Österreich ist schon seit Anfang dieses Jahres auf dem Weg zur Komplettversorgung mit Ökostrom – zumindest bilanziell. Um mehr heimischen Ökostrom direkt nutzen zu können, braucht die Alpenrepublik einen weiteren Netzausbau und die Installation von mehr Speicherkapazitäten, fordern die Experten des Übertragungsnetzbetreibers Austrian Power Grid (APG).
19 Mal in die Kraftwerksplanung eingegriffen
Denn in Zeiten höher Erzeugung aus Photovoltaik, Windkraft, Wasserkraft und anderen regenerativen Kraftwerken exportiert die Alpenrepublik Strom in die Nachbarländer. Wenn nicht ausreichend Ökostrom produziert wird, bezieht Österreich wiederum Strom von seinen Nachbarn. Bis Ende Juli war dieser Saldo positiv. Im August konnte Österreich aber nur noch an zwölf Tagen einen Stromüberschuss exportieren und musste insgesamt 30 Gigawattstunden importieren. Im gleichen Monat musste AGP an 19 Tagen in die Einsatzplanung der Kraftwerke in Österreich eingreifen und Anlagen abregeln.
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41,3 Gigawattstunden nicht eingespeist
Dadurch sind 720 Megawattstunden Ökostrom im August 2024 verlorengegangen. Seit Januar 2024 mussten die Ökostromanlagen so weit abgeregelt werden, dass sie fast 41,3 Gigawattstunden nicht liefern konnten, die sie hätten produzieren können. „Die installierte mögliche Leistung an erneuerbarem Strom allein nützt daher nichts, wenn die zur Verteilung des Stroms notwendige Infrastruktur zu schwach oder nicht vorhanden ist“, erklärt Christoph Schuh, Unternehmenssprecher der APG.
Netzüberlastungen verhindern
So müsse das Abregeln von Erneuerbaren als auch der gezielte Einsatz von Gaskraftwerken oder Pumpspeicherkraftwerken zur Verhinderung einer Netzüberlastung Warnsignal und Weckruf zugleich sein, betont Christoph Schuh. „Ohne ein kapazitätsstarkes und sicheres Stromnetz werden wir die für die versorgungssichere Energiewende notwendigen energiewirtschaftlichen Ziele nicht erreichen und es werden gleichzeitig vermehrt ökonomisch negative Effekte eintreten“, warnt er.
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Auch Speicher ausbauen
Die APG investiert bis 2034 insgesamt neun Milliarden Euro, um das Stromnetz fit für die Energiewende zu machen. Dazu gehört nicht nur der Netzausbau, sondern auch die Integration digitaler Intelligenz ins Stromnetz. Allerdings seien auch beschleunigte und vereinfachete Genehmigungsverfahren notwendig, damit dieses Geld auch investiert werden kann. Flankiert werden muss dies von einem umfangreichen Ausbau von Speicherkapazitäten jeglicher Art. (su)