Die Ausrichtung ist fast perfekt. Die drei riesigen Süddächer des Unternehmenssitzes des Wälzlagerherstellers SKF in Steyr zeigen nur ganz leicht in westliche Richtung. Schon früh zeigt sich die Sonne über dem südwestlich gelegenen Stadtzentrum und strahlt bis zum späten Nachmittag ungehindert auf die steil geneigten Dächer. Das kann selbst der gut 800 Meter hohe Damberg im Süden von Steyr auch im Winter nicht verhindern. Die Installation einer Solaranlage auf dem Firmenhauptgebäude des Steyrer Wälzlagerherstellers drängte sich förmlich auf.
Dazu kommt noch, dass das Unternehmen mit seinen 900 Mitarbeiten satte 20 Gigawattstunden Strom pro Jahr hauptsächlich für die Produktion verbraucht. Das ist selbst bei den relativ niedrigen Gewerbestrompreisen in Österreich dennoch ein enormer Posten auf der Sollseite in den Büchern von SKF.
Um diese Kosten zu senken, hat sich das Unternehmen im vergangenen Jahr entschlossen, endlich Nägel mit Köpfen zu machen und die drei bestens geeigneten Dächer mit einer Solaranlage zu bestücken. „Da SKF von vornherein ausschließlich mit einer Förderung durch den Bund bauen wollte, war es relativ einfach, die Anlage zu dimensionieren“, erinnert sich Stefan Lindtner von Clean Capital Energy. Denn einen Investitionszuschuss gab es zum Zeitpunkt der Errichtung der Anlage nur bis zu einer Leistung von 200 Kilowatt.
100 Prozent Eigenverbrauch
Das Unternehmen aus dem oberösterreichischen Garsten, nur wenige Kilometer südlich von Steyr, hat den Generator auf das Dach des Wälzlagerproduzenten gebaut. Auch die gesamte Planung der Anlage hat Clean Capital Energy übernommen. Inzwischen ist die Anlage seit fast einem Jahr in Betrieb und die Ergebnisse können sich sehen lassen.
Denn bei einer Grundlast von zwei Megawatt und dem riesigen Stromverbrauch kann das Unternehmen den auf den drei Dächern produzierten Solarstrom komplett selbst nutzen. Nicht eine Kilowattstunde ist ins Netz geflossen, da die Produktion im Unternehmen selbst an Sonn- und Feiertagen weiterläuft.
Mit einer Leistung von 200 Kilowatt ist das auch kaum verwunderlich. Größer durfte der Generator aber nicht werden, damit SKF den Investitionszuschuss von der Ökostromabwicklungsstelle (Oemag) in Höhe von 375 Euro pro Kilowatt installierter Leistung bekommt.
Drei Cent pro Kilowattstunde
Dadurch kann das Unternehmen mit den im vergangenen Jahr produzierten gut 218.000 Kilowattstunden allerdings auch nur etwa ein Prozent des gesamten Strombedarfs in der Produktion abdecken. Das ist zwar nicht viel, aber immerhin mehr als nichts. Zudem sind die gesamten südlich ausgerichteten Dachflächen komplett belegt.
Wichtiger für das Unternehmen ist der Preis, für den es den Solarstrom produzieren kann. Der liegt mit etwa drei Cent pro Kilowattstunde aufgrund der guten Einstrahlungsbedingungen am unteren Ende der Skala für die Produktionskosten von Solarstrom, die die Forscher vom Fraunhofer ISE jüngst neu berechnet haben. Zwar haben die Freiburger Wissenschaftler für große Dachanlagen in guter Lage einen Produktionspreis von mindestens 4,95 Cent pro Kilowattstunde ausgerechnet. Allerdings kommen im Falle der Anlage auf den Dächern von SKF noch die Betriebskosten hinzu, die im angegebenen Strompreis noch nicht enthalten sind.
Für die Photovoltaik perfekt geeignet
Die Anlage zeigt aber ganz deutlich, dass auch in Österreich, wo die energieintensiven Gewerbebetriebe den Strom für unter vier Cent pro Kilowattstunde zuzüglich Steuern, Abgaben und Netzkosten beziehen, der Eigenverbrauch ein Geschäftsmodell ist, das sich rechnet.
Die Frage ist hier: Weshalb bauen nicht alle energieintensiven Betriebe eine Photovoltaikanlage? Schließlich sind sie perfekt für die Photovoltaik geeignet. Die Unternehmen haben große Dächer und einen hohen Stromverbrauch.
