Die österreichische Solarbranche fordert mehr Unterstützung seitens der Bundesregierung für die Photovoltaikforschung. Hubert Fechner, Obmann der österreichischen Technologieplattform Photovoltaik (TPPV), begründet dies damit, dass eine Förderoffensive der Forschung und Entwicklung in der Photovoltaik dafür sorgt, dass die österreichische Solarindustrie erhalten und auf dem Heimat- und auch dem Weltmarkt konkurrenzfähig bleibt. „Das Zusammenspiel zwischen Forschung und Industrie ist wichtig“, sagt Fechner. „Hier hat es in den vergangenen Jahren aber eine Schieflage bei der Finanzierung gegeben.“
Fördersummen sinken derzeit
Denn während die Unterstützung für die Installation von Photovoltaikanlage teilweise gestiegen ist, werden immer weniger Fördergelder für die Forschung an neuen Materialien, besseren Solarzellen, effizienteren Modulen oder neue Installationsmöglichkeiten wie die Integration in die Gebäudehülle oder in Parkplatzüberdachungen bereitgestellt. So sind die Ausgaben für die Photovoltaikforschung der öffentlichen Hand in Österreich in seit 2018 sukzessive von etwa zehn Millionen Euro auf voraussichtlich etwa vier Millionen Euro in diesem Jahr gesunken.
Neue Unternehmen können entstehen
Da ohne Forschung aber die einheimische Industrie kaum zu halten ist, diese aber wiederum eine zentrale Rolle beim Ausbau der Photovoltaik spielt, schlägt die TPPV vor, die jährlichen Forschungsausgaben auf 40 Millionen Euro zu erhöhen. Dies sichere nicht nur die Energiewende in Österreich ab, sondern auch die vielen Arbeitsplätze in der Forschung und Entwicklung. „Alle sehen in der derzeitigen Marktentwicklung der Photovoltaik Chancen für ihr eigenes Wachstum“, sagt Fechner. „Wir haben in Österreich sehr viele Wirtschaftszweige, die eine hohe Affinität zur Photovoltaik haben. Viele Unternehmen wollen sich der Solarenergie zuwenden. Dazu bedarf es aber Innovation, damit sich auch neue Unternehmen in Österreich auf dem Photovltiakmarkt aufstellen können.“ Deshalb geht Fechner davon aus, dass die Investitionen in die Forschung seitens der öffentlichen Hand auch Firmenneugründungen und Ausgründungen von Forschungsinsituten nach sich ziehen, mit den entsprechenden positiven Effekten auf den Arbeitsmarkt.
Die Forscher bei der Photovoltaik halten
So sieht Gernot Oreski, Leiter des Geschäftsfeldes Smart Material Testing am Polymer Competence Center Leoben (PCCL), keine Problem, entsprechend ausgebildete Fachkräfte für die Forschung zu gewinnen. „Die Forschungsgelder sind aber rückläufig und wie merken, dass es uns nicht leicht gemacht wird, Forschungsprojekte einzureichen und genehmigt zu bekommen“, beschreibt er die Situation. „Noch schlage wir uns wacker. Aber wir laufen zunehmend Gefahr, dass sich die Kollegen anderen Bereichen zuwenden, wenn sie für ihre Forschungsarbeiten an der Photovoltaik nicht finanziert bekommen. Die Fachkräfte sind da, man muss sie allerdings bei der Photovoltaik halten“, resümiert er.
Keine Entwicklungskooperationen in Österreich
Auch die Industrie sieht zunehmend Probleme. Denn sie hat zwar auch eigene Entwicklungsbudgets. Doch die notwendige Zusammenarbeit mit Forschungsinstituten wird immer schwieriger, weil dort die Finanzierung fehlt. „Wir haben in den letzten drei Jahren kein gemeinsames Forschungsprojekt in Österreich mehr unterschrieben“, weiß Peter Berghofer, Geschäftsführer von Ulbrich of Austria, einem Hersteller von Zellverbindern zur Verschaltung von Solarzellen in Modulen mit Sitz im burgenländischen Müllendorf. „Im Gegenzug haben wir gemeinsame Forschungsinitiativen in anderen europäischen Ländern beschlossen. Das führe ich darauf zurück, dass in diesen Ländern Forschungsinitiativen anders aufgestellt sind. Da müssen wir mit dabei sein, sonst haben wir in Zukunft keine Produkte mehr, die wir verkaufen können. Wir brauchen zukünftig mutigere Schritte, um auch in Richtung Grundlagenforschung zu gehen.“
Technologieführerschaft erhalten
Alfred Mölzer, Geschäftsführer des Modulherstellers Kioto Solar aus St. Veit an der Glan sieht die Photovoltaik an einem entscheidenden Punkt angekommen. Sie sei in Zukunft aus keinem Energiekonzept mehr wegzudenken. Deshalb nimmt das Unternehmen in nächster Zeit mehrere Millionen Euro in die Hand, um unter anderem die bauwerkintegrierte Photovoltaik (BIPV) zu entwickelt. „Uns ist es immer gelungen, erfolgreiche Entwicklungen voranzutreiben“, sagt Mölzer. „Wir müssen hier aber am Ball bleiben, wenn wie die Technologieführerschaft behalten wollen. Der Wettlauf um die klügsten Köpfe hat begonnen“, sagt er mit Blick auf das Fachpersonal in den Entwicklungsabteilungen. „Die bekommen wir aber nur mit breiter Forschung für eine weitere Differenzierung am Markt.“
Wandel mit Forschung begleiten
Im Wandel sieht auch Herbert Paierl, Vorstandsvorsitzender des Branchenverbandes von PV Austria, die Photovoltaik. „Sie hat sich längst aus der einstigen Nische herausbewegt und Richtung eines ernstzunehmenden Energielieferanten“, betont er. „Die weitere Marktentwicklung bedarf aber einer begleitenden und vorwegmarschierenden Innovations-, Forschungs- und Entwicklungsszene.“ Nur so könne auch die Wertschöpfung durch die Ausweitung der Produktion in Österreich gehalten werden. (su)
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