Bis 2030 müssen die Investitionen in die Energiewende weiter zulegen. Dann erreichen sie ihren Höhepunkt – vor allem aufgrund des derzeitigen Rückstands beim Aus- und Umbau der Stromnetzinfrastruktur und der Elektrifizierung der verschiedenen Sektoren. Danach wird der Bedarf an Investitionsmittel spürbar um gut 20 Prozent sinken. Das ist das Ergebnis einer Analyse der Experten von Agora Energiewende.
540 Milliarden Euro sind jährlich notwendig
Demnach werden in Deutschland insgesamt durchschnittlich 540 Milliarden Euro pro Jahr an Investitionsmitteln benötigt. Insgesamt gehen die Analysten von Gesamtinvestitionen in Höhe von 13,1 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) des Jahres 2030 aus. Das sind 600 Milliarden Euro jährlich. Bis zum Jahr 2045 sinkt der Investitionsbedarf dann auf 8,8 Prozent des BIP. Das wären noch 470 Milliarden Euro. Bis 2035 fällt mehr als die Hälfte des Investitionsbedarfs an.
Netze schneller fit machen
Denn bis dahin müssen die Investitionen gestemmt werden, um die Stromnetze fit für die dezentrale Energiewende mit Solar- und Windenergie als Hauptträger zu machen. Dazu kommen noch die Investitionen in den Umbau der Sektoren Mobilität und Wärme sowie die Dekarbonisierung der Industrie, deren immer noch riesige Rückstände im Vergleich zur Stromwirtschaft bis dahin aufgeholt werden müssen.
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Viele Investitionen fallen ohnehin an – auch ohne Energiewende
Die Analyse baut auf der bereits im Oktober 2024 erschienenen Studie „Klimaneutrales Deutschland – von der Zielsetzung zur Umsetzung“ auf. In dieser hatten die Analysten von Agora Energiewende errechnet, dass drei Viertel der für die Klimaneutralität notwendigen Gesamtinvestitionen von durchschnittlich 540 Milliarden Euro jährlich ohnehin getätigt werden müssten – auch ohne Klimaschutz und Energiewende.
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Zügiges Handeln senkt die Kosten
Dazu gehören Investitionen in den Erhalt von Gebäuden, Industrieanlagen und Verkehrsmitteln. Diese müssten nur weg von fossilen Energien hin zu klimaneutralen Alternativen gelenkt werden. „Um private Investitionen für die Transformation anzureizen, müssen wir öffentliche Gelder gezielt und strategisch klug einsetzen – dafür ist ein stabiler Finanzrahmen der Schlüssel“, rät Simon Müller, Direktor von Agora Energiewende Deutschland. „Ab 2030 sinkt der Gesamtinvestitionsbedarf deutlich. Das unterstreicht: Der Erfolg beim Klimaschutz braucht zügiges Handeln“, betont er.
Das meiste Geld kommt aus Privathand
Dabei liegt der Schwerpunkt dieses Handelns nicht nur in der Gewährung von Förderungen. Vielmehr ist ein verlässlicher Rahmen notwendig. Denn Fast 80 Prozent der in der Studie ausgewiesenen notwendigen Investitionen bis 2045 kommen aus privaten Mitteln. Nur 20 Prozent entfallen auf die öffentliche Hand. Durch geeignete Rahmenbedingungen könne der Staat also in erheblichem Umfang private Investitionen mobilisieren, schreiben die Autoren der Studie.
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Mix aus verschiedenen Maßnahmen
Sie empfehlen einen ausgewogenen Mix aus CO2-Preisen, Marktregulierung, Förderung und Infrastrukturausbau, um den Übergang sowohl wirtschaftlich als auch sozialverträglich zu gestalten. Um die Lücken in der Wirtschaftlichkeit beim Umstieg auf klimaneutrale Alternativen zu schließen – etwa durch den Umstieg auf eine grüne Stahlproduktion mit Wasserstoff oder anderen Industrieprozessen – und um soziale Härten abzufedern, sind staatliche Mittel in Höhe von 58 Milliarden Euro jährlich nötig.
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Infrastruktur vor allem staatliche Aufgabe
Das ist beim Umbau der Infrastruktur etwas anders gelagert. Hier müssten etwa die Hälfte der Investitionen aus staatlichen Mitteln kommen. Die andere Hälfte müssten Netzbetreiber und Stadtwerke stemmen.
Die gesamte Studie „Investitionen für ein Klimaneutrales Deutschland“ finden Sie auf der Internetseite von Agora Energiewende zum Download. (su)