Wind of Change: Derzeit sind die Scorpions wieder in aller Munde. Die Altrocker bringen ein lupenreines Comeback auf die Bühne, füllen erneut Säle und Stadien. Denn sie gehen mit der Zeit, haben alle widrigen Winde überstanden. Eine Erfolgsstory, die wir uns doch alle wünschen, insgeheim.
Vor allem in der Photovoltaik, vor allem für die Anbieter von Solarwechselrichtern. Ihnen bläst der Wind zurzeit mächtig ins Gesicht. Denn mit dem weltweiten Wachstum der Photovoltaik hat sich der Kampf um die Marktanteile im Wechselrichtergeschäft verschärft.
SMA und ABB büßen Anteile ein
Nach Angaben der Marktbeobachter von IHS Technology aus Kalifornien sind SMA, ABB und Omron die drei großen Anbieter, global gesehen. Zwar konnte SMA die führende Position verteidigen, allerdings befindet sich das Unternehmen in schwieriger Situation. Trotz guter Absatzzahlen in Megawatt sinken die Umsätze, von Gewinnen redet in Niestetal schon lange niemand mehr. Im Gegenteil: Rund 1.600 von 5.000 Stellen werden in diesem Jahr abgebaut.
ABB hat vor allem durch den Zukauf von Power-One seine Stellung gefestigt, schon früher die Nummer zwei im weltweiten Ranking. Omron ist bislang in Europa wenig bekannt. Der Anbieter kommt aus Japan, dort wurden 2014 mehr als acht Gigawatt zugebaut. Der starke und finanziell potente Heimatmarkt gibt den Japanern mächtig Rückenwind.
Früher gehörte Kaco New Energy aus Neckarsulm zu den großen Anbietern. Nun taucht dieser Hersteller in keiner Liste mehr auf. Mit bewundernswerter Zähigkeit bemühen sich die Schwaben, die schwierige Marktlage zu überstehen. Preisverfall und sinkende Zubauzahlen auf den europäischen Märkten machen auch Kaco zu schaffen. Zumindest ist die Auftragslage in den USA sehr gut.
Zähe Schwaben beißen sich durch
Im harten Wettbewerb sind einige Anbieter bereits verschwunden: Zum Beispiel Sputnik Engineering, Produzent der Solarmax-Geräte aus der Schweiz. Auch Sunways und Platinum sind aus dem Geschäft ausgeschieden.
Zwar waren deren Wechselrichter super, an der technischen Innovation hat es nicht gelegen. Die Unternehmen schafften es aber nicht, umgehend die erforderlichen Vertriebswege zu öffnen. Sogar Bosch bekam den Gegenwind zu spüren: Der Standort in Hamburg wurde geschlossen, damit ist auch die Geschichte von Voltwerk (später Conergy, später Bosch Power Tec) zu Ende.
Dagegen die Gewinner: Den größten Zuwachs auf dem Weltmarkt verzeichnete ein chinesischer Anbieter. Eigentlich kommt Huawei aus der Telekommunikationsbranche. 2014 konnte die Firma ihren Marktanteil bei Solarwechselrichtern weltweit um zwei Prozent erhöhen.
Omron, Huawei, dazu Sungrow, der Platzhirsch in China: Die Asiaten sind auf dem Vormarsch. Im Grunde genommen geschieht im Wechselrichtermarkt etwas Ähnliches wie bei den Solarmodulen. Mit dem enormen Zubau der Photovoltaik in Asien gewinnen die dort beheimateten Unternehmen an Marktmacht.
Im Unterschied dazu mussten SMA und ABB im internationalen Vergleich empfindliche Verluste verbuchen. SMA büßte nach Angaben von IHS sechs Prozent Marktanteile ein, ABB rund ein Prozent. SMA verlor vor allem auf den asiatischen Märkten an Boden, die derzeit weltweit am stärksten wachsen. In China bekommen deutsche Hersteller keinen Fuß in die Tür, weder mit Solarmodulen noch mit Umrichtern. Das war zu erwarten, niemand sollte überrascht sein.
Auch die Japaner machen das Geschäft weitgehend selbst, mit starken Unternehmen aus der Elektronikbranche. Lediglich Südostasien und Indien bieten wirklich potenzielle Exportmärkte für deutsche Firmen. Und dort braucht man einen besonders langen Atem.
Heimatmarkt aus den Augen verloren
Das Problem sind weniger die Asiaten, die auf den deutschsprachigen Märkten – zumindest bei der Leistungselektronik – bislang kaum eine Rolle spielen. Selbst in Deutschland ist SMA längst nicht mehr der unangefochtene Platzhirsch. Denn viele Installateure haben ihre Einkaufsstrategie auf zwei oder drei Anbieter erweitert.
