorgen zudem die oberseitigen Anschlusskabel.
Avancis bringt farbige Fassaden
Der Dünnschichtanbieter Avancis hat die Skala-Module entwickelt, die sich vor allem für Solarfassaden eignen. Avancis gehört zum CNBM-Konzern, dem größten Hersteller von Baustoffen in China.
Die Skala-Architekturmodule haben ein Format von 1.587 Millimeter mal 664 Millimeter. Jedes Modul kann individuell angepasst werden, sodass aus der Kombination von Standard- und größenangepassten Modulen kundenspezifische Solarfassaden entstehen. Bauherren, Architekten und Fassadengestalter erhalten die größtmögliche Freiheit bei der Planung und Gestaltung der Gebäudehülle.
Aufgrund der spezifischen Eigenschaften der CIGS-Technologie zeichnen sich die Skala-Module durch eine einheitliche schwarze Oberfläche mit feinen Nadelstreifen aus. Farbige Frontgläser verleihen den Architekturmodulen verschiedene Farben.
Im Gegensatz zu herkömmlichen farbigen Solarmodulen nutzen sie die Reflexion des Sonnenlichts, um ihre Farbigkeit zu erzeugen. Das Frontglas reflektiert den engen Spektralbereich des sichtbaren Lichts, um die Farbe zu generieren. Der Rest des Lichtspektrums wird in das Modul übertragen und in Energie umgewandelt.
Skala besitzt die allgemeine bauaufsichtliche Zulassung (abZ) vom Deutschen Institut für Bautechnik (DIBt) für die geklebte Bauart. Avancis ist der erste Anbieter von rahmenlosen Glas-Glas-CIGS-Modulen mit geklebtem Befestigungssystem, bei dem auch das Eigengewicht der Module durch die Klebung nicht mechanisch abgetragen wird. Damit entfallen in der Regel die projektspezifischen Zustimmungen im Einzelfall (ZiE).
Solare Dachziegel im Aufschwung
Die Dachziegelwerke Nelskamp aus Schermbeck zeigten den neuen G10 PV, bei dem die Nachfrage seit der Markteinführung im vergangenen Jahr deutlich gewachsen ist. Der Solardachziegel kombiniert die Optik der bekannten G10-Dachziegel mit solarer Stromerzeugung. Die überdeckenden G10-PV-Module liegen wie die Glattziegel direkt auf der Dachlattung und bilden ein einheitliches, ebenes Gesamtdeckbild.
Als montagefertige Einheit ist das G10-PV-Modul einfach, schnell und sicher zu montieren. Der variable Überdeckungsbereich ermöglicht die einheitliche Dacheinteilung, die vorgefertigten Kabel mit MC4-Steckern eine montagefreundliche und sichere Verbindung der Solarmodule. Die Vorteile:
- Modul bildet mit dem Ziegel eine Einheit,
- optimale Sonnennutzung mit hocheffizienten monokristallinen Solarzellen,
- harmonische Optik: schwarzer Rahmen – schwarze Folie,
- Zellwirkungsgrad: 18,3 Prozent,
- positive Leistungstoleranz: von null bis plus fünf Watt für einen besseren Ertrag,
- Produktgarantie: zehn Jahre,
- Leistungsgarantie zehn Jahre: 90 Prozent der Nennleistung,
- Leistungsgarantie 25 Jahre: 80 Prozent der Nennleistung,
- gefertigt in Deutschland.
Zambelli nutzt organische Solarfolien
Moderne Fassadentechnik basiert auf der Idee, mit kreativen Designs in Form und Farbe, optimierten Fertigungsverfahren und guten Produkteigenschaften mehr Individualität und Gestaltungsfreiheit zu bieten. Innovationen und Kreativität werden für Planer und Bauherren immer wichtiger.
Schließlich haben sie entscheidenden Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit einer Fassadenkonstruktion während der Lebensdauer eines Baukörpers. Nicht zuletzt sind es die Werkstoffe, die der Gebäudehülle ihre Unverwechselbarkeit in Form und Funktion verleihen.
Zambelli entwickelt und produziert seit mehr als 60 Jahren Systemelemente und Metallleichtbauten wie das Rib-Roof-Gleitfalzmetalldachsystem. Die Firma aus Niederbayern bietet die Fassadenbekleidungen als vorgehängte, hinterlüftete Fassadenelemente (VHF) an. Sie bestehen aus den Systemelementen Panels, Stehfalzen, Kassetten, Schindeln, Systemen mit umlaufenden Fugen und rollgeformten Profilen. Alle Systeme basieren auf hochwertigen Metallkomponenten (Aluminium, Stahl, Edelstahl, Kupfer, Titanzink oder Verbundwerkstoffen), die in eigenen Werken geplant und nach durchgehendem Qualitätsmanagement gefertigt werden.
Module stammen von Heliatek
Die Profilbahnen des Rib-Roof eignen sich nicht nur zur Bedachung, sondern auch für die Fassade. Seit über 30 Jahren werden solche Profilbahnen weltweit eingesetzt, um anspruchsvolle Dachlandschaften funktionssicher zu realisieren. Der Planer profitiert von der Herstellung uneingeschränkter Profilbahnlängen, der großen Metall- und Oberflächenvielfalt (Vorbewitterung, Veredelung), der Realisierung komplexer Geometrien, von kurzen Planungs- und Montagezeiten ebenso wie vom Zugriff auf ein breites Zubehör, inklusive Solarlösungen.
In München zeigte Zambelli die organischen Solarfolien von Heliatek. Sie werden in sechs Meter langen Bahnen auf das Alublechdach aufgeklebt. Heliatek gibt eine Garantie von 20 Jahren, auch auf die Klebung. Die Anschlussdosen sind sehr kompakt und unscheinbar integriert.
Die Blechbahnen aus Aluminium sind mittels Gleitfalz verbunden, sodass keine maschinelle Verbördelung nötig ist. Eine weitere Besonderheit von Zambelli Rib-Roof besteht in der mobilen Baustellenprofilierung. Sofern die Gebäudegeometrie eine Bombierung der Profile vor Ort erfordert, stellt der Hersteller seinen mobilen Rollformer zur Verfügung.
Auf einen Blick
In diesem Beitrag erwähnte Firmen:
Alwitra: www.alwitra.de
Avancis: www.avancis.de
Nelskamp: www.nelskamp.de
Zambelli: www.zambelli.de