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“Strom intelligent nutzen“

Sie leiten den neuen Geschäftsbereich PV + E-Systeme bei Viessmann. Was genau ist Ihre Aufgabe?

Karlheinz Reitze: Mit dem neuen Bereich bringen wir die intelligente Erzeugung und Nutzung von elektrischem Strom verstärkt in die Gebäudetechnik. Die bisherige Wärmetechnik wird ergänzt. Die Möglichkeiten der Kunden, sich weitgehend unabhängig zu versorgen, werden wachsen. Wir wollen den Kunden und den Installateuren verschiedene Pakete anbieten, für Einsteiger bis hin zu umfassenden Systemen. Im Mittelpunkt stehen die Kunden mit ihren Wünschen.

Welche Kundengruppen haben Sie im Blick?

Uns geht es um die Solarteure, um die Elektrofachhandwerker und die SHK-Betriebe, die mit Elektrobetrieben kooperieren oder die Anschlusskompetenz in den eigenen Reihen haben. Strom gehört zur Haustechnik mittlerweile dazu. Beim KfW-40-Haus sind Batteriespeicher vorgeschrieben. Warmwasserbereitstellung und Lüftung sind eng mit Photovoltaik verknüpft. Damit die Vielfalt der Systeme wirklich effizient und komfortabel funktioniert, braucht man ein intelligentes Energiemanagementsystem. Der Energiemanager muss über mobile Geräte wie Smartphone oder Tablet gesteuert werden können.

Die Kunden verlangen immer mehr Unabhängigkeit. Stellen Sie diesen Trend auch fest?

Nicht nur das. Es wird beispielsweise auch darum gehen, Überkapazitäten aus dem Stromnetz in der Haustechnik zu nutzen. Das kann und wird für die Nutzer ökonomische Vorteile haben. Im Sommer steht uns die Photovoltaik zur Verfügung, im Winter werden wir ein Überangebot an Windstrom bekommen. Über Speicherbatterien, Elektroautos, thermische Speicher oder den direkten Verbrauch im Haus kann man solche Angebote nutzen.

Bietet Viessmann schon die komplette Energieversorgung von Gebäuden aus elektrischem Strom an?

Wir haben erste Musterhäuser ausgestattet, die vollelektrisch versorgt werden. Das wird im Neubau eine Rolle spielen und bei Anbietern von Fertighäusern. Im Gebäudebestand werden elektrische und thermische Systeme Hand in Hand gehen. Für vollelektrische Versorgung decken wir bisher rund 90 Prozent der erforderlichen Komponenten ab. So werden wir elektrische Fußbodenheizungen oder Warmwasserbereiter in unser Produktportfolio aufnehmen.

Es ist nicht nur das Gebäude, das versorgt werden will. Zunehmend bauen die Installateure bei ihren Kunden elektrische Ladesäulen ein, um Autos und andere Fahrzeuge mit Strom zu tanken. Welches Angebot machen Sie in der Elektromobilität?

Elektromobilität wird zunehmend mit Brennstoffzellen nachgefragt, die nachts den Ladevorgang abdecken. Viessmann hat mit Vitovalor 300-P seit 2014 eine stromerzeugende Heizung als Serienprodukt im Programm. Zusammen mit der Photovoltaik und stationären Speicherbatterien kann man damit eine Vielzahl denkbarer Versorgungssysteme aufbauen. Wir gehen sogar noch einen Schritt weiter: mit der Firma Digital Energy Solutions – einem Joint Venture von Viessmann und BMW. Sie wird zunehmend Stromprodukte anbieten.

Wann kommen die ersten Produkte aus dieser Tochtergesellschaft?

Als Erstes haben die Kollegen von Digital Energy Solutions einen Wärmestromtarif aufgelegt – für Wärmepumpen oder für thermische Speicher. Das Joint Venture bietet künftig auch Konzepte für Ladesäulen an, die über den Energiemanager angesteuert werden. 80 Prozent der Autos, die zu Hause geladen werden, stehen tagsüber in der Firma. Dafür braucht man Systeme, die künftig auch Strom ins Gebäude zurückspeisen. Die bidirektionalen Ladesysteme werden kommen und diesen Markt bestimmen.

Wie viele Brennstoffzellen-Heizgeräte haben Sie bislang verkauft?