Hohe Investitionskosten stemmen
Dieser fällt zudem noch in den Zeiten an, in denen die Photovoltaikanlage den Strom produziert. Hier muss nicht allzu viel zwischengespeichert werden, um eine hohe Eigenverbrauchsquote zu erreichen.
Diese wiederum ist wichtig für die Wirtschaftlichkeit von Anlagen, die auf der Basis des Eigenverbrauchs gebaut werden, auch wenn nicht alle Unternehmen den Solarstrom komplett selbst nutzen, wie das bei SKF der Fall ist. „Doch die Photovoltaik hat nach wie vor die Eigenschaft, dass ein Unternehmen zunächst sehr hohe Investitionskosten stemmen muss, um dann langsam diese Investition zu amortisieren“, nennt Christoph Panhuber von der Energie AG Oberösterreich eine wesentliche Hürde.
Der Versorger mit Sitz in Linz hat eine ganze Reihe von gewerblich genutzten Eigenverbrauchsanlagen in seinem Netzgebiet errichtet.
Solarstrom für den Flughafen
So hat das Unternehmen auch den Solargenerator auf dem Flughafen Linz gebaut. Mit den 320 Megawattstunden aus der Anlage mit einer Leistung von 299 Megawatt deckt der Flughafen immerhin 40 Prozent seines Strombedarfs und nutzt die Solarenergie fast vollständig selbst.
Das jüngste Projekt des Linzer Versorgers entstand auf dem Dach von Strasser Steine in St. Martin im Mühlkreis. Das Unternehmen stellt vor allem Küchenplatten aus Stein her und erweitert gerade seine Produktion aufgrund der weiter steigenden Nachfrage. „Das ist der klassische Fall eines erfolgreichen Unternehmens, das Fremdkapital aufnehmen muss, um die nächste Ausbaustufe der Produktion zu stemmen“, erklärt Panhuber. Da fehlt dann das Geld für eine Photovoltaikanlage.
Auf das Kerngeschäft konzentrieren
Dazu kommt noch, dass sich die Unternehmen auf ihr Kerngeschäft konzentrieren wollen. Dazu gehört in der Regel nicht die Produktion von Strom. „Außerdem merken wir, dass oft eine gewisse Vorsicht besteht, wenn es um den Betrieb einer Photovoltaikanlage geht“, weiß Panhuber. „Denn die Unternehmen haben dann zwar eine Solaranlage auf dem Dach. Doch wenn es Probleme mit der Anlage gibt, haben sie zusätzlich zum Tagesgeschäft noch eine weitere Herausforderung zu meistern.“
Deshalb greifen viele Unternehmen nicht nur auf die Fremdfinanzierung zurück, sondern wollen am liebsten gar nichts mit der Solaranlage zu tun haben, den Strom aber gern nutzen. Für Versorger und Projektierer ist das eine Steilvorlage.
Image aufgebessert
Dabei geht es darum, dass der Linzer Versorger als Contractor die Solaranlage plant, errichtet und betreibt. Der Generator wird aber an das Unternehmen verpachtet, auf dessen Dach er steht. Das verbraucht den Strom in der Produktion.
Auf diese Weise kann es die in der Regel im Vergleich zum Netzstrom preiswertere Solarenergie nutzen und gleichzeitig sein Image als grünes Unternehmen aufbessern. Solche Lösungen sind schon seit Langem durch das Elektrizitätswirtschafts- und -organisationsgesetz (Elwog) und das Ökostromgesetz abgedeckt. Allerdings gibt es auch hier einige Fallstricke.
Wirtschaftlich trotz Sonnensteuer
So rechnet sich das Modell für beide Seiten vor allem, wenn die Anlage möglichst groß ist und der größte Teil direkt im Unternehmen verbraucht wird. Das ist bei Strasser Steine der Fall.
Denn die gut 200 Megawattstunden, die die Anlage produziert, nutzt das Unternehmen zu 95 Prozent im eigenen Betrieb. „Nur an wenigen Sonn- und Feiertagen müssen wir einige Kilowattstunden Strom ins Netz einspeisen“, fasst Stefan Panhuber die Ergebnisse des ersten Betriebsjahres zusammen. Das rechnet sich trotz der Tatsache, dass nur die ersten 25 Megawattstunden frei verbraucht werden können. Für die restlichen 175 Megawattstunden sind immer noch 1,5 Cent Elektrizitätsabgabe fällig.