Die Photovoltaik ist in der Lage, im Jahr 2050 ein Drittel des weltweiten Strombedarfs zu decken – trotz steigenden Stromverbrauchs. Das ist aber kein Selbstläufer. Einige Maßnahmen müssen den Ausbau der installierten Anlagenleistung flankieren.
Die Photovoltaik kann im Jahr 2050 mindestens ein Drittel des gesamten, globalen Strombedarfs decken. Dieser wird bis dahin um 140 Prozent im Vergleich zum Jahr 2017 steigen. Insgesamt werden die erneuerbaren Energien 85 Prozent des weltweit verbrauchten Stroms produzieren. Das sind die zentralen Ergebnisse einer Analyse der norwegischen Marktforscher von DNV GL. Der erste Energy Transition Outlook der Norweger wurde jetzt veröffentlicht.
Damit wird die Photovoltaik weltweit zum größten Stromerzeuger, auch wenn die Norweger mit ihren Prognosen an der Untergrenze dessen ansetzen, was die Analysten von Mercator als realistisches Zubauszenario ansehen. Das Berliner Marktforschungsinstitut geht sogar davon aus, dass die Photovoltaik den weltweiten Strombedarf bis 2050 zur Hälfte abdecken kann. Die Onshore-Windkraft wird bis 2050 weltweit zum zweitgrößten Stromlieferanten, gefolgt von der Wasserkraft. Die Offshore-Windkraft wird das kleinste Segment bleiben.
Sektorkopplung sorgt für steigenden Stromverbrauch
Trotz der positiven Prognose warnen die Norweger aber vor zu viel Euphorie. Denn der Ausbau der erneuerbaren Energien bis 2050, um 85 Prozent des Strombedarfs zu decken, reicht nicht aus, um die Pariser Klimaschutzziele zu erreichen. Die Analysten von DNV GL prognostizieren, dass sich mit dieser Zubauentwicklung das obere Limit von 2 Grad Celsius Erderwärmung, das man sich in Paris gesetzt hat, bereits 2041 erreicht wird. Bis 2050 wird sich das Klima dann um 2,5 Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter aufheizen.
Die norwegischen Analysten sehen vor allem im steigenden Stromverbrauch eine Möglichkeit, die Dekarbonisierung voranzutreiben. Denn dieser steigt nicht nur aufgrund der weiteren Elektrifizierung, sondern er geht vor allem auf die Sektorkopplung zurück. Das heißt: weniger Ausstoß von Kohlendioxid durch den Verkehr oder durch die Bereitstellung von Wärme. Immerhin erreichen die Elektroautos nach Prognosen von DNV GL die Kostenparität mit den Benzinern oder Dieselautos. Im Jahr 2033 wird die Elektromobilität die Hälfte des gesamten Fahrzeugmarktes ausmachen.
Maßnahmenpaket vorgelegt
Auf der Basis ihrer Studienergebnisse haben die Analysten auch einige Vorschläge formuliert, wie die weltweite Energiewende beschleunigt werden kann. Denn die Branchen haben die Erfahrungen und das technologische Wissen, um das Kohlendioxidbudget der Welt intelligenter zu verwalten, wie es Ditlev Engel, Geschäftsführer von DNV GL ausdrückt. Zu sollte natürlich die Umstellung der Stromversorgung auf erneuerbare Energien schneller gehen. Die Analysten sehen den größten Handlungsbedarf aber nicht in der Beseitigung der administrativen Hürden, sondern in der Verbesserung der Datenanalysen, um die Leistung der Ökostromanlagen und der Stromnetze zu optimieren und zu verbessern und den Energieverbrauch besser auf die neuen Erzeugungsanlagen anzupassen. Das heißt auch, dass das gesamte Stromsystem flexibler werden muss. Zudem sollten die Netze an den Ausbau der erneuerbaren Energien schneller angepasst werden.
Diese Maßnahmen müssen parallel mit der Sektorkopplung umgesetzt werden. Denn die Menschheit schafft es nur, den Kohlendioxidausstoß zu bremsen, wenn nicht massenhaft fossile Energieträger verheizt oder in Automotoren verbrannt werden. Das schließt auch die Veränderung der persönlichen Verhaltensweisen ein. Damit sprechen die Norweger aus, was bisher eher als Tabu galt: Die Energiewende wird das Verbrauchsverhalten ändern müssen. Zudem muss mehr in die Energieeffizienz investiert werden, um die Effekte durch den Ausbau der Ökostromversorgung nicht durch einen übermäßigen Anstieg des Strombedarfs zunichte zu machen. (su)