Die Landesregierung von Niederösterreich hat Flächen ausgewiesen, auf denen in Zukunft solare Freiflächenanlagen mit einer jeweiligen Leistung von zwei Megawatt gebaut werden dürfen. Insgesamt hat die Regierung in St. Pölten magere 1.288 Hektar für größere Solaranlagen freigegeben.
St. Pölten muss schnell nachbessern
Die Branche ist entsetzt. „Dem Ernst der aktuellen Energiekrise und der Strompreisentwicklung wird der Entwurf nur bedingt gerecht“, kritisiert Herbert Paierl, Vorstandsvorsitzender von PV Austria, mit Blick auf die geplante Änderung des Raumordnungsprogramms in Niederösterreich. „Während auf Bundes- und Landesebene Strompreisbremsen eingezogen werden, ist der Ausbau der erneuerbaren Energien die einzig nachhaltige Lösung für die Preissenkung. Dafür braucht es nun mal Flächen für den Photovoltaikausbau auf geeigneten Standorten, von denen es mit Sicherheit viel mehr gibt als der aktuelle Verordnungsentwurf ausweist. Die niederösterreichische Landesregierung muss rasch nachbessern und im Sinne einer echten nachhaltigen Strompreisbremse handeln. Dafür müssen mehr und tatsächlich nutzbare Flächen für Photovoltaikanlagen zur Verfügung stehen!“, betont Paierl.
Mehr Flächen freigeben
Notwendig wäre mindestens die doppelte Fläche, damit Niederösterreich seinen Anteil am Ausbau schafft, der für die Umstellung der Stromversorgung der Alpenrepublik auf Erneuerbare bis 2030 notwendig ist. So hat die Energieagentur in Niederösterreich ausgerechnet, dass das Bundesland mindestens 3.000 Gigawattstunden Solarstrom erzeugen muss. St. Pölten hat aber nur das Ziel von 2.000 Gigawattstunden auf dem Zettel. PV Austria verweist mit Blick auf weitere Studien darauf, dass unter den aktuellen Rahmenbedingungen nur etwa die Hälfte der Solarstromerzeugung an Gebäuden, Infrastruktur oder sonst verbauter Umwelt möglich ist. „Für die restliche Stromerzeugung braucht es Anlagen in der Freifläche“, resümieren die Branchenvertreter. „Dafür muss das Land dringend geeignete Flächen freigeben, die es durchaus gibt.“
Ausgewiesene Flächen sind gar nicht frei
Außerdem müsste auch die schnelle Nutzbarkeit sichergestellt werden. Denn ein großer Teil der jetzt ausgewiesenen Flächen sind aus unterschiedlichen Gründen nur sehr begrenzt geeignet und verfügbar. Einige davon sind unter anderem derzeit immer noch anderweitig genutzt, und stehen dem Solarausbau derzeit gar nicht zur Verfügung. So sind Flächen dabei, die aktive noch für den Schotterabbau, als Deponien oder als Kläranlagen verwendet werden.
Außerdem sind weitere Flächen ausgewiesen, die von den Gemeinden noch entsprechend umgewidmet werden müssen, für die noch naturschutzrechtliche Prüfungen ausstehen oder die bis zu 16 unterschiedliche Eigentümer haben. Auch dies erhöhen die Komplexität und verhindern eine erfolgreiche, rasche Umsetzung. Unter diesen Gesichtspunkten geht PV Austria davon aus, dass ausschließlich Projekte mit einer Leistung gebaut werden können, die zusammen 0,1 Gigawattstunden Strom erzeugen.
Deckel von zehn Megawatt muss weg
Zudem kritisiert PV Austria die Begrenzung der Flächennutzung auf zehn Megawatt Solarleistung, auch wenn mehr Platz vorhanden wäre. Es sind Zonen dabei, die mehr als 30 Hektar umfassen, dann aber nur zu einem Drittel für die Stromproduktion genutzt werden können. Dieses Begrenzung verursache einen kleinteiligen Ausbau mit vielen Eingriffen in die Landschaft, anstatt geeignete Zonen vollständig zu nutzen und damit Eingriffe zu reduzieren.
Genehmigungsverfahren beschleunigen
Deshalb schlägt PV Austria vor, dass mindestens 3.000 Hektar Fläche für den Bau von Solarparks ausgewiesen werden, die auch tatsächlich nutzbar sind. Das wäre 0,16 Prozent der Landesfläche von Niederösterreich. Außerdem sollten die Flächen auch mit Blick auf die dort vorhandenen Kapazitäten des Stromnetzen ausgewiesen werden, damit die Anlagen auch angeschlossen werden können. Zudem sollte die Begrenzung der Anlagengröße aufgehoben werden, damit die Gemeinden die ausgewiesenen Flächen vollständig nutzen können. Auch die Agripotovoltaik sollte in den Zonen umsetzbar sein. Und auch die Genehmigungsverfahren für Projekte in den bereits ausgewiesenen Zonen sollten beschleunigt werden. (su)