Der Druck, Serviceaufgaben durch technische Systeme zu effektivieren, ist enorm. Hat sich das bei den Installateuren bereits herumgesprochen?
Oliver Lenckowski: Unser System ist mittlerweile vielfach erprobt. Wir haben Kunden, die schon den zweiten Koffer bestellen. Dass man Inspektionen, Fehlersuche und Wartung effizient gestalten muss, ist in allen Installationsbetrieben ein wichtiges Thema. Im vergangenen Jahr war die Nachfrage durch die Installateure sehr hoch. Leider hatten wir mit Materialmangel zu kämpfen. Manchmal mussten wir auf die Koffer warten, manchmal auf die Geräte. Um ihn an den Installationsbetrieb verkaufen zu können, muss der Koffer komplett sein.
Klaus Terlinden: Wir haben 2022 rund 20 Gerätekoffer verkauft. Leider nur 20, es hätten deutlich mehr sein können. Nicht nur wir hatten Probleme mit unseren Lieferanten, auch diese hatten ihre Schwierigkeiten, die Bauteile von den Herstellern und Händlern zu bekommen.
Werden die Engpässe beim Material im Jahr 2023 abflauen, wird sich die Lage normalisieren?
Klaus Terlinden: Hoffentlich, aber es könnte sogar schlimmer werden. Derzeit sind die Lager leer geräumt, die Ungewissheit ist hoch. Der Nachschub stockt. Wir könnten sofort weitere Sets verkaufen, die Bestellungen liegen auf dem Tisch. Es ist sehr schwierig, eine Prognose abzugeben, wie es weitergeht.
Vor fünf Jahren war das PV-Fehlerortungsset LSI neu, man musste es den Installateuren erklären. Wird mittlerweile verstanden, worum es bei diesem Gerätekoffer geht?
Oliver Lenckowski: Das Set erlaubt es, Altanlagen systematisch in die Wartung zu nehmen, auch wenn man keine Dokumentation hat. Damit lässt sich sehr schnell der Modulplan aufnehmen und die Verschaltung prüfen.
Klaus Terlinden: Die Nachfrage vonseiten der Installationsbetriebe ist sehr hoch. Die Solarteure haben viele Aufträge, kämpfen zugleich mit dem Personalmangel. Anstatt die Leute in den Service zu schicken, sollten sie lieber neue Anlagen bauen. Sie erkennen, dass ihnen unser Set erhebliche Zeitersparnis bietet.
Welche Erfahrungen haben Sie mit Onlineschulungen? Denn die Installateure brauchen eine Einweisung in die Technik, auch in Zeiten von Corona und drängenden Kunden.
Oliver Lenckowski: Schulungen per Internet funktionieren in unserem Fall nicht wirklich gut. Deshalb reisen wir zu den Fachbetrieben, um sie vor Ort einzuweisen und den Koffer vorzuführen. Die Solarteure müssen die Geräte in die Hand nehmen, müssen selber damit umgehen, um ein Gefühl dafür zu bekommen.
Klaus Terlinden: Im vergangenen Jahr sind wir rund 40.000 Kilometer gefahren, vor allem durch Deutschland. Wegen des Materialmangels war es etwas weniger als im Jahr zuvor. Im Jahr fahren wir rund 60 Hotels an. Aber das ist wichtig, dass wir den Leuten zeigen, wie sie unser Set einsetzen können.
Im Herbst und im Frühjahr mehren sich beispielsweise Isolationsfehler im Solarfeld. Wie kommen Sie solchen Problemen mit dem Gerätekoffer auf die Schliche?
Klaus Terlinden: Die Isofehler sind eine typische Erscheinung der feuchten Jahreszeit, wenn die nächste Regenphase kommt. Dann springen die Wechselrichter auffällig später oder gar nicht an. Fehler in der Isolation treten oft an Steckern auf oder die Feuchtigkeit kriecht von hinten in die Folien der Module. Im Herbst erkennt man, ob eine Anlage gut oder schlecht ist.
Oliver Lenckowski: Das Perfide an der Sache ist, dass die Isofehler meist erst nach einigen Jahren auftreten. Das sind Alterungserscheinungen, beispielsweise wenn die Sonne die Kabel versprödet hat. Manchmal tut das richtig weh. Eine von uns durchgemessene Anlage hatte in 40 Strings 20 Isofehler. Dort waren es die Zuleitungen. Die Charge stellte sich als fehlerhaft heraus und musste komplett getauscht werden, in allen Strings. Um weiteren Fehlern in den kommenden Monaten vorzubeugen.
Sie erwähnen spröde Rückseitenfolien oder defekte Stecker. Treten Isofehler auch dort auf?