Früher waren Umrichter knapp. Man nahm, was man kriegen konnte. Heute sind die Installateure knapp, in den Lagern der Hersteller stapeln sich die Geräte. Soll heißen: Gute Wechselrichter anzubieten ist allein kein Erfolgskonzept mehr. Viel wichtiger ist es, die Installateure im Boot zu haben.
In dieser Zielgruppe eine starke und verlässliche Marke zu bilden ist entscheidend. Bei der Ausrichtung auf die internationalen Märkte hat SMA die Heimat aus dem Blick verloren. Mittlerweile fragen sich etliche Installateure: Wird SMA auch in den kommenden Jahren noch ein zuverlässiger Partner sein?
Gleiches gilt für ABB: Nach Angaben von IHS sind die sinkenden Marktanteile auf Einbrüche in Deutschland und Italien zurückzuführen. Möglicherweise kann es sinnvoll sein, nicht mehr auf allen Hochzeiten gleichzeitig tanzen zu wollen. Die Frage ist doch: Wo liegt die höchste Marge für die Anbieter und ihre Kunden, die Installateure? Auf welchem Markt kann man am meisten Geld verdienen, ausgedrückt in US-Dollar oder Euro je Kilowatt?
Der Markt in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Japan wird vom Eigenverbrauch getrieben. Dafür müssen die Wechselrichter viel mehr können, als wenn die Photovoltaikanlage nur ins Netz einspeist. Die Funktionalität der Umrichter muss viel größer sein: Neben die Stromwandlung und die Netzsteuerung treten die Steuerung der Stromverbraucher und von Stromspeichern, sogar die Steuerung zusätzlicher Generatoren. Das ist ein wesentlicher Unterschied zum Modulgeschäft.
Höhere Preise durch Eigenverbrauch
Module kann man überall auf der Welt verbauen, Wechselrichter werden für bestimmte Märkte und Funktionen angeboten. Mit dem Eigenverbrauch erhöht sich die Wertschöpfung im Wechselrichter, seine Bedeutung für die Solaranlage wächst. Das erlaubt höhere Umsätze pro Kilowatt Wechselrichterleistung. In China hingegen geht es hauptsächlich um große, netzeinspeisende Anlagen. Dort wird ausschließlich über den Preis verkauft. Im Reich der Mitte darf man vielleicht mitspielen, aber nichts gewinnen.
Trotz des schrumpfenden Zubaus sind die Aussichten in Zentraleuropa gar nicht schlecht. Ungeachtet des politischen Gegenwinds wurden hierzulande 2014 immerhin 1,9 Gigawatt neu installiert. Der deutsche Markt hat sich als robust erwiesen. 2015 dürfte er wieder zulegen, weil die ökonomischen Triebkräfte des Eigenverbrauchs wirken. Auch in Österreich und der Schweiz sind die Installateure optimistisch. Die Eidgenossen dürften mehr als 300 Megawatt zulegen, in Österreich wird ein ähnlicher Zubau erwartet.
Für die einheimischen Anbieter von Solarwechselrichtern liegt darin eine enorme Chance. Der Wechselrichter ist das technische Herz der Eigenverbrauchsanlage, die neben den Solarmodulen auch Stromspeicher oder weitere Generatoren einbindet.
Karten werden neu gemischt
Chinesische Anbieter dürften es sehr schwer haben, die hohen Ansprüche der deutschen Installateure und ihrer Kunden zu erfüllen, vor allem beim Service und bei der Integration von Stromspeichern. Ein defektes Solarmodul kann man vielleicht tolerieren, einen defekten Wechselrichter nicht. Und: Nach der Insolvenz von Solarmax aus dem eidgenössischen Biel werden die Karten neu gemischt. Kleinere Anbieter wie Fronius oder Kostal beweisen, dass sich mit innovativen Produkten durchaus Geld verdienen lässt. Mehr noch: Sie gewinnen Marktanteile. Steca gibt an, die Marktanteile in Deutschland verdreifacht zu haben. Allein größere Hersteller wie Kaco oder SMA tun sich schwer, ihre Strategie anzupassen. Die deutschsprachigen Märkte sind technologisch führend, hier wird erprobt, was demnächst auch in Großbritannien, in der Türkei oder den USA installiert wird.
Der Endkunde ist keine Zielgruppe
Doch SMA richtet sein Marketing in Deutschland seit einigen Jahren auf Endkunden aus, vor allem online. Das ist vielleicht honorig, rächt sich aber in der Bilanz. Um es einmal klar zu sagen: Den Leuten zu erzählen, wie wichtig und gut die Photovoltaik ist, kann hilfreich sein. Geräte zu verkaufen steht auf einem ganz anderen Blatt. Denn Photovoltaik wird (wie die Heizungstechnik) in den deutschsprachigen Märkten über Installateure und Anlagenplaner vertrieben. Eine Markenbildung beim Endkunden ist kaum möglich. Das musste schon Solarworld aus seinen Werbespots im Fernsehen lernen. Da wurde viel Geld eingesetzt, ohne die Umsätze nachhaltig zu steigern. In der Regel kauft der Endkunde, was ihm der Installateur empfiehlt. Basta.
