Wer nach dem passenden Wechselrichterkonzept für ein Solarkraftwerk fragt, kann heute keine Standardantwort mehr erwarten, sondern sollte verschiedene Ansätze miteinander vergleichen. Dabei spielen allgemeingültige Kriterien ebenso eine Rolle wie die Rahmenbedingungen vor Ort und die individuellen Anforderungen der Betreiber.
Welcher Wechselrichtertyp gehört nun in eine Großanlage? Vor wenigen Jahren war die Antwort eindeutig: Sie wurden mit Zentralwechselrichtern ausgestattet, nicht zuletzt wegen ihrer geringeren Anschaffungskosten und der identisch aufgebauten und ausgerichteten Strings. Heute hat sich die Lage verändert, selbst Megawatt-Anlagen mit Stringwechselrichtern sind keine Ausnahme mehr.
Ein Vorteil des String-Konzeptes liegt etwa darin, dass unterschiedliche Modultypen einfacher in einem Projekt kombiniert werden können, wie in einer Anlage des deutschen Unternehmens Solar 8 in Apulien. Dort entstanden sechs Solarkraftwerke mit ein- und zweiachsigen Trackern und einer Gesamtleistung von sechs Megawatt. Um Erfahrungen zu sammeln und die Nachführsysteme zu testen, ist ein Teil der Anlagen mit mono- und polykristallinen Modulen ausgestattet worden, ein anderer Teil mit konzentrierter Photovoltaik.
Trotz der unterschiedlichen Modultypen und Aufständerungen sollte ein einheitlicher Stringwechselrichter-Typ beschafft werden, um einen möglichst effizienten Betrieb und eine kostengünstige Wartung zu ermöglichen. Zusätzlich wollten die Planer die Folgen eines möglichen Wechselrichterausfalls auf einzelne Strings beschränken und Ausfälle des gesamten Kraftwerks ausschließen. Ausgewählt wurde schließlich der trafolose Mastervolt SunMaster CS20s, der über einen breiten Eingangsspannungsbereich von 200 bis 1.000 Volt verfügt und für alle eingesetzten Modultypen geeignet ist. 250 Geräte kamen zum Einsatz.
Auch in anderen Fällen kann die höhere Variabilität von Stringwechselrichtern eine Rolle spielen: „In einem unserer Projekte sollten wir ursprünglich einen Zentralwechselrichter einsetzen. Allerdings kündigte der Kunde an, dass es bei der Modulauswahl kurzfristige Änderungen geben könnte“, sagt Thomas Meinelt, Planungsingenieur bei der Solarpraxis. „Deswegen haben wir uns im Endeffekt für Stringwechselrichter entschieden, wir fühlten uns einfach flexibler. Wer Stringwechselrichter einsetzt, kann außerdem bei der Auswahl von Anschlusskomponenten und Dienstleistern zusätzliche Freiheiten nutzen: Es können mehr Standardbauteile verwendet werden, und es wird weniger Spezialwissen benötigt“, erklärt Meinelt weiter.
Ob die Vorteile eines Stringwechselrichter-Konzepts die höheren Anschaffungskosten überkompensieren können, ist von Projekt zu Projekt unterschiedlich. Der systematische Vergleich lohnt aber in vielen Fällen, so auch bei dem Projekt in Apulien, wie Werner Wieland von Solar 8 berichtet. „Wir waren sehr von den Erträgen beeindruckt, die gleich die erste installierte Modulcharge mit dem Stringwechselrichter erreichte. Mein Partner und ich entschieden, die gesamten sechs Megawatt mit diesem Modell auszustatten, obwohl ursprünglich eine andere Lösung geplant war“, so Wielands Fazit.