Oliver Lenckowski: Anschlussdosen sind ein heikles Thema. Da hatten wir schon Module von namhaften Herstellern, eigentlich keine schlechten Produkte. Aber der Lieferant der Anschlussdosen hatte wohl einen schlechten Tag, da war eine ganze Serie nicht in Ordnung. Viele Anbieter erwiesen sich als lernfähig und haben solche Probleme mittlerweile abgestellt.
Klaus Terlinden: Davon bleibt kaum jemand verschont. Wir hatten schon defekte Stecker, sogenannte MC4-kompatible Stecker. Die waren sogar vom TÜV geprüft. Aber auch sie sind gealtert und wiesen bei verschiedenen Anlagen Isofehler auf. Deshalb ist es ganz wichtig, scheinbar fehlerfrei laufende Anlagen vorsorglich in die Wartung zu nehmen. Das ist auch für die Versicherer wichtig. Bei einem Schaden wollen sie zuerst wissen, wie lange die letzte Wartung zurückliegt.
Wie gehen Sie bei Ihren Messungen vor?
Klaus Terlinden: Im Prinzip sind es drei Schritte: Messen, die Fehlerortung und die Reparatur. Unser Fehlerortungs-Set LSI erlaubt es beispielsweise, sehr schnell und einfach einen Modulplan der Anlage zu erstellen. Ohne den Plan der Stringverschaltung brauchen Sie mit der Suche nach Fehlern eigentlich gar nicht anzufangen. Dann suchen Sie die Nadel im Heuhaufen. Glauben Sie mir: Dieser Haufen kann riesig sein, je nachdem, wie groß die Anlage ist.
Oliver Lenckowski: Unser Set ergänzt die bekannte Messtechnik, auch um Isofehler leichter aufspüren zu können. Der erste Schritt ist immer der Modulplan. Ein Beispiel aus unserer Praxis: Ein Kunde hatte eine Dachanlage mit 100 Kilowatt, Dokumentation fehlte. Allein um im Nachhinein den Modulplan zu rekapitulieren, wären ein teures Gerüst und etliche Mannstunden auf dem Dach notwendig gewesen. Denn Sie müssten hinter jedes einzelne Modul schauen, um die Stringverschaltung zu klären.
Wie lange brauchen Sie mit dem LSI-Set?
Oliver Lenckowski: Mit unserem Lasertektor können wir so etwas vom Boden aus innerhalb einer Stunde erledigen. Oder man macht es von einem Balkon am Nachbarhaus. Wir fahren die Module mit dem Laser ab und hören über ein Signal am DC-Eingang des Wechselrichters, welche Module zum String gehören. Im beschriebenen Fall haben wir Kosten in der Höhe von mehreren Zehntausend Euro gespart.
Worin liegt der wesentliche Nutzen für Solarteure und Servicekräfte?
Klaus Terlinden: Es geht darum, Aufwand und damit Kosten zu reduzieren. Es geht aber auch darum, besonders knifflige Fehler zu finden. Vor allem, wenn sie eine Anlage nicht kennen, stehen die mit der Messung beauftragten Installateure oft vor kaum lösbaren Problemen. Sie fahren raus zum Kunden, aber bis dahin hat die Sonne die Feuchtigkeit auf den Modulen getrocknet und die Wechselrichter sind wieder angesprungen. Der Installateur weiß genau: Sehr bald wird er wieder zur Anlage gerufen. Sein Kunde ist unzufrieden, weil der Fehler nicht gefunden wird. Das ist für alle Seiten sehr unbefriedigend.
Wie lange dauert es, bis Sie einen Isofehler aufspüren?
Oliver Lenckowski: Wir sagen unseren Kunden: Wir finden den Fehler am selben Tag. Damit können wir garantieren, dass der Aufwand nicht ausufert. Wir fahren hin, nehmen gegebenenfalls den Modulplan auf und messen die verschiedenen Fehler aus. Und wir können sehr schnell ermitteln, wo sich der Fehler befindet. Dann kann man den Austausch oder die Reparatur der defekten Komponenten sehr scharf kalkulieren.
Klaus Terlinden: Das geht sehr schnell, wenn wir einen korrekten Modulplan haben. Ohne Plan ist es manchmal unmöglich, den Fehler zu orten.
Haben Sie ein Beispiel für eine besonders knifflige Fehlersuche?
Oliver Lenckowski: Wir hatten den Fall, dass eine Elektrofirma gerufen wurde, um offensichtliche Fehler an einer Dachanlage zu finden. Auch hier gab es keine Modulpläne. Die Jungs sind beinahe verzweifelt. Wir sind mit unserem Laser angerückt, bekamen aber kein Signal. Es stellte sich heraus, dass sich auf der Rückseite der Halle ebenfalls Module befanden, die bislang übersehen wurden. Dort stellten wir satte Isofehler von 0,1 Megaohm fest.