Sowohl SMA als auch ABB oder Kaco sind innovativ, die Produkte technologisch auf der Höhe. Jedoch vernachlässigen es diese Anbieter, sich in ihren angestammten Zielgruppen der Installateure und Planer neue Anteile zu erschließen. Mit der Ansprache von Endkunden, die bereits SMA-Geräte nutzen, könnte man lediglich im Repowering punkten oder bei der Umrüstung netzeinspeisender Anlagen auf den Eigenverbrauch. Beide Marktsegmente sind jedoch zu klein, um signifikante Gewinne zu ermöglichen. Genau das bilden die Bilanzen ab.
Kostal Solar Elektric
Backup Unit überbrückt Netzausfall
Die Solarsparte von Kostal hat die Piko BA Backup Unit entwickelt, die bei Netzausfall einspringt und Notstrom liefert. Dazu gehört das Speichersystem Piko BA, das im Falle einer Netzunterbrechung als Energiequelle fungiert. Sobald der Piko-BA-Wechselrichter den Stromausfall detektiert, sendet er ein Signal an die Backup Unit, die nach wenigen Sekunden das Hausnetz vom öffentlichen Stromnetz trennt, um das Gebäude autark zu versorgen. Das gesamte häusliche Stromnetz wird weiterhin phasenkonform und bedarfsgerecht versorgt. Bei vollgeladener Batterie und in Abhängigkeit von den eingeschalteten Stromverbrauchern hält das Back-up-System bis zu zehn Stunden durch (bei 500 Watt je Stunde) – ohne öffentliche Stromversorgung.
Wurde auf den Ersatzstrombetrieb umgeschaltet, wird dies sowohl über die im Wechselrichter integrierte Anlagenüberwachung als auch über einen separaten Meldekontakt in der Backup Unit angezeigt. Kann der Strom wieder über das öffentliche Netz bezogen werden, erfolgt die Umschaltung vom Hausnetz zum öffentlichen Netz sofort und automatisch.
Um die neue Backup Unit ins Hausnetz zu integrieren, ist lediglich eine kleine Erweiterung der Elektroinstallation im Gebäude notwendig. Die Backup Unit ist kompakt, sie wird mit geringem Aufwand installiert, sowohl bei neuen Anlagen als auch in der Nachrüstung.
SMA/Zeversolar
Umsatz verdoppelt
Der chinesische Hersteller Zeversolar hat 2014 seinen Umsatz mit Solarwechselrichtern verdoppelt und die Ausfallraten gesenkt. Das Unternehmen gehört seit 2013 zur SMA-Gruppe. Es tritt als Anbieter von besonders preiswerten Umrichtern auf. Im Jahr 2014 hat Zeversolar seine Produktpalette komplettiert und den Umsatz gegenüber 2013 verdoppelt. AlleWechselrichter wurden mit neuen Funktionen wie der Blindleistungsregelung ausgestattet.
Die Ausfallrate der Geräte sank auf 0,6 Prozent. Auch 2015 wollen die Chinesen ihren Umsatz verdoppeln. Dafür wirdZeversolar neuartige Stringwechselrichter im Markt einführen, für private und gewerbliche Kunden. Zeversolar wurde2007 gegründet. Das Unternehmen produziert Stringwechselrichter und Zentralwechselrichter und beschäftigt amHauptsitz in Suzhou mehr als 450 Mitarbeiter. Niederlassungen existieren in Deutschland und Australien.
Kaco New Energy
Neue Geräte für kleine Anlagen
Die neuen einphasigen Wechselrichter von Kaco sind seit Jahresende 2014 erhältlich. Die Geräte sind mit zwei MPP-Trackern ausgestattet, sie leisten zwischen drei und neun Kilowatt (AC). Die neuen Blueplanet 3.0 bis 4.6 TL1 sind leicht und schnell zu installieren. Ein weiter Spannungsbereich erlaubt vielfältige Stringdesigns. Beide MPP-Tracker können jeweils die gesamte AC-Leistung verarbeiten. Die Geräte sind lüftergekühlt, der kleinere Wechselrichter kommt ohne Lüfter aus. Datenlogger und Webserver sind integriert.
