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Neue Geschäftsmodelle

Mobile Speicher auf Zeit

Warum soll etwas bei Strompuffern nicht funktionieren, was bei Autos schon lange gang und gäbe ist? Schließlich sind Speicher bei Industrie und Gewerbe immer gefragter. Sie kappen beispielsweise teure Lastspitzen. Oder sie helfen geplanten Ladeparks, flexibel und schnell in Betrieb zu gehen, wenn es an der erforderlichen Netzkapazität fehlt. Viele sinnvolle Anwendungen für Großspeichersysteme scheitern jedoch an der fehlenden langfristigen Planbarkeit von passender Leistung und Kapazität für weitere Anwendungen.

Oder sie hängen an den Investitionsentscheidungen von Netzbetreibern. Hinzu kommt der Aufwand für Wartung sowie eine anschließende Entsorgung im Laufe der Batterielebensdauer. Alles das stellt nicht selten eine Hürde dar.

Feresto nutzt gebrauchte Akkus von E-Autos

Mit Feresto (Fenecon Rental Storage) können Kunden nun Gewerbespeicher auch mieten. Der Vorteil: Das senkt den ersten Investitionsbedarf erheblich. Die Speicher werden für einen gewünschten Zeitraum in der passenden Konfiguration bereitgestellt. Damit soll auch der breitere Einsatz von gebrauchten Batterien möglich werden. Hinter dem Angebot stecken Franz-Josef Feilmeier und der Speicherhersteller Fenecon aus Deggendorf.

In diesem Jahr wurde die Lösung mit dem EM-Power Award ausgezeichnet. „Seit wir mobile Speicher zur Miete anbieten, erleben wir viele Anfragen und Nutzungen“, berichtet Feilmeier. Das Angebot schafft Nachfrage, auch wenn der junge Markt noch ein zartes Pflänzchen ist. Genaue Zahlen können auch Marktexperten auf Anfrage nicht genauer angeben.

Batterien vermeiden Schmutz und Lärm

Jedoch gibt es bereits verschiedene Beispiele, in denen eine Miete sinnvoll ist: Netzbetreiber, deren Netz punktuell außerhalb der Spezifikation zu laufen droht, nutzen Mietspeicher mit einem flexiblen Energiemanagement gern, um kurzfristig Verbesserungen herbeizuführen, erklärt Feilmeier. Andere wollen einfach Erfahrungen über das neue Netzbetriebsmittel Speicher sammeln, während sie aber noch regulatorische Schwierigkeiten haben, in einen Kauf zu investieren. Mietspeicher können auch helfen, Netzausbauvorhaben über mehrere Monate zu überbrücken.

Hinzu kommen Volksfeste, Konzerte und andere Veranstaltungen, die häufig Generatoren benötigen. Letztere lassen sich gut durch Speicher ersetzen. Beispielsweise werden Filmsets gefördert, wenn sie mit grüner Energie arbeiten, das Stichwort laut hier Green Motion Label: Denn der Strom, der am Drehort gebraucht wird, kann außerhalb der Studios nur teils über Netzanschlüsse laufen. Der Rest kommt also von Generatoren, deren Lautstärke jedoch die Arbeiten behindern kann. Daher müssen sie weit weg aufgestellt und eingehaust werden. „Speicher machen hier das Leben einfacher und den Einsatz flexibler“, erklärt Feilmeier.

Längere Mieten für mehr Praxiserfahrung

Ein weiteres Beispiel: Beim Metal-Festival Wacken Open Air in Schleswig-Holstein wurden zwei sogenannte H₂-Gensets für die mobile Stromerzeugung mit Brennstoffzellen eingesetzt. Sie eignen sich besonders für Areale ohne Zugang zum Stromnetz. Der grüne Wasserstoff wurde über das sogenannte E-Farm-Projekt von GP Joule geliefert. Denn in Nordfriesland werden bereits Autos und Nahverkehrsbusse mit grünem Wasserstoff versorgt.

Bei langfristigeren Mieten von mehr als einem bis zu drei oder fünf Jahren kommen laut Feilmeier besonders die Ausbauszenarien von Ladeparks oder die Elektrifizierung der Wärme- oder Kälteversorgung ins Spiel. So kann man zwar für einen Firmen-Ladepark häufig die ersten Ladepunkte ohne Netzausbau errichten, dann wäre aber bereits eine Leistungsverstärkung nötig. „Die meisten Unternehmen sind sich jedoch bewusst, dass diese meist zweite Ausbaustufe noch nicht der finale Ausbau für die nächsten zehn oder 20 Jahre ist“, sagt Feilmeier. Entsprechend sollte der Netzausbau auch nicht auf diese Leistung ausgelegt werden, sonst muss man das Kabel nach wenigen Jahren schon wieder erneuern – und hat wieder eine Baustelle vor der Tür.

Sind andere Länder schon weiter?

Ebenso kommen geleaste Speicher für Forschungsprojekte infrage, weil die Anschaffungen außerhalb der Regulatorik oder bei Unternehmen außerhalb des Kerngeschäfts liegen und so mit weniger Risiko eingesetzt werden können. Man spart sich die Investition mit Finanzierung, Abschreibung, Wartung und Service sowie die Entsorgung der Batterien. Daher ist das Mietmodell meist attraktiv für viele Industriekunden.

