In vielen Städten Deutschlands gleicht sich das Bild: Die Parkhäuser sind grau, klobig und wenig einladend. Eher Hochregallager für Autos als ansprechende Gebäude, die sich in das innerstädtische Ensemble einreihen. Das erste Parkhaus entstand 1901 am Piccadilly Circus in London, es hatte sieben Etagen.
Die Deutschen begannen in den 20er-Jahren, solche Nutzgebäude zu errichten, in Essen, Mannheim, Stuttgart und Leipzig. Heute stammen die meisten innerstädtischen Parkhäuser aus den 60er- und 70er-Jahren. Entsprechend dringend ist die Modernisierung. Bei Tests des ADAC werden die Parkhäuser immer wieder als schlecht, eng und verwinkelt kritisiert. Parkhäuser werden auch an Flughäfen und an Bahnhöfen errichtet, den Knotenpunkten der Mobilität.
1,3 Milliarden Euro im Jahr
Die fünf größten Betreiber in Deutschland sind Apcoa (200.000 Parkplätze), Q-Park (86.000), Contipark (86.000), B+B Parksysteme (21.000) und Vincipark (13.000). Der Umsatz der deutschen Parkhäuser und Parkplätze erreicht jährlich mehr als 1,3 Milliarden Euro.
Bisher galten Parkhäuser lediglich als Unterstände für Personenkraftwagen und Motorräder, eher selten für Lkw und schwere Fahrzeuge. Mit der Elektromobilität werden die Parkhäuser eine ganze Reihe neuer Funktionen übernehmen.
Mittelspannung benötigt
Zunächst können sie die Ladesäulen anbieten, um die Fahrzeuge aufzutanken. Dazu brauchen die Parkhäuser allerdings eine elektrische Versorgung mit Mittelspannung, denn bei 30, 40 oder 100 Ladesäulen à 22 Kilowatt kommt schnell eine hohe Last zusammen. Dafür müssen die Gebäude elektrisch saniert und neu ans Netz angeschlossen werden. Photovoltaik senkt den Netzanschlussbedarf deutlich.
Daneben könnten die parkenden Elektromobile zugleich über Onboard-Diagnosesysteme auf Verschleiß überprüft werden. Die Daten werden direkt an den Hersteller von Fahrzeug und Batterie übertragen, um den Austausch vorzubereiten. Denkbar ist, dass schadhafte oder abgenutzte Batterien im Parkhaus gewechselt werden (Plug-and-play). Dazu genügt eine Akkustation im Erdgeschoss, kurz vor der Ausfahrt aus dem Gebäude.
Weil Elektrofahrzeuge sauberer sind als Autos mit Verbrennungsmotoren, brauchen die elektromobilen Parkhäuser keine großtechnische Entlüftung mehr, um die Abgase ins Freie zu blasen. Auch Ölabscheider gehören der Vergangenheit an. Sogar auf den Brandschutz hat die Elektrifizierung des Individualverkehrs Auswirkungen. Dafür gewinnt der Blitzschutz an Bedeutung, vor allem bei Photovoltaik auf dem Oberdeck.
Batterietausch im Parkhaus
Das bedeutet, man kann den Parkhäusern eine geschlossene thermische Hülle verleihen, mit Photovoltaik auf dem Dach und an den Fassaden (etwa als vorgehängte Konstruktion). Gastronomische Angebote, WLAN und Informationssysteme für Touristen bis hin zum Informationszentrum mit Personal könnten die Funktionalität der Parkhäuser aufwerten und erweitern.
Bisher tun sich die Betreiber der Parkhäuser damit schwer, weil es aufgrund der luftigen Bauweise in den Gebäuden oft kalt und feucht ist. Ein Brötchenautomat ist noch keine Gastronomie, nicht einmal Service.
Flächen besser verwerten
Doch mit den Elektrofahrzeugen haben die Betreiber die Chance, die Gebäude aufzuwerten und Flächen für Restaurants oder Cafés zu vermieten. Denn viele Parkhäuser stehen auf innerstädtischen Grundstücken, die sehr teuer sind. Diese Flächen als privater oder kommunaler Betreiber wirklich in klingende Münze umzusetzen, wird immer wichtiger.
Unsere Grafikserie
Den Eigenverbrauch verständlich gemacht
Für den Laien ist die technische Vielfalt der Solargeneratoren kaum überschaubar. Deshalb zeigen wir, wie anspruchsvolle Gebäude und ihre Nutzer mit Sonnenstrom versorgt werden. In jeder Ausgabe von photovoltaik erscheint eine neue Präsentationsgrafik – exklusiv für unsere Leser.
Die Grafiken wurden für uns von Michael Römer gezeichnet, technischer Illustrator aus Berlin.Neben der Solarbranche hat er sich beispielsweise auf anspruchsvolle Grafiken für die Luftfahrt spezialisiert.