Manchmal gerät die Fehlersuche zur Schnitzeljagd. Schritt für Schritt nähert man sich dem Ziel, um am Ende eine Überraschung zu erleben. War das so ein Fall?
Oliver Lenckowski: Stellen Sie sich das vor: Da stehen vier Leute und grübeln, warum die Module mit dem Laser keinen Kontakt geben. Kein Wunder, wenn die Strings auf der anderen Seite des Gebäudes lagen.
Klaus Terlinden: In einem anderen Beispiel ging es um ein Krankenhaus, drei Stockwerke hoch, Schrägdächer mit 45 Grad Neigung. Die Anlage hatte zwischen 70 und 80 Kilowatt. Ein String hatte null Volt.
Hatten Sie für diese Anlage einen Modulplan?
Oliver Lenckowski: Es gab keine Pläne. Der Installateur wollte das ganze Gebäude einrüsten, um die Module auf dem Dach mit der Stromzange durchzumessen. Stellen Sie sich den Aufwand vor und die Kosten! Wir haben innerhalb von einer Stunde den Modulplan erstellt – ohne Gerüst. In einer weiteren halben Stunde haben wir den Fehler gefunden: Ein Kabel war abgebissen, vermutlich von einem Marder oder einer Ratte.
Für welche Betriebe rentiert sich die Anschaffung eines Gerätekoffers?
Klaus Terlinden: Wir haben unser System in der Praxis entwickelt und für Praktiker optimiert. Dazu brauchen Sie hochwertige Komponenten, die allen Witterungsbedingungen trotzen und auch den Dreck auf der Baustelle aushalten. Ab zehn Fehlerortungen im Jahr hat sich die Investition amortisiert.
Also ist das eher etwas für Profis, die viele Anlagen in der Wartung haben?
Oliver Lenckowski: Aufwand und Kosten für die Messungen sinken enorm. Wir wissen: Mit unserem System kriegen wir innerhalb des Arbeitstages ein Ergebnis. Den größten Vorteil können Sie aber kaum mit Geld aufwiegen: Sie finden die Fehler auf jeden Fall und stehen am Ende des Tages nicht wie die Doofen da. Die Installateure haben mehr Spaß bei der Arbeit und rennen nicht mehr planlos durch die Anlage. Häufiges Hinfahren zu genervten Kunden gehört der Vergangenheit an.
Bieten Sie neben dem Koffer auch andere Dienstleistungen an?
Klaus Terlinden: Wer den Koffer kauft, bekommt eine ausführliche Schulung und selbstverständlich Unterstützung, vor allem bei den ersten Einsätzen im Feld.
Oliver Lenckowski: Wir werden oft gefragt, warum wir den Fehler finden, die Elektriker aber nicht. Das ist ganz einfach: Die klassischen Messmethoden aus dem Elektrohandwerk oder der Photovoltaik reichen oft nicht aus, um knifflige Fehler mit vernünftigem und vertretbarem Aufwand zu finden. Wir finden sie, weil wir aus unseren praktischen Erfahrungen heraus neues Equipment dafür entwickelt haben, eigens zu diesem Zweck.
Hat die Fehlersuche eine sportliche Seite?
Oliver Lenckowski: Zweifellos. Wenn wir einen Fehler nicht auf Anhieb finden, packt uns das bei der Ehre. Zudem wachsen die Erfahrungen mit jeder weiteren Anlage, die wir durchmessen.
Klaus Terlinden: Bisher haben wir jeden Fehler gefunden, immerhin.
Das Gespräch führte Heiko Schwarzburger.
Solartektor
PV-Fehlerortungs-Set LSI
Die Ortung von Fehlern im Solargenerator wird durch das LSI-Set stark vereinfacht. Die Vorteile im Überblick:
- einfache Ortung von Isolationsfehlern bis zehn Megaohm,
- nachträgliche Erstellung des Modulplans und
der Dokumentation,
- Ortung von kurzgeschlossenen Bypassdioden
(ohne Demontage des Moduls),
- punktgenaue Ortung von Leitungsunterbrechungen,
- seit sieben Jahren deutschlandweit erprobt und angewendet,
- leicht bedienbar und von Praktikern entwickelt,
- Fehlerortung unabhängig vom Tageslicht,
- Vermeidung von Fehlfahrten,
- hochwertige und zuverlässige Gerätetechnik,
- gesamte Technik im handlichen Koffer,
- kurze Amortisationszeit: zirka zehn Aufträge pro Jahr,
- made in Flensburg.