Wir haben mehr als 1.000 Geräte abgesetzt, und wir spüren eine wachsende Nachfrage. Der Stack und der Reformer kommen von Panasonic, unserem Partner. Die Japaner haben in ihrem Heimatmarkt bereits 100.000 Geräte im Einsatz. Die Integration des Brennstoffzellenmoduls in das Gesamtsystem und dessen übergeordnete Steuerung wurden von unseren Ingenieuren entwickelt.

Können Sie die Technik des Aggregats kurz erklären?

Vitovalor 300-P besteht im Wesentlichen aus der PEM-Brennstoffzelle, einem Gasbrennwertkessel für die Spitzenheizlast, einem Pufferspeicher und der bereits genannten Regelung, die selbstverständlich über das Internet verbunden und per App gesteuert werden kann. Die Brennstoffzelle allein hat 750 Watt elektrische Leistung und ein Kilowatt thermische Leistung. Die Spitzenlasttherme bringt zusätzlich 19 Kilowatt Wärmeleistung, ab Sommer werden es 26 Kilowatt sein. Das System wird wärmegeführt installiert.

Wann bringt Viessmann ein stromgeführtes System für Gebäude, die nur geringe Wärmelasten haben?

Ich will nicht zu viel verraten. Das haben wir im Blick, vielleicht für nächstes Jahr. Schon jetzt kann die Brennstoffzelle getaktet laufen, falls im Sommer kaum Wärme benötigt wird und Ergänzungsstrom von der Photovoltaik kommt. In München haben wir ein Haus ausgestattet, in dem die Brennstoffzelle unter anderem die Fahrzeugbatterie eines BMW I-3 belädt. Das Energiemanagementsystem muss neben elektrischem Strom und Wärme auch die Elektromobilität effizient steuern.

Wie geht es in Ihrem Geschäftsbereich weiter?

Wir haben derzeit etwas mehr als 50 Mitarbeiter. Nun wollen wir das Geschäftsfeld ausbauen und mit den anderen Kanälen der Viessmann Gruppe verzahnen. Wir stellen neue Leute ein, um unsere Zielgruppen weiter zu bedienen. Derzeit suchen wir Mitarbeiter für den Außendienst und für interne Aufgaben. Für unsere Kunden wollen wir sinnvolle Pakete schnüren, um den Einstieg zu erleichtern.

Wie könnten solche Pakete aussehen?

Ein Beispiel ist unser Wärmespeicher Vitocell 100 B mit elektrischem Heizelement, um solaren Überschussstrom zu nutzen. Doch im Vordergrund steht nicht die Technik oder das technische Produkt, sondern der Kunde mit seinen Bedürfnissen. Diese werden immer umfassender und anspruchsvoller.

Das Gespräch führte Heiko Schwarzburger.

Viessmann Gruppe

Strom und Wärme aus einer Hand

Viessmann präsentiert in diesem Jahr zahlreiche Neuheiten, um Wärme und Strom noch effizienter als bisher zu koppeln. Auftakt der Präsentation machte die ISH im März in Frankfurt am Main. Nächste Station ist die Intersolar Ende Mai in München.

Lösungen basieren auf EEBus

Für die Energiewende ist die Digitalisierung eine wesentliche Voraussetzung. Geräte und Anwendungen werden zunehmend miteinander kommunizieren. Der dazu erforderliche Kommunikationsstandard wird durch den EEBus branchenübergreifend etabliert. Über den EEBus können dezentrale sowie zentrale Energiesysteme für Strom und Wärme, Wohnungslüftungen, Systeme der Hausautomation, Haushaltsgeräte, Elektrofahrzeuge und ihre Ladestationen sowie Energieversorger kommunizieren. Viessmann ist Mitglied dieser Initiative.

Modularer Stromspeicher Vitocharge

Steigende Strompreise machen den günstigen Strom aus der eigenen KWK- oder Photovoltaikanlage immer attraktiver. Der Stromspeicher Vitocharge ergänzt Wärmepumpen (Vitocal), die mit Strom aus einer Photovoltaikanlage betrieben werden, wie auch stromerzeugende Heizsysteme wie das Brennstoffzellen-Heizgerät Vitovalor 300-P.

Vitocharge bevorratet Strom aus diesen Energiesystemen, der aktuell nicht benötigt wird, für die spätere Verwendung.

Eine besonders effiziente Lösung ist beispielsweise die Kombination von Vitovolt (Photovoltaik), Stromspeicher und Wärmepumpe. Die Wärmepumpe wird hierbei mit selbst erzeugtem Strom betrieben – bei Sonnenschein direkt aus der Photovoltaikanlage, abends und in der Nacht aus dem Stromspeicher. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, mit dem tagsüber erzeugten und gespeicherten Überschussstrom ein Elektrofahrzeug zu beladen.

