Der Klima- und Energiefonds hat zusammen mit dem Verkehrsclub Österreich die Elektromobilität ins richtige Licht gerückt. Denn es ranken sich viele Mythen ums Elektroauto, die nicht stimmen.
Der österreichische Klima- und Energiefonds (KLIEN) hat zusammen mit dem Verkehrsclub Österreich (VCÖ) die wichtigsten Fakten und Mythen, die sich rund um die Elektroautos ranken, unter die Lupe genommen. Entstanden ist ein aktueller Faktencheck. So ist eines der gängigsten Argumente, einen Bogen um die Elektroautos zu machen, der höhere Preis. Tatsächlich kostet ein Elektroauto in der Anschaffung mehr als ein Beziner oder Diesel. Doch zum einen hat Österreich eine Investitionsförderung in Höhe von insgesamt 72 Millionen Euro aufgelegt. Dazu kommen noch die steuerlichen Anreize und die geringeren Betriebskosten, die den Mehrpreis bei der Anschaffung schnell wieder einspielen. „E-Autobesitzer sparen im Schnitt 500 bis 600 Euro an Treibstoffkosten pro Jahr“, rechnet Ingmar Höbarth, Geschäftsführer des KLIEN vor. „Zusätzlich senke deutlich geringere Kosten für Versicherung und Wartung die laufenden Kosten deutlich.“
Im Schnitt 50 Kilometer
Immerhin ist das bei den Österreichern angekommen. Der Anteil der Elektroautos an allen Neuzulassungen lag im ersten Halbjahr bei 1,4 Prozent. Die Österreicher haben verstanden, dass auch das Reichweitenproblem gar nicht so drastisch ist, wie immer angenommen. Denn 94 Prozent aller Autofahrten in Österreich sind kürzer als 50 Kilometer. Für die modernen Elektroautos sind Reichweite von mehr als 200 Kilometern inzwischen jedoch kein Problem mehr. Deshalb ist auch nicht der größte Akku unbedingt die beste Wahl. Denn je größer die Batterie ist, desto länger dauert die Ladung. In der Praxis ist die kleinere Batterie günstiger, weil sie die Investitionskosten senkt und die durchschnittlich zurückzulegenden Strecken locker abdecken kann.
Ladeinfrastruktur wird weiter ausgebaut
Für Fernreisen ist dann durchaus mehr Zeit einzuplanen. Doch muss der Akku nicht jedes Mal voll aufgeladen werden. Innerhalb weniger Minuten ist er auf etwa 80 Prozent geladen. Um ihn vollständig zu laden, muss der Autobesitzer hingegen viel mehr Zeit einplanen. Deshalb ist es günstiger, mehr Tankstopps einzulegen und kurz den Akku aufzuladen, statt viel Zeit für ein vollständige Ladung einzuplanen, die die Reichweite aber nur um wenige Prozent erhöht.
Inzwischen kann das Elektroautofaherer in Österreich auf 3.600 öffentlich zugängliche Ladepunkte zurückgreifen. Davon haben 3.000 Ladesäulen eine Leistung von bis zu 22 Kilowatt. Die restlichen Ladesäulen drücken den Strom mit mehr als 22 Kilowatt in den Akku des Elektroautos. „Die Entwicklung geht in Richtung noch höherer Ladeleistung mit 150 Kilowattstunden und mehr, mit der der Tankvorgang nur mehr wenige Minuten dauern wird“, schreiben die Autoren des Faktenchecks. Dazu kommt noch die eigene Ladeinfrastruktur, die Tesla für seine Kunden aufgebaut hat. Auch die Abrechnung ist in Österreich auf dem Wege der Vereinheitlichung.
Ökobilanz ist bestens
Auch die Ökobilanz der Elektroautos haben die Autoren der Studie unter die Lupe genommen. Immerhin ist das in den vergangenen Wochen ein heiß diskutiertes Thema, nachdem eine Studie erschienen war, in der behauptet wurde, dass der Treibhausgasausstoß bei der Herstellung der Elektroautos so groß sei, dass normale Verbrennungsmotoren bis zu 150.000 Kilometer laufen können, um diese Mengen an CO2 auszustoßen. Solche Studie unterschlagen aber in der Regel die üppigen Emissionen, die bei der Produktion von Benzin und Diesel entstehen und legen schöngerechnete Flottenverbräuche zugrunde. Bezieht man aber den gesamten Lebenszyklus eines Autos von 15 Jahren inklusive der Bereitstellung der Energie zum Fahren mit ein, liegt der Treibhausgasausstoß von Elektroautos bei 40 Gramm CO2-Äquivalent pro Personenkilometer. Dieser Wert gilt, wenn das Elektroauto mit dem in Österreich gängigem Strommix betankt wird. Fließt ausschließlich Ökostrom in die Akkus, sinkt der Treibhausgasausstoß über die gesamte Lebensdauer auf 20 Gramm CO2-Äquivalent pro Personenkilometer. Im Vergleich dazu emittiert ein Benziner immerhin Treibhausgase von 175 Gramm CO2-Äquivalent pro Personenkilometer. Auch der Diesel ist mit durchschnittlich 170 Gramm nicht viel besser.
Genügend Ökostrom vorhanden
Zudem ist ein Argument der Skeptiker, ob der Umstieg auf die Elektromobilität gelingen könne, der zusätzliche Strombedarf. Dieser könne nur mit fossil oder atomar betriebenen Kraftwerken abgedeckt werden. „Der Umstieg auf das E-Fahrzeug geht zwar mit einem höheren Strombedarf einher, zugleich wird aber der Gesamtenergiebedarf durch die Effizienz des Elektromotors gesenkt“, erklären die Autoren des Faktenchecks. „Stiegen rund 20 Prozent aller Pkw in Österreich auf Elektroantrieb um – das wären eine Million Fahrzeuge –, würde der heimische Strombedarf gegenüber dem Jetztstand rechnerisch um nur rund 3,6 Prozent steigen“, rechnet Faktencheck-Autor Georg Günsberg vor. „Diese Menge ist in den kommenden Jahren relativ leicht durch neue Ökostromanlagen in Österreich abdeckbar.“ Die Autoren berufen sich dabei auf eine aktuelle Studie der TU Wien, die zeigt, dass eine hundertprozentige Abdeckung des heimischen Strombedarfs mit erneuerbarer Energie bis 2030 umsetzbar ist – und das ohne signifikante Mehrkosten. (su)