Die Forschungsinstitute Agora Energiewende, Agora Verkehrswende und das Regulatory Assistance Project (RAP) haben ein Diskussionspapier veröffentlicht, in dem die Regularien für die Kosten der Netzinfrastruktur für Schnellladesäulen vorgeschlagen wird. Denn nach Erkenntnis der Autoren wird der Ausbau von Schnellladesäulen für Elektrofahrzeuge die Abrechnung der Netzkosten behindert. Denn durch die hohe Leistung, die Schnellladesäulen aus dem Netz abrufen, werden sie mit einem sehr hohen Anschlusspreis bestraft – auch wenn diese Leistung nur sehr selten tatsächlich abgerufen wird.
Fixkosten abhängig vom Standort
Diese fixen Kosten sind höher als die für Normalladesäulen und stark abhängig vom Standort der Schnellladesäule. Schließlich sind die Netzkosten in Deutschland regional sehr unterschiedlich. Agora Energiewende hat hier Unterschiede von bis zu 1.200 Prozent festgestellt. Deshalb – so befürchten die Autoren des Diskussionspapiers – werden die Investoren sich vor allem auf Regionen konzentrieren, in denen die Netzentgelte niedrig sind und wo viele Autofahrer ihre Boliden regelmäßig aufladen. Das wird vor allem entlang der Bundesfernstraßen und Autobahnen sein. Dadurch bestehe die Gefahr, dass der Ausbau der Schnellladeinfratruktur im ländlichen Raum behindert wird. Das wird auch mit den von der Bundesregierung angedachten Ausschreibungen und dem verabschiedeten Schnellladegesetz nicht ändern.
Netze zusammenlegen
Als Lösung schlagen die Autoren vor, dass der Bund in den geplanten Ausschreibungen für den Bau von Schnellladesäulen entweder Netze mit unterschiedlichen Kosten zusammenlegt oder die Netzkosten vorübergehend ganz beziehungsweise teilweise übernimmt. Mittelfristig empfehlen die drei Organisationen eine grundsätzliche Neuausrichtung der Netzentgelte. „Wenn der Ausbau der Schnellladeinfrastruktur gelingen soll, muss der Bund auch die lange überfällige Reform der Netzentgelte angehen“, fordert Patrick Graichen, Direktor von Agora Energiewende. „Die derzeitige Verteilung der Netzkosten über die Netzentgelte passt nicht zu einer Welt, in der Elektrofahrzeuge in kurzer Zeit viel Strom laden. Hinzu kommt, dass die Kosten von Netz zu Netz sehr unterschiedlich ausfallen. Diese überholten Strukturen dürfen nicht darüber bestimmen, ob und wo Schnellladepunkte entstehen.“
Ladesäulen auf Arbeitspreis umstellen
So müsste der Leistungspreis bei der Erhebung der Netzentgelte für Ladesäulen eine geringere Rolle. Denn dieser wird auf die Spitzenleistung erhoben, die aber selten erreicht werden – und dann auch noch in Zeiten, in denen das Netz ohnehin wenig belastet ist. „Bei der Ladeinfrastruktur ist es sinnvoller, die Netzkosten auf den geladenen Strom zu verlagern, mit einem durchschnittlichen Netzarbeitspreis pro Kilowattstunde. Sonst werden nur wenige in Schnellladepunkte investieren, schon gar nicht an Standorten mit besonders hohen Netzkosten“, sagt Jan Rosenow, Europadirektor von RAP.
Das Diskussionspapier „Ladeblockade Netzentgelte. Wie Netzentgelte den Ausbau der Schnellladeinfrastruktur für Elektromobilität gefährden und was der Bund dagegen tun kann“ steht zum kostenlosen Download auf den Internetseiten von Agora Energiewende, Agora Verkehrswende und RAP zur Verfügung. (su)
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