Das Jahr 2020 war stark von den Einschränkungen durch Corona geprägt. Fanden die Architekten dennoch den Weg zu Ihnen?
Thorsten Kühn: Bis zum Jahresende 2020 haben wir rund 50 Beratungen durchgeführt, im Schnitt also mindestens eine pro Woche. Das lag weit über unseren gesetzten Zielvorstellungen. Diese Beratungen reichten vom einmaligen Telefonat bis zu mehreren Sitzungen mit Terminen vor Ort und Solarsimulationen für konkrete Vorhaben.
Welche Projekte standen im Vordergrund?
Thorsten Kühn: Vom Einfamilienhaus bis zu großen öffentlichen Gebäudekomplexen war alles dabei, sowohl Neubauten als auch Sanierungsvorhaben. Zunächst kamen die Anfragen hauptsächlich aus Berlin, dem Sitz unserer Beratungen. Zunehmend kamen aber auch Nachfragen aus Bayern, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen. Wir beraten die Architektinnen und Architekten bundesweit, das spricht sich langsam herum. Viele finden uns übers Internet.
Beraten Sie institutionelle Träger, wie beispielsweise die Kammern?
Samira Jama Aden: In Berlin haben wir zwei Seminare mit der Architektenkammer durchgeführt. Ursprünglich in Präsenz geplant, wurden sie letztlich coronabedingt als Webinare durchgeführt. Ein weiteres Seminar haben wir für die niedersächsische Architektenkammer veranstaltet.
Thorsten Kühn: Das waren alles Webinare, deshalb lagen die Veranstaltungen für die Kammern in der zweiten Jahreshälfte. Im Frühjahr kamen die Absagen für Präsenzangebote, dann mussten wir die Webinare umstellen. Im November und Januar haben wir außerdem drei Webinare für die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) gemacht und die Potenziale der BIPV für nachhaltige Gebäude vorgestellt.
Wie viele Teilnehmer kamen in die Veranstaltungen?
Samira Jama Aden: An den Webinaren der Kammern nahmen 20 bis 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer teil. Wir fragen immer zu Beginn der Veranstaltung ab, wie die Vorkenntnisse sind. Einige Architekten kamen ohne Erfahrung mit Photovoltaik, sind aber sehr am Thema interessiert. Andere hatten konkrete Projekte dabei, um sie zu besprechen. Die Vorkenntnisse und Erwartungen,wie sich Photovoltaik ins Gebäudekonzept integrieren lässt, sind sehr unterschiedlich.
Worum ging es in den Veranstaltungen vor allem?
Samira Jama Aden: Wir verstehen unsere Seminare als zwei große Themenblöcke mit einem Ausführungs- und Planungsblock und einem, wo wir uns auf die funktional-ästhetischen Aspekte konzentrieren. Der Brandschutz und das Baurecht sind stets sehr wichtige Themen dabei. Viele Teilnehmer wollten wissen, welche Materialien es für die bauwerkintegrierte Photovoltaik gibt, wie man die Komponenten einbauen kann, was heute schon gestalterisch möglich ist und was uns in Zukunft erwarten wird.
Thorsten Kühn: Bei den Webinaren für die DGNB ging es aber auch um die Nutzung von Photovoltaik in der EnEV beziehungsweise beim neuen Gebäudeenergiegesetz (GEG). Photovoltaik ist beispielsweise für die Einstufung beim Gebäudeenergieausweis anrechenbar. Zwei Drittel der Teilnehmer an unseren Fortbildungsseminaren bringen konkrete Projekte mit, ein Drittel interessiert sich vor allem für Grundlagen und die Möglichkeiten der Gestaltung mit BIPV.
Spielen die politischen Debatten zur solaren Baupflicht eine Rolle? Wachen die Architekten dadurch auf? Erkennen sie, dass sie sich mit Photovoltaik als Teil der Gebäudehülle befassen müssen?
Thorsten Kühn: Das spielt am Rande eine Rolle, ist aber meist nicht die maßgebliche Motivation, sich an uns zu wenden. Wir haben auch Firmenseminare durchgeführt, zum Beispiel für eine gemeinnützige Wohnungsgesellschaft aus Hessen. Die teilnehmenden 15 Projektleiterinnen und Projektleiter hatten bereits einige Dachanlagen umgesetzt, mit Fassadenanlagen aber keine Erfahrung. Wir haben auch einen großen Wohnungsanbieter in Berlin zu einer Dachanlage beraten. Die Aktivierung der Gebäudehülle war nur am Rand ein Thema und wurde noch vor dem Kontakt zu uns nicht weiterverfolgt. Die Motivation, sich beraten zu lassen, ist so vielfältig wie unsere Kundschaft.
