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Seefracht

Arche Ceiba ohne CO2

Ceiba heißt das Schiff, das im nächsten Jahr vom Stapel laufen soll. Und es ist nicht irgendein Schiff. Nein, es steht für Wandel, für den zukünftig klimaneutralen Frachttransport; es ist quasi eine grüne Arche. Der Unterschied zur Bibelgeschichte: Es werden nicht Tierarten und Menschen vor dem Aussterben gerettet. Das emissionsfreie und 45 Meter lange Schiff leistet selbst einen Beitrag, um den Klimawandel, nein die ­Klimakrise mit zu lösen. Denn etwa 90 Prozent des Welthandels erfolgen über den Seeweg.

Herkömmliche Schiffe fahren überwiegend mit Schweröl und stoßen laut Umweltbundesamt pro transportierter Tonne und pro Kilometer deutlich mehr Schadstoffe aus als der Landverkehr. Der globale Frachttransport hat einen relevanten Anteil an den weltweiten CO2-Emissionen von rund drei Prozent, besonders belastend sind allerdings Schwefel- und Stickstoffoxide sowie Ruß und Feinstaub. Denn ein einziges Frachtschiff verbraucht am Tag rund 200 Tonnen Schweröl.

Gefragtes Gewerk Holzschiffbau

Die Ceiba wird 250 Tonnen Fracht pro Fahrt transportieren, was neun 20-Fuß-Schiffscontainern entspricht. Das Schiff wird in Costa Rica auf einer Werft von Cargosail ausschließlich mit nachhaltigen Materialien gebaut. Die Schiffsbauer stehen dabei vor besonderen Herausforderungen, denn entsprechendes Fachpersonal ist selten auf Costa Rica, ebenso wie das benötigte Spezialwerkzeug. Das Land in Zentralamerika besitzt zwar Küstenabschnitte am Karibischen Meer und dem Pazifik, hat aber keine große Tradition im Holzschiffbau. Das bedeutet, die Crew muss viele Werkzeuge selbst herstellen und Leute für spezielle Arbeiten selbst ausbilden. Die ganze Konstruktion wird rund 4,2 Millionen US-Dollar kosten.

Derzeit sei noch nicht klar, wie viele Solarmodule auf dem Schiff installiert werden, sagt Cargosail-Sprecher Jeremy Starn. Aber es wird sie geben – und zwar sehr wahrscheinlich auf jeder verfügbaren Fläche. Am Ende werde es eine Kombination von erneuerbaren Energiequellen und Technologien an Bord der Ceiba geben, meint Starn. Der Hauptantrieb werde aus den 14 traditionellen Segeln bestehen, zudem wird es aber einen elektrischen Hilfsmotor geben sowie einen großen Batteriespeicher. Diese werden während der Fahrt durch zwei Propeller aufgeladen. Der Elektromotor soll nur in Häfen und bei wenig Wind eingesetzt werden.

Die Crew muss viele Werkzeuge selbst herstellen und Leute selbst ausbilden.

Foto: Cargosail Inc.

Die Crew muss viele Werkzeuge selbst herstellen und Leute selbst ausbilden.

Batterie oder Brennstoffzelle?

Photovoltaikmodule werden ebenfalls die Batterie speisen und viele spezielle Geräte direkt mit DC-Strom versorgen. Der gesamte Bedarf wurde im ersten Entwurf mit 300 Kilowattstunden berechnet. „Nun wird aber erwogen, die Kapazität auf 600 Kilowattstunden zu erhöhen“, erklärt Starn. Kürzlich hat sich Cargosail mit einem costa-ricanischen Unternehmen für grüne Wasserstoff-Brennstoffzellen zusammengetan. Zusammen mit der Ad Astra Rocket Company erforsche man derzeit die Verwendung von grünem Wasserstoff für das zweite geplante Schiff Pitaya, das spanische Wort für Drachenfrucht.

Anstelle des Batteriespeichers soll beim Nachfolger ein Brennstoffzellensystem zum Einsatz kommen. „Wir hoffen, dass wir in der Lage sein werden, den Wasserstoff in unserer Werft selbst herzustellen“, sagt Starn. Denn Costa Rica ist heute schon ein Eldorado für Erneuerbare, Ökostrom hat hier einen Anteil von 99 Prozent am Strommix. Das Holz für die zweite Arche wird schon fleißig beiseitegelegt.

Auch die Logistikabteilung hat schon erste Erfolge eingefahren. Es gibt bereits eine lange Liste von Unternehmen, die an einer CO2-freien Verschiffung interessiert sind. Der Frachtraum der Ceibe ist auf dem gen Norden gehenden Abschnitt der sogenannten PAX-Linie bereits fast vollständig gebucht. „Um den Handelskontext auf den Routen, die die Ceiba befahren wird, besser zu verstehen, haben wir die Märkte von mindestens elf Ländern erforscht, mit einem besonderen Fokus auf Costa Rica als dem Heimathafen. Die Schaffung konsequenter Rahmenbedingungen für emissionsfreien, fairen Handel ist nun entscheidend“, betont Marilyn Valverde, die die Logistikabteilung bei Sailcargo leitet.

Klimaneutrale Produkte nachgefragt

Während es in Nordamerika eine große Nachfrage nach umweltfreundlichen Produkten aus Costa Rica wie Kaffee und Schokolade gibt, war es eine größere Herausforderung, eine Nachfrage nach amerikanischen und kanadischen Spezialprodukten auf dem Markt in Costa Rica zu finden, beschreibt sie.

Das Team sucht derzeit noch Interessenten für Seefracht zurück gen Süden. „Wir sind aber optimistisch, dass saubere Transporte für Produkte auch vom Kunden und den Frachtpartnern geschätzt werden“, sagt Valverde. Zumal die Rückverfolgbarkeit der Güter ein klarer Mehrwert sei. Denn das Unternehmen Cargosail wird von privaten Investoren finanziert, die ein Umdenken im internationalen Handel unterstützen. Auf den lieben Gott allein will man sich nicht verlassen.

Photovoltaikmodule werden die Batterie speisen und viele Geräte direkt mit DC-Strom versorgen.

Foto: Cargosail Inc.

Photovoltaikmodule werden die Batterie speisen und viele Geräte direkt mit DC-Strom versorgen.

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