Noch ist die Solarbranche im Wintermodus und die Nachfrage nach Komponenten entsprechend gering. Dadurch gibt es kaum Bewegungen am Modulmarkt. Die Preise für Standardmodule liegen mit durchschnittlich 28 Cent pro Watt auf dem Niveau vom Dezember 2021. Auch die Module mit innovativen Zelltechnologien und einer Leistung von mindestens 340 Watt wurden im Januar 2022 mit 37 Cent pro Watt zum gleichen Preis gehandelt wie im Vormonat. Nur die Preise für bifaciale und komplett schwarze Module sind um jeweils einen Cent pro Watt gestiegen. Diese lagen im Januar 2022 bei 40 beziehungsweise 39 Cent pro Watt.
Corona bleibt ein Risikofaktor
Doch noch ist nicht klar, ob es die Ruhe vor dem Sturm ist. Zwar rechnen viele in der Branche mit sinkenden Modulkosten in diesem Jahr. Doch Martin Schachinger, Geschäftsführer Onlinemarktplatzes für Solarmodule PV Xchange, warnt vor zu viel Optimismus. Denn es gibt jede Menge Unwägbarkeiten. Er verweist auf das Risiko, dass die Coronapandemie die Modulproduktion in China stören könnte. Schließlich fährt Peking eine strikte Null-Covid-Politik. Bei der aktuell hochansteckenden Omikron-Variante des Virus‘ ist es deshalb leicht möglich, dass ganze Regionen abgeriegelt werden, was die Lieferkette stören könnte.
Nachfrageboom erwartet
Eine zweite Unwägbarkeit liegt aber auch auf der Nachfrageseite. „Sollte die politische Weichenstellung tatsächlich so zügig erfolgen, wie so manche ambitionierte Aussage erwarten lässt, könnte uns ein beispielloser Nachfrageboom bevorstehen“, erklärt Martin Schachinger. „Auf Deutschland bezogen sind ja Maßnahmen wie eine Anhebung der Einspeisevergütung, deutlich erhöhte Ausschreibungsvolumina, eine solare Baupflicht für Nichtwohngebäude, Steuererleichterungen und eine allgemeine Entbürokratisierung für Bauvorhaben im Gespräch, um nur einige davon zu nennen. Auch im internationalen Umfeld gibt es zahlreiche Initiativen, den jährlichen Zubau mit Photovoltaikanlagen, Speichersystemen und Ladeinfrastruktur auf das gewünschte, vielmehr notwendige Maß anzuheben.“
Entwicklung ist unberechenbar
Dann wird die Produktion und der Ausbau von Transportkapazitäten mit dieser steigenden Nachfrage nicht mehr Schritt halten können. „Ein Mangel lässt in einem freien Markt zudem die Preise für Komponenten, aber auch für Montagen schnell wieder steigen“, weiß Schachinger. „Insofern ist die Markt- und Preisentwicklung in diesem Jahr einmal mehr das, was sie so häufig schon war: unberechenbar.“
Aufgaben für die Solarbranche und die Politik
Er verweist dabei auch auf die Notwendigkeit, dass endlich wieder Produktionskapazitäten in Europa aufgebaut werden, um von den Unwägbarkeiten in Fernost und den langen Transportwegen unabhängiger zu werden. „Machen wir das Beste daraus und gehen mit dem Mangel kreativ um“, fasst der die Notwendigkeit in der Branche zusammen. „Werden wir effizienter und schneller, optimieren und digitalisieren wir unsere Prozesse, verabschieden wir uns von überflüssigen Strukturen und lähmenden regulatorischen Hürden, fordern wir von der Politik endlich kluge Weichenstellungen ein, bilden wir neue Fachkräfte aus oder holen sie uns aus anderen, sterbenden Wirtschaftszweigen, siedeln wir in Europa wieder Produktion an und erhöhen damit die lokale Wertschöpfung, verkürzen wir die Wege und sparen dabei auch noch CO2 ein, improvisieren wir, wo es nötig ist und verabschieden uns von den Selbstzweifeln“, umreißt er die Aufgaben, die jetzt auf die Branche zukommen. (su)
Zum Weiterlesen:
Solarbranche bewertet Solarpläne der Bundesregierung mit gut
EU regelt Mehrwertsteuersätze neu
Bern stellt 450 Millionen Franken für Solarausbau im Jahr 2022 bereit