Ich glaube nicht, dass Architekten eine Solaranlage an der Fassade eigenhändig auslegen und planen müssen. Das können sie Spezialisten überlassen. Wie tief sind Sie in den Seminaren auf technische Fragen eingegangen?
Thorsten Kühn: Es gibt großen Respekt vor Solarmodulen, da sie nicht nur Bauprodukte sind, sondern auch Elektrobauteile. Der Brandschutz spielt dabei eine herausragende Rolle für den Genehmigungsprozess. Die bauaufsichtliche Zulassung durch das Deutsche Institut für Bautechnik ist vor allem bei höheren Gebäuden ein wichtiger Punkt. Da geht es um die baurechtliche Einordnung und nicht nur um die technische Prüfung.
Samira Jama Aden: Großes Interesse gibt es bei Fragen der Ausführung und Gestaltung mit Solarmodulen, aber natürlich auch große Unsicherheiten. Welche Standardformate gibt es? Wie bekommt man Sonderformate? Was passiert mit nicht aktivierten Flächen und wie können diese gestalterisch gelöst werden? Wann und wie plane ich die Solarfassade? Nicht selten sind die Gestalt der Gebäudehülle und die Fugenbilder schon früh festgelegt. Danach eine Solarfassade zu planen wird sehr aufwendig und ist entsprechend teurer.
Was empfehlen Sie den Architektinnen und Architekten?
Samira Jama Aden: Je eher die Photovoltaik in die Gebäudeplanung einbezogen wird, desto besser und erfolgversprechender. Wenn sich das Bauwerk schon in der Ausführung befindet, ist die nachträgliche Integration von Solarmodulen schwierig oder es ist dafür zu spät.
Fragen die Teilnehmer Ihrer Veranstaltungen verstärkt nach Solarfassaden?
Thorsten Kühn: Unser Schwerpunkt liegt auf integrierten Anlagen, also auf der Integration der Solarmodule in die Fassade und ins Dach. Viele Architekten kommen mit Anfragen zu Dachanlagen zu uns. Oft läuft es aber doch auf Aufdachanlagen hinaus, meist aufgrund mangelnder Erfahrung. Allerdings gibt es viele Fragen zu Ziegeldächern, die mit solaren Dachziegeln eingedeckt werden sollen. Da spielt oft der Denkmalschutz eine Rolle, da gibt es inzwischen gute Solarmaterialien und Technologien in vielen Farbigkeiten. Ihre Optik ist nicht schlecht, allerdings ist der Montageaufwand etwas höher und der Solarertrag nicht so hoch wie bei Standardmodulen.
Ermuntern Sie die Architekten zur Arbeitsteilung mit Solarplanern und Solarteuren?
Thorsten Kühn: Auf jeden Fall oder auch mit sonstigen Fachplanern. Wir hatten zum Beispiel eine Beratung von Elektrofachplanern in NRW, da ging es um sehr komplexe, integrierte Anlagen. Da kam dann die zweite Anfrage gleich hinterher. Die Architekten müssen sich auf professionelle Fachplaner stützen. Auf der Baustelle müssen sie Fassadenbauer, Solarlieferanten und die Elektriker koordinieren. Wir haben hier in Berlin am Helmholtz-Zentrum eine eigene Solarfassade gebaut, welche wir als Reallabor nutzen. Wir konnten dort viel eigene Erfahrungen bei der Umsetzung sammeln. Auch bei unseren Solarsimulationen sind die elektrischen Komponenten ein Bestandteil bei unseren Berechnungen.
Gibt es Vorurteile, mit denen Sie kämpfen müssen?
Samira Jama Aden: Die Architektur befindet sich in einem Transformationsprozess. Sie ist mit neuen ästhetischen und technischen Aufgaben konfrontiert, soll klimaneutral und nachhaltig sein. Solche Prozesse des Wandels waren schon immer Teil der Architektur, insbesondere in der Wahl der Materialien und in unserem Fall jetzt mit der Photovoltaik. Klar kann das erst einmal verunsichern, aber wir sehen ein ehrliches Interesse am Thema und dessen Umsetzung.
Beraten Sie unabhängig von der Industrie?
Samira Jama Aden: Wir beraten kostenfrei und produktneutral, das ist sehr wichtig. Wir können Architektinnen und Architekten bei aktivierten Fassaden helfen oder bei Solardächern. Natürlich müssen wir da auch mit Vorurteilen aufräumen. Es gibt eine gewisse Angst vor elektrischen Bauteilen an der Gebäudehülle. Und die Solarfassade erscheint manchen Architekten wie ein Monster, verglichen mit bekannteren, nicht aktiven Fassadenmaterialien. Da müssen wir die Architekten abholen.
Welche Veranstaltungen sind 2021 geplant?
