Schwarzburger: Die meisten Solarkunden wünschen sich Unabhängigkeit, echte Autarkie. Sonnenstrom vom eigenen Dach reicht dafür nicht, im Winter wird es schwierig.
Frömmel: Im Winter braucht man nicht nur Strom, sondern auch Wärme. Das lässt sich mit Brennstoffzellen gut abdecken, gegebenenfalls in Kombination mit einem Spitzenlastkessel. Im Bestand, wo die Heizung hohe Vorlauftemperaturen fordert, ist diese Kombination sinnvoll.
Schwarzburger: Die Brennstoffzellen sehe ich am Anfang einer sehr interessanten Entwicklung, sowohl bei der Technik als auch bei den Preisen. Welche Erfahrungen haben Sie damit?
Frömmel: Unser Unternehmen hat seinerzeit die Stacks für die Brennstoffzellen-Heizgeräte von Vaillant geliefert. Bis Vaillant entschied, aus der KWK auszusteigen. Immerhin laufen einige Geräte schon mehr als fünf Jahre, mit mehr als 30.000 Betriebsstunden. Insgesamt haben wir rund drei Millionen Betriebsstunden auf der Uhr von zirka 250 Geräten.
Schwarzburger: Als Vaillant ausgestiegen ist, war das ein schwerer Rückschlag für die junge Technologie. Aber Sie haben sich nicht entmutigen lassen, haben weitergemacht.
Frömmel: Genau. Wir konnten das Know-how der Vaillant-Systeme erwerben und kauften mit New Enerday einen erfahrenen Entwickler hochintegrierter Brennstoffzellensysteme. Nun bündeln wir unsere Aktivitäten in Neubrandenburg. Noch in diesem Jahr bringen wir das erste Brennstoffzellengerät für Einfamilienhäuser mit Flüssiggas auf den deutschen Markt.
Schwarzburger: Das klingt spannend. Warum ausgerechnet Flüssiggas?
Frömmel: Unsere Brennstoffzellenstacks, die wir selbst in Deutschland entwickelt haben, können verschiedene Gase nutzen. Mit Flüssiggas sind wir die Ersten am Markt. Viele Regionen haben keinen Anschluss ans Erdgas.
Schwarzburger: Wenn ich Sie richtig verstehe, geht es um den Ersatz der klassischen Ölbrenner, die vielerorts laufen.
Frömmel: So ist es. Unser Brennstoffzellengerät wird eine elektrische Leistung von 750 Watt haben. Es ist eine Festoxid-Brennstoffzelle, die im Betrieb zusätzlich Hochtemperaturwärme abgibt. Damit kann man den Pufferspeicher beladen, der vom Spitzenlastbrenner auf Flüssiggasbasis gespeist wird – falls nötig. Auf diese Weise kann ein normaler Haushalt die Stromkosten um 500 bis 1.000 Euro pro Jahr senken.
Schwarzburger: Jetzt geht es darum, die Stückzahlen zu steigern. Dann können auch die Preise sinken, wie damals bei der Photovoltaik.
Frömmel: Der Serienstart erfolgt im Herbst, Anfang 2020 liefern wir die ersten 500 Geräte aus. Wir planen auch den Direktvertrieb an die Installateure, zumindest in ausgewählten Regionen. Mit dem Gerät bieten wir ihnen einen Servicevertrag, der sie zehn Jahre lang gegen technologische Risiken absichert.
Schwarzburger: Wir sind gespannt auf die ersten Geräte, schon jetzt.