In den Niederlanden und Schweden sieht Feilmeier ebenfalls eine starke Nachfrage. In den Niederlanden sind Mietspeicher bereits stärker im Einsatz, beispielsweise über Plattformen wie Skoon.

Nach der Einschätzung des Herstellers Tesvolt wächst der Markt und entsprechend auch die Nachfrage nach solchen Lösungen. Bei Baustellen im innerstädtischen Bereich haben Batteriespeicher einfach Vorteile: weniger Lärm, weniger Abgase und es ist eine geringere Netzanschlussleistung nötig. Zudem ist eine Kopplung mit Kränen möglich, wenn diese ein- und ausspeisen wie beim Heben und Senken von Lasten. Ähnliche Anforderungen gibt es auch in anderen Ländern. In Skandinavien existieren es schon vereinzelt strengere Vorgaben oder finanzielle Anreize, um die Emissionen für innerstädtische Baustellen zu begrenzen und Dieselaggregate zu vermeiden.

Neben diesen Auflagen steht aber besonders die Wirtschaftlichkeit im Fokus. Immer wenn man mit dem Aggregat vom Stromverbraucher weggehen muss, steigen auch die Kosten durch gesicherte Leitungen enorm. Auch eine Betankung von Aggregaten ist nicht immer so einfach möglich. Je nach Situation vor Ort kann eine Stromversorgung über mobile Speicher die bessere Lösung sein, beispielsweise über Schnellladestationen für Elektrofahrzeuge. „Auslaufender Diesel, Versicherungskosten, Treibstoffdiebstahl oder Effizienzvorgaben im Teillast- und Lastwechselbetrieb sind weitere Argumente, die wir in diesem Zusammenhang hören“, zählt der Fenecon-Chef auf.

Die Vorteile eines mobilen Containers

Ein weiterer Vorteil sei, dass man für Mietspeicher auch gebrauchte und damit günstige Elektrofahrzeugbatterien einsetzen könne, sagt Feilmeier. Diese seien ohnehin für den mobilen Einsatz gebaut und daher auch im Transport einfacher zu handhaben als nicht mobile Batterien oder Dieselaggregate. „Man kann sie vollgeladen anliefern und leer zurücknehmen und anschließend wieder zum passenden Zeitpunkt mit solaren Überschüssen beladen, die ansonsten vielleicht abgeregelt würden“, beschreibt er. Aber auch Imagegründe seien durchaus wirksam: Gespeicherter Solarstrom ist einfach attraktiver als stinkender Diesel für Veranstaltungen. Das haben selbst hartgesottene Metalfans in Wacken schon erkannt.

Franz-Josef Feilmeier ist immer auf der Suche nach innovativen Geschäftsmodellen für Speicher. Wacken wird teils mit Ökostrom aus grünem Wasserstoff versorgt.

Foto: Niels H. Petersen

Franz-Josef Feilmeier ist immer auf der Suche nach innovativen Geschäftsmodellen für Speicher. Wacken wird teils mit Ökostrom aus grünem Wasserstoff versorgt.

Foto: GP Joule

Gewerbespeicher sind manchmal besser als Mietoption planbar.

Foto: Niels H. Petersen

Gewerbespeicher sind manchmal besser als Mietoption planbar.

CM-Blu Energy

Flowspeicher im mobilen Container fürs Burgenland

Versorger Burgenland Energie und Hersteller CM-Blu haben im österreichischen Schattendorf die Kombi eines organischen Großspeichers mit einem hybriden Wind- und Solarpark eröffnet. Mit den skalierbaren Speichern will das Burgenland bis 2030 klimaneutral und energieunabhängig werden. So soll das Energieunternehmen Burgenland Energie die Region schon bald für das gesamte Jahr ausschließlich mit grüner Energie versorgen – also zu jeder der 8.760 Stunden im Jahr. „Um die Unter- und Überdeckung der Nachfrage für ein energieunabhängiges System auszugleichen, brauchen wir bis 2030 ein Speichervolumen von rund 300 Megawattstunden“, erklärt Stephan Sharma, Vorstandsvorsitzender bei Burgenland Energie.

Die dafür benötigten 100 Megawatt Speicherleistung und insgesamt 300 Megawattstunden Batteriekapazität soll CM-Blu aus Deutschland liefern. Die Solidflow-Batterien kommen laut Hersteller ohne seltene Materialien oder kritische Rohstoffe wie Lithium oder Kobalt aus. Alle Materialien für ihre Herstellung stammen zudem von Zulieferern im Umkreis von 50 Kilometern rund um die Produktionsstätte im unterfränkischen Alzenau.

Die Hybridanlage in Schattendorf verfügt über eine Gesamtleistung von 15 Megawatt. Die an den Solarpark angeschlossene organische Großbatterie befindet sich in einem 40 Fuß großen, klimatisierten und ortsunabhängigen Container. Weitere Batterien sollen in den kommenden Monaten an verschiedenen Standorten installiert werden.

Foto: Thomas Schmid

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