Thorsten Kühn: Neben den Beratungen und den Veranstaltungen für die Kammern wollen wir uns stärker in der Ausbildung von Architekten engagieren. Dazu kooperieren wir mit der HTW in Berlin, ebenso mit der Technischen Universität. Dort begleiten wir Studierende bei der nachhaltigen Modernisierung eines Institutsgebäudes. Im Sommer werden wir mit der Universität Kassel ein Lehrprojekt gestalten, zusammen mit dem Fachbereich Bildende Kunst. Wir haben auch mit der Universität in Cottbus ein Lehrprojekt vereinbart. Architektur und Energiemanagement gewinnen an Bedeutung.
Schaffen Sie das zeitlich überhaupt noch, Sie beide?
Samira Jama Aden: Inzwischen werden wir von zwei studentischen Hilfskräften unterstützt, die ihre Abschlussarbeiten in der BIPV bei uns gemacht haben. Sie helfen unter anderem bei den Simulationen, die aufwendig und komplex sein können. So können wir uns auf die Beratung, die Seminare und auf kommende Lehrprojekte in der Architektur und Kunst konzentrieren.
Noch mal zurück zur Solarpflicht, wie sie in Stuttgart, Nürnberg oder Berlin diskutiert wird. Wie hilfreich sind solche politischen Debatten?
Thorsten Kühn: Die Solarpflicht wird kommen, das erscheint mir sicher. Und zwar, wie teilweise schon umgesetzt, zunächst bei öffentlichen Gebäuden, anschließend im Gewerbe und auch im Wohnungsbau. Allerdings wird meistens über Dächer gesprochen. Die Fassaden mit ihrem enormen Flächenpotenzial werden oft gar nicht betrachtet. Die Möglichkeiten der Gebäudehülle werden unterschätzt. Solarfassaden werden lediglich als Ausnahme diskutiert, wenn
sich die Dächer nicht für Photovoltaik eignen. Wir halten das für kurzsichtig, da sollte die Politik den Blick weiten. Denn die solare Aktivierung der Fassadenflächen ermöglicht, die Dachflächen anderweitig zu nutzen.
Das Gespräch führte Heiko Schwarzburger.
GLASVORDACH.DE
Solare Terrassendächer und Carports
Als Familienunternehmen zweiter Generation bietet Glasvordach.de hochwertige Solarterrassendächer und solare Carports an. Seit über 40 Jahren steht das Unternehmen für Qualität und Innovation und legt besonders großen Wert auf Nachhaltigkeit.
Kunden können ihre Wunschterrasse und ihren Carport online konfigurieren und unverbindlich anfragen. Bei der Installation arbeitet das Unternehmen aus Lennestadt eng mit regionalen Fachhandwerkern zusammen. Die Unterkonstruktionen werden aus Stahl gefertigt. Die Solarmodule stammen von Solarwatt und verfügen über eine allgemeine bauaufsichtliche Zulassung (abZ).
Der Mehrpreis der solaren Überdachung amortisiert sich im Vergleich zur einfachen Verglasung meist in fünf bis sechs Jahren. Danach erwirtschaftet das Solardach einen Gewinn in Form von Sonnenstrom. Zudem entfallen teure Markisen oder andere Elemente zur Abschattung im Sommer.
Ob an der Fassade befestigt oder frei stehend: Der Kunde bekommt stets eine maßgeschneiderte Lösung. Das passgenaue Aufmaß wird mit einem 3D- Laserscanner aufgenommen. Jedes Projekt wird in 3D gezeichnet und visualisiert. Der Kunde kann seine Vorstellungen und Wünsche einfließen lassen.
Außerdem können sich Gewerbetreibende und Unternehmen für den exklusiven Zugang zum Händlerlogin registrieren. Bitte schreiben Sie eine E-Mail an:
Den individuellen Konfigurator finden Sie hier:
Helmholtz-Zentrum Berlin
BAIP: Bundesweite Beratungsstelle für BIPV
Damit die Energiewende gelingt und die Klimaziele erreicht werden, muss der Gebäudebestand bis 2050 nahezu klimaneutral gestaltet sein. Dazu lassen sich die Flächen von Gebäuden für Photovoltaik aktivieren – sowohl bei Neubauten als auch beim Gebäudebestand.
Um eine Brücke zu schlagen zwischen der Baubranche und der Photovoltaik, vermittelt die Beratungsstelle umfassendes Wissen über verfügbare Technologien, Gestaltungsoptionen, Produkte, technische Umsetzbarkeit oder rechtliche Rahmenbedingungen. Zielgruppen sind Architektinnen und Architekten, Planer, Bauverantwortliche, Investoren und Träger der Stadtentwicklung.
https://www.helmholtz-berlin.de/projects/baip/