Unterschiedliche Anforderungen bedingen flexible Speichergrößen. Vitocharge ist modular aufgebaut und steht in zwei Ausführungen zur Verfügung: als Allround-Stromspeicher Typ S230 6.0A, der auch für den Netzersatzbetrieb geeignet ist, und als Stromspeicher Typ S230 3.0A, der vor allem für die Versorgung elektrischer Verbraucher über längere Zeiträume konzipiert wurde.

Netzersatzbetrieb bei Stromausfall

Als Allround-Stromspeicher Typ S230 6.0A bietet Vitocharge hohe Lade- und Entladeraten und empfiehlt sich vor allem dann, wenn hohe Leistungen benötigt werden und ein Netzersatzbetrieb gewünscht ist. Bei einem Stromausfall wechselt diese Stromspeicher-Ausführung automatisch in den Netzersatzbetrieb. So können die wichtigsten elektrischen Verbraucher im Haus, beispielsweise Beleuchtung und Alarmanlage, weiterhin mit Strom versorgt werden. Der Stromspeicher kann ein bis vier Batteriemodule mit einer Speicherkapazität von je 3,2 Kilowattstunden aufnehmen, maximal stehen also 12,8 Kilowattstunden zur Verfügung. Die Lebensdauer der Module ist auf 20 Jahre und 6.000 Ladezyklen ausgelegt.

Vitocharge Typ S230 3.0A bietet höhere Batteriekapazitäten, um auch über längere Zeiträume elektrische Verbraucher mit selbst erzeugtem Strom versorgen zu können. Auch dieser Stromspeicher kann mit ein bis vier Batteriemodulen bestückt werden, wobei jedes Modul eine Nennkapazität von 4,7 Kilowattstunden hat. Damit sind bis zu 18,6 Kilowattstunden verfügbar. Die Module sind für eine Lebensdauer von 15 Jahren und 5.000 Ladezyklen konzipiert.

Bivalenter Wassererwärmer mit Elektroheizstab

Solarstrom thermisch speichern und so den Eigenstromverbrauch maximieren: Dazu ist der bivalente Speicher-Wassererwärmer Vitocell 100-B (Typ CVE) konzipiert. Er verfügt über einen Elektroheizeinsatz und eignet sich für die Kombination mit Photovoltaikanlagen mit Wechselrichter. Vor allem an sonnenreichen Tagen wird damit kostenlos das Trinkwasser mit selbst erzeugtem Solarstrom erwärmt. Liefert die Photovoltaikanlage ausreichend Energie, heizt der Heizkessel nicht nach und verbraucht keinen Brennstoff.

Der Stahlspeicher mit Ceraprotect-Emaillierung hat einen Inhalt von 300 Litern und verfügt im unteren Speicherbereich über einen trocken eingebundenen Elektroheizeinsatz. Seine niedrige thermische Oberflächenbelastung schützt gegen Kalk. Aufgrund der trockenen Einbindung in einem emaillierten Stahlrohr kann der Heizeinsatz ausgetauscht werden, ohne den Speicher entleeren zu müssen. Für die optimale Verwertung des Solarstroms sorgt eine optional angebotene selbstadaptierende Leistungsregelung. Sie moduliert stufenlos die Leistung des Heizeinsatzes abhängig vom verfügbaren Stromangebot zwischen 0,05 und 2,7 Kilowatt. Über einen integrierten Wärmetauscher im oberen Speicherbereich kann bei Bedarf mit Wärme aus einem Heizkessel nachgeheizt werden. So ist auch bei schwacher Sonneneinstrahlung stets ein hoher Warmwasserkomfort gewährleistet.

www.viessmann.de

Karlheinz Reitze

ist Geschäftsführer der Viessmann PV + E-Systeme GmbH. Sie ging aus der Viessmann Photovoltaik GmbH hervor und bündelt alle Aktivitäten von Viessmann bei elektrischen Systemen in der Haustechnik. Dazu gehören Photovoltaik, Stromspeicher, Wärmepumpen, elektrische Warmwasserbereitung, Lüftung, Klimatisierung und Elektroheizung sowie das intelligente Energiemanagement. Reitze kann auf drei Jahrzehnte Erfahrung in der Branche zurückblicken. Zuletzt war er Geschäftsführer für Vertrieb und Marketing bei Stiebel Eltron.

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