Sonnenstrom ist Solidarstrom: Erwin Perkonigg hat seinerzeit die Modulfabrik von Siemens in München aufgebaut und geleitet. Er blieb dabei, als das Werk an Shell Solar überging. Als Solarworld einsteigen wollte, stieg er aus.
Mitte der 1980er Jahre kam ich nach mehrjähriger Tätigkeit für Siemens aus Malaysia zurück. Mein neuer Auftrag lautete: „Beginnen Sie mit Solarmodulen.“ Ich bin studierter Energietechniker und kam in ein kleines Solarteam in München am Frankfurter Ring. Dort wollte Siemens Kompetenzen in der Photovoltaik aufbauen. Meine Aufgabe wurde es, die Fertigung für Module zu realisieren.
Man muss sich vorstellen, dass Photovoltaikmodule in der damaligen Zeit wirtschaftlich nur eine Nebenrolle spielten und der Einsatz für großtechnische Anlagen begrenzt gefragt war.
Zuerst die Fertigung analysiert
Für Funkanlagen waren sie teilweise im Einsatz, also Siemens war nicht der erste Modulhersteller. Für Energieerzeugungsanlage in heutigen Leistungsgrößen waren sie noch nicht angedacht.
Zuerst habe ich die Fertigung von Solarmodulen analysiert und entwickelt. So nahm ich beispielsweise Unterricht in Fensterbau. Modultechnik war großflächige Glastechnik, die Solarzellen hat Siemens damals selbst gefertigt in Kooperation mit Wacker. Wacker lieferte die reinen Siliziumwafer, die Prozessierung (Diffusion) erfolgte bei Siemens. Seit Mitte der 1980er Jahre gab es eine erste kombinierte Fertigung von Zellen und Modulen in München.
So entstand die Siemens Solar GmbH, als Joint Venture aus der Siemens AG und Bayernwerke in München. Wir haben die ersten Module gebaut und getestet und weiter verbessert.
Modulserie mit kleinen Spannungen
Die Solarmodule gab es als Kleinspannungsserie mit 15 bis 17 Volt Leerlaufspannung. Das ergab 12,5 bis 14 Volt als optimale Spannung für die Ladetechnik von Zwölf-Volt-Batterien. Die Module mussten immer passen, um den Ladestrom und die Ladespannung für die Batterien zu liefern. Die Module waren robust und haben die große Hitze in der Sahara oder im Orient ausgehalten. Wir fertigten Glas-Laminate, keine Glas-Glas-Module, denn diese wären zu schwer geworden.
Zunächst entwickelte sich die Photovoltaik bei Siemens sehr gut. Etwa fünf Jahre nach dem Start der Produktion erreichten wir rund 100 Megawatt produzierte Leistung.
Marktlage war schwierig
Der Zukauf der amerikanischen Firma Arco Solar, das Ende des Schnellen Brüters in Bergisch Gladbach und die wirtschaftliche Entwicklung im Allgemeinen waren nicht gerade förderlich, für diese Form der Energieerzeugung Mittel aufzuwenden. Trotz großer Anstrengungen ist es uns nicht gelungen, die Marktlage zu verbessern.
Auch das Programm „Sonne in der Schule“ konnte die Solarakzeptanz nicht wesentlich verbessern. Die Marktlage entwickelte sich in den 90er Jahren schwierig. Die Fabrik in München wurde nicht ausgelastet, auch das Richtfunkgeschäft von Siemens schrumpfte. Ich holte damals auch den Vertrieb nach München, bin auf Messen gegangen, habe versucht, Architekten zu gewinnen. Damals habe ich die erste Solaranlage mit dem Architekten Rolf Disch in Freiburg gebaut. Um die Fertigung zu verbessern, haben wir viel mit dem Fraunhofer-Institut in Freiburg kooperiert.
Schließlich stieg Shell ein
Schließlich stieg Shell bei Siemens Solar ein, als Joint Venture. Später hat Shell die Firma ganz übernommen, das wurde Shell Solar. Ich ging mit zu Shell, was für mich ein großer persönlicher Fehler war. Shell hat zunächst viel Geld investiert, denn der Konzern wollte die Pumpen und Heizstationen seiner Pipelines mit Sonnenenergie versorgen.
Aber dann wurde Shell Solar an Frank Asbeck verkauft, der daraus Solarworld machte. Asbeck wollte günstiger produzieren als die Konkurrenz aus Asien. Kurz vor dem Verkauf der Shell Solar bin ich ausgestiegen und in Pension gegangen.
Stolz auf die Arbeit
Mir hat die Arbeit gefallen, ich bin stolz darauf. So waren wir beispielsweise bei Fronius, um geeignete Wechselrichter bauen zu lassen. Dann kamen schweizerische Anbieter. Unsere Anlagen bereiteten große Freude, denn nach zehn bis 15 Jahren wiesen sie nur sehr geringe Degradation von 1,5 bis zwei Prozent auf. Das war eine gute und richtige Technologie, wir haben gute Arbeit geleistet. Wir haben mit Nichts begonnen und versucht, es gut und besser zu machen.
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