Die dreiphasigen Stringwechselrichter Blueplanet 5.0 bis 9.0 TL3 verfügen gleichfalls über zwei MPP-Tracker, die viele Auslegungsvarianten eines mehrteiligen Solargenerators in den Griff bekommen. Jeder Tracker kann die gesamte AC-Leistung verarbeiten. Das weite Fenster der Eingangsspannung von 200 bis 800 Volt (DC) erlaubt vielfältige Stringkonfigurationen. Das kompakte Gehäuse erfüllt Schutzart IP65. Mit nur 30 Kilogramm sind sie Geräte relativ leicht und gut zu installieren. Serienmäßig integriert sind die Schnittstellen für RS485, Ethernet und USB. Optional stehen Anschlüsse für Wifi und S0-angebundene Endgeräte sowie vier digitale Ein- beziehungsweise Ausgänge zur Verfügung. Sowohl Datenlogger als auch Webserver sind bereits integriert. Diese Geräte sind ab Ende des ersten Quartals lieferbar.
Kurz nachgefragt
Mehr Unabhängigkeit und reduzierte Stromkosten
Der neue Sunny Island 3.0/4.4M ist für netzgekoppelte Systeme und den Einsatz in netzfernen Regionen gleichermaßen geeignet. Was bedeutet das genau?
Ralf Rietze: Die neuen Batteriewechselrichter aus der Baureihe Sunny Island können sowohl in autarken Inselnetzsystemen als auch in netzgekoppelten Anwendungen bei vorhandenem Stromnetz installiert werden. In Offgrid-Anwendungen bildet der Sunny Island in Kombination mit einer Batterie das Herz einer autarken Stromversorgung. Neben der Einbindung von Photovoltaikanlagen steuert er weitere Energiequellen wie zum Beispiel Dieselgeneratoren, Wasser- oder Windturbinen. Solche Hybridsysteme sind typisch für ländliche Regionen ohne Stromversorgung. Als Lösung im netzgekoppelten Bereich ist der Sunny Island das Bindeglied zwischen einem öffentlichen Stromnetz und der Batterie. Durch das intelligente Management wird der selbst erzeugte Solarstrom für den Eigenverbrauch maximiert, um weniger Strom aus dem öffentlichen Netz zu beziehen. Unterschiede in der Anwendung bestehen lediglich im benötigten Zubehör und in der Konfiguration der Geräte.
Wie kann man den Sunny Island im netzgekoppelten Gebäude einsetzen?
Man kann die neuen Sunny Island ebenso wie die größeren Geräte 6.0H/8.0H im Flexible Storage System des Smart Home von SMA einbinden. Das Flexible Storage System ist der Schlüssel für die individuelle Energiewende und Strompreisbremse. Hier ermöglichen die neuen Sunny Island 3.0 und 4.4 zusammen mit dem Batteriespeicher und der Solaranlage, dass über 80 Prozent des jährlichen Strombedarfs durch Solarstrom vom eigenen Dach gedeckt werden. Die überschüssige, tagsüber nicht verbrauchte Energie wird in der Batterie zwischengespeichert. Sie steht für den nächtlichen Energieverbrauch zur Verfügung. Der Sunny Home Manager sorgt für ein netzoptimiertes Laden. Er minimiert die durch eine Einspeisebegrenzung gegebenenfalls auftretenden Abregelverluste. Zusätzlich ermöglicht er das intelligente Lastmanagement. Die Erfolgskontrolle ist jederzeit über Sunny Portal möglich. Somit können Kunden die Energieflüsse genau überwachen. Auch kann das Flexible Storage System optional mit Ersatzstromfunktion installiert werden, sodass selbst bei einem Netzausfall die aktuell erzeugte und gespeicherte Solarenergie genutzt wird. Bei ausreichender Solareinstrahlung ist die dauerhafte Stromversorgung fast ohne Einschränkung gewährleistet.
Welche Flexibilität bietet das System?
Flexibel ist der Kunde bei der Wahl von Batteriespeicher, Größe der Photovoltaikanlage und der Wechselrichter sowie der Batteriewechselrichter. Neben der Batterieart (Blei oder Lithium-Ionen) werden zusätzlich der Batteriehersteller und die Batteriegröße bestimmt. Dies stellt sicher, dass immer eine passende Ersatzbatterie erhältlich ist.
Wo kann man den Sunny Island offgrid einsetzen?
Hauptsächlich dort, wo kein Zugang zum öffentlichen Stromnetz besteht. In diesen Regionen helfen die Geräte, ein stabiles und zuverlässiges Inselnetz zu errichten. Die Anlagenbetreiber profitieren von einer großen Vielfalt hinsichtlich der Leistung und der Ansteuerung verschiedener Energiequellen zu einem Hybridsystem. Als Inselmanager steuert der Sunny Island alle im Inselnetz eingebundenen Energiequellen. So kann er einen Dieselgenerator starten oder stoppen, sofern die angeschlossenen Verbraucher oder der Batterieladestand (SOC) dies erfordern. Die Schutzart IP54 und der weite Temperaturbereich gewährleisten, dass er auch bei rauen Umgebungsbedingungen dauerhaft und zuverlässig arbeitet.