97 Prozent der Solarunternehmer warnen vor einem Rückgang der Nachfrage für den Fall, dass der von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) vorgelegte Gesetzentwurf zum Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) vom Bundestag angenommen wird. Das geht aus einer aktuellen Umfrage hervor. In nur drei Tagen haben über 1.000 Solarunternehmen an der vom Bundesverband Solarwirtschaft e. V. (BSW) initiierten Bewertung des Gesetzesentwurfs teilgenommen.
Morgen tagt das Bundeskabinett
Die am morgigen Mittwoch im Bundeskabinett auf der Tagesordnung stehende Gesetzesnovelle sieht zahlreiche, teils gravierende Änderungen an den Förderbedingungen für die Photovoltaik vor. Die Solarbranche ist alarmiert und appelliert an die Politik, Nachbesserungen an zahlreichen Punkten des Gesetzestextes vorzunehmen.
Nach dem Wunsch des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWi) sollen größere Solardächer künftig nur noch Marktprämien erhalten, wenn sie zuvor erfolgreich an einer Ausschreibung teilgenommen haben und Solarstrom nicht mehr selbst nutzen, sondern vollständig ins Stromnetz einspeisen. „Vier von fünf Solarunternehmern erwarten, dass die Nachfrage nach Solardächern bei einer derartigen Verschlechterung der Rahmenbedingungen stark einbrechen wird“, erklärt Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer beim BSW.
Schlechte Erfahrungen in Frankreich
Körnig verweist zudem auf sehr negative Erfahrungen der französischen Regierung mit Auktionen für Solardächer. Erst in der letzten Woche hatte die französische Regierung, beschlossen, die Teilnahme an Ausschreibungen nicht länger zur Fördervoraussetzung zu machen.
Die Solarbranche warnt zudem eindringlich vor der Einführung weiterer Auflagen zur Messung und Regelung, wie sie der Gesetzesentwurf aus dem BMWi selbst für kleinste Solarstrommengen vorsieht. 85 Prozent der Teilnehmer der Umfrage rechnen mit negativen Auswirkungen auf die Photovoltaiknachfrage, sollten künftig tatsächlich bereits Solarstromanlagen mit einer Leistung ab einem Kilowatt Smart Meter installieren müssen. „Es ist nicht nachvollziehbar, warum selbst eine Handvoll Solarmodule auf Eigenheimen künftig mit teuren fernsteuerbaren Messsystemen ausgestattet werden sollen“, urteilt Körnig. „Das erhöht weder die Netzstabilität, noch die Systemeffizienz und ist gänzlich unverhältnismäßig.“
Messung muss einfacher werden
Der BSW fordert die Bundesregierung auf, stattdessen Standardlastprofile für Prosumer und bei größeren Solarstromanlagen weiter auf die bewährte Wirkleistungsreduzierung zu nutzen. Dies vermeide erfolgreich Erzeugungsspitzen und mache die Solarstromproduktion für Netzbetreiber und Energieversorger hinreichend vorhersehbar.
Für die bedarfsgerechte Flexibilisierung des Stromsystems ist in den kommenden Jahren eine Vervielfachung der Speicherkapazitäten erforderlich. Der aktuelle Gesetzesentwurf „bremst auch hier, anstatt zu beflügeln“, lautet die Kritik des BSW. Drei Viertel der Solarunternehmer gehen davon aus, dass Betreiber älterer Photovoltaikdächer ihre Solarstromanlagen abschalten, wenn sie künftig für selbst genutzten Solarstrom eine anteilige EEG-Umlage zahlen müssen. Ein Umstieg auf anteiligen Eigenverbrauch von Solarstrom mithilfe der Nachrüstung von Batteriespeichern, zur Versorgung von E-Autos und Wärmepumpen werde für sie unter diesen Umständen unattraktiv. (HS)
Die aktuelle Stellungnahme des BSW finden